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Potsdam-Mittelmark: Ein Hafen für mehr

In den Havelauen Werder hofft man mit Burchardi & Co. auf einen Neuanfang an künstlicher Bucht

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Von Henry Klix

Werder (Havel) - In den Havelauen werden jetzt kleinere Brötchen gebacken. Nachdem man sich endgültig von der Vision eines Spaßbades verabschiedet hat – bekanntlich gibt es dafür nur in Potsdam Fördermittel – kommen dem Büroleiter der Mega Entwicklungs AG, Steffen Lehmann, nun ganz andere Gedanken. So auch, als er vor einem Jahr in der Zeitung von den Schwierigkeiten Armin Burchardis (junior) in der Schiffbauergasse in Potsdam las: Seine Werft ist bereits vom neuen Kultur- und Gewerbestandort verdrängt worden, für die 60 Bootsliegeplätze macht sich Burchardi nur noch wenig Hoffnung. „Die wollen mich in Potsdam nicht“, ist er überzeugt. Der Anruf von Steffen Lehmann kam ihm deshalb sehr gelegen.

Nach zähen Verhandlungen kam es zum Vertragsabschluss. Burchardi hat am Ende der künstlichen Bucht eine Fläche von 7500 Quadratmeter erworben, eventuell kommt irgendwann eine halb so große Nachbarfläche dazu. Dazu kaufte er das komplette, 86000 Quadratmeter große Hafenbecken. Bis zur kommenden Saison will der aus Berlin-Spandau stammende Schiffsbaumeister eine Steganlage mit 100 Liegeplätzen und Rundum-Service sowie eine Werfthalle bauen, in der Boote verkauft und repariert werden sollen. Zwischen 30 und 170 Euro soll ein Liegeplatz, je nach Größe, monatlich kosten. Auch 30 Wasserwanderplätze sind geplant. Gemeinsam mit Sylvia Arndt vom Potsdamer Bootshandel „aqua marin“, der ebenfalls keine Heimat mehr an der Schiffbauergasse haben konnte, gründete er dazu eine GbR. Etwa 300000 Euro will das Duo hier investieren. Das damit verbundene, gemeinsame Ziel: ein Startsignal geben für weitere Entwicklungen.

Steffen Lehmann spricht schon jetzt von einem Interessenten für eine Urlaubssiedlung an der Südecke zum Großen Zernsee. „Dazu müssen nur die Segel im Hafenbecken blinken.“ Und Armin Burchardi kann sich vorstellen, im Jahr 2006 noch eine Ladenzeile für Maritim-Bedarf an der Straßenseite seines Grundstückes zu bauen. „Dazu muss es aber erstmal Mieter geben.“ Das „Wassersportzentrums“ ist also ausbaufähig: Im Hafenbecken gibt es zudem Platz für weitere 300 Bootsliegeplätze. Ein Teil davon, stellt sich Burchardis Geschäftspartnerin Sylvia Arndt vor, ließe sich auch für schwimmende Ferienhäuser verwenden. Und auch auf die Ansiedlung eines Bootscharterunternehmen und eines Gastronomen wird gehofft. Das Investorenduo glaubt fest an die Potenziale, die für Wassersport und Wassertourismus in den Havelauen noch bestehen.

„Werder ist der ideale Ausgangspunkt für Törns in der unteren Havel, nach Berlin, Potsdam oder zur Mecklenburgischen Seenplatte“, sagt Sylvia Arndt. Die Einbettung in die Landschaft und auch die Anbindung an die RegionalBahn nach Berlin und an die A10 seien „beispiellos“, so Arndt. Werders Beigeordneter Hartmut Schröder (CDU) schließt sich den Schwärmereien gerne an, was die künftige Bedeutung des neuen Hafens für das touristische und wirtschaftliche Gedeihen der Stadt angeht. „Er wird mal zum Bindeglied zwischen City und Havelauen.“ Für die Mega AG – seit Anfang 2003 in Insolvenz – ist das Investorenduo offenbar ein guter Griff. Über den Kaufpreis herrscht Stillschweigen, man habe Burchardi und Arndt aber Spielräume eingeräumt, gesteht Lehmann. Dafür muss das Geschäftsduo aber innerhalb der nächsten drei Jahre für die Ersatzmaßnahmen aufkommen, die für den 1997 durch die Mega ausgegrabenen, riesigen Stichhafen noch zu leisten sind.

Drei Biotope werden an der Nordseite des Hafenbeckens und am Zernsee entstehen, zwei Teiche angelegt und 150 Bäume gepflanzt. Die Mega AG ist damit von Verpflichtungen im Bereich von 350000 Euro erlöst, freut sich Lehmann. Burchardi wiederum wird vieles durch Eigenleistungen erledigen können – in Berlin unterhält er noch ein Unternehmen für Wasser- und Stegebau, das zum Einsatz kommen soll. Steffen Lehmann hofft zudem, dass mit dem Hafen Bewegung in den Verkauf von Eigenheimen kommt. 600 Einwohner gibt es in den Havelauen, 2500 bis 3000 sollen es mal werden. „Viele Interessenten wollten warten, bis sie hier die Chance haben, ein Boot zu chartern oder einen Liegeplatz zu mieten.“ Und auch die Gewerbeflächen sind mit Burchardi & Co. erst zu 60 Prozent ausgelastet, im Bürohaus in der Mielestraße stehen 80 Prozent leer. Lehmann könnte für seine Mega AG ein paar Synergien also gut gebrauchen. Im Internet unter: www.halvelauenwerder.de

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