Henry Klix über den politischen Obstweinkater nach dem Blütenfest: Ein Gläschen zu viel

Ein Obstwein-Kater ist eine zähe Sache. Und wer weiß: Vielleicht war es auch bei einzelnen Mitgliedern der „Volksparteien“ beim Blütenfest in Werder an der Havel ein Gläschen zu viel. SPD und CDU lieferten sich gestern jedenfalls einen schwindelerregenden Streit: Bei ihrer Landtags-Fraktionspressekonferenz hatte die SPD am Vormittag den Entwurf ihres Wahlprogramms vorgestellt. Ein Punkt lautet: „,Koma-Saufen’ und ,Flatrate-Partys’ mit unbegrenztem Alkoholangebot sagen wir den Kampf an. Veranstaltungen, die dem Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen Vorschub leisten, werden wir per Gesetz verbieten.“

Die gemeinsame Replik der CDU-Landtagsfraktionschefin Saskia Funck mit Werders Bürgermeister Werner Große trägt die bizarre Überschrift: „Wahlprogramm der SPD Brandenburg: SPD will Baumblütenfest verbieten!“ Und weiter „erstaunt“: „Wird jetzt das Baumblütenfest verboten? Die SPD muss sich fragen lassen, was sie mit diesem undifferenzierten Verbot bezwecken will.“

Nüchterne Frage: Wer hat hier eigentlich als erster behauptet, dass das Baumblütenfest ein Jugendbesäufnis ist, oder sagen wir besser sei?

Werders SPD-Landtagsabgeordnete Susanne Melior versicherte dazu auf Anfrage, dass mit dem Passus des Wahlprogramms das Baumblütenfest keinesfalls gemeint sei. „Das würde dem Charakter des Festes auch nicht gerecht, bei dem man in der Sonne sitzt und Obstwein verkostet.“ (Naja.) Vielmehr habe man Diskotheken im Visier, die mit dem Eintrittspreis das Flatrate-Saufen gleich mitverkaufen. Auch Funck und Große versichern natürlich, „gegen Koma-Saufen und Flatrate-Partys“ zu sein. Doch: „Präventiv Traditions-Veranstaltungen zu verbieten, nur weil dort Alkohol ausgeschenkt wird, schießt eindeutig über das Ziel hinaus.“ Da schmerzt der Schädel!