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Potsdam-Mittelmark: Ein Haus mit vielen Raffinessen

Am Freitag wurde der Neubau des Stahnsdorfer Gymnasiums an die Schulleitung übergeben. Landkreis investierte 17 Millionen Euro

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Stahnsdorf - Es ist die größte Investition, die der Landkreis Potsdam-Mittelmark je getätigt hat. 17,3 Millionen Euro hat der Neubau des Gymnasiums an der Stahnsdorfer Heinrich-Zille Straße gekostet. Die Sporthalle wird bereits genutzt – am Freitag wurde nun das Schulgebäude an Direktor Ulrich Klatt übergeben. Erstmals hatte auch die Presse Gelegenheit, das Haus zu besichtigen. Im Unterschied zu manch anderem öffentlichen Bauvorhaben sei der Kostenrahmen exakt eingehalten worden, sagte André Hohmann, Fachdienstleiter für Schul- und Gebäudemanagement im Landratsamt. Auch der Zeitplan ist nicht aus den Fugen geraten – wie vorgesehen kann das neue Gymnasium zum Schuljahresbeginn am 5. August bezogen werden. Zu diesem Anlass erhält es den Namen „Vicco von Bülow“.

Wie berichtet haben die hohen Anmeldezahlen den Bau eines dritten vom Landkreis getragenen Gymnasiums in der Region erforderlich gemacht. Die Schule als solche gibt es bereits, sie wurde vor vier Jahren an einem provisorischen Standort in Teltow eröffnet. Die 410 Schüler ziehen jetzt nach Stahnsdorf um. Zudem werden am 5. August 118 neue Schüler der Klassenstufe 7 aufgenommen, kündigte Schulleiter Klatt an. Der Andrang ist groß, ursprünglich gab es 160 Anmeldungen. Viele Mädchen und Jungen mussten an andere Gymnasien der Region umgelenkt werden.

Beim Betreten des zweistöckigen Schulgebäudes fällt sofort auf, dass alle Räume einschließlich der Flure lichtdurchflutet sind. Dafür sorgen große Fensterflächen und zwei Lichthöfe. „Unsere Intention war, dass alle Räume flexibel genutzt werden können“, sagte Architektin Dominica Sander. So gibt es auf den Fluren Lern-Nischen und Treffpunkte, die Cafeteria kann auch für Feiern genutzt werden. Die Betonwände sind meist unverputzt und nur mit einem farblosen Überzug behandelt worden – eine praktische Variante, die im Vorfeld nicht unumstritten war. Die Architektin setzt indes auf ein Zusammenspiel mit warmen Materialien wie dem Holzparkett in der Aula.

Heizkörper gibt es nicht – das Gebäude wurde mit einer Be- und Entlüftung inklusive Wärmerückgewinnung ausgerüstet. Lediglich eine kleine Pelletheizung soll für die Wärmezufuhr sorgen: Eine Ausstattung, die niedrige Betriebskosten verspricht. Schüler und Lehrer werden sich jedoch erst daran gewöhnen müssen, dass die Fenster eines solchen sogenannten Passivhauses in der Regel nicht geöffnet werden.

Das Gebäudemanagement des Landratsamtes und die Schulleitung seien von Anfang an in die Gestaltung des Gebäudes involviert gewesen, sagte Hohmann. „Es gab keine Entscheidung, die letztlich nicht von uns mitgetragen wurde“, bestätigte Schuldirektor Klatt. Entstanden sei ein Gebäude mit einer phantastischen technischen Ausstattung und vielen Raffinessen. So gibt es in jedem der 28 Unterrichtsräume und Fachkabinette sogenannte Interaktive Schultafeln mit einem Beamer, Lehrer und Schüler bringen ihre Vorbereitungen auf einem Stick mit in die Schule und nach dem Unterricht kann das Tafelbild gespeichert werden. Die Schüler sitzen auf ergonomischen Stühlen – diese können schnell entsprechend der Körpergröße verstellt werden, und sie scheinen kippelsicher. Klar strukturiert wirkt das Außengelände. Dort gibt es Sitzgruppen für den Unterricht im Freien, die noch durch Sonnensegel ergänzt werden sollen. Zwischen Turnhalle und Schulgebäude befinden sich die Außensportanlagen. Tischtennisplatten werden demnächst aufgestellt.

Für Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger) hat sich bereits jetzt bestätigt, dass der Landkreis für sein Gymnasium den richtigen Standort gewählt hat. Gemeinsam mit dem benachbarten Gelände des Regionalen Sportvereins RSV und der Sporthalle sei ein komplexer Campus entstanden. Das Gymnasium sei aus allen Teilen der Region gut zu erreichen, so Albers, aus Teltow und Kleinmachnow kommen die Busse im Zehn-Minuten-Takt. Und die Zufahrt über die Heinrich-Zille-Straße – heute noch mit Kopfsteinplaster – werde von der Gemeinde kurz- oder mittelfristig saniert, kündigte er an.

ZAHLEN UND FAKTEN

Zur Einweihung und Namensgebung wird am 5. Oktober, um 13 Uhr in das Stahnsdorfer Gymnasium an der Zillestraße eingeladen. Schüler und Lehrer haben sich bereits im vergangenen Jahr für den Karikaturisten, Regisseur und Schauspieler Vicco von Bülow (1923-2011) alias Loriot als Namenspatron entschieden.

Loriot war gebürtiger Brandenburger. Seine Erben haben ihr Einverständnis erklärt, das Stahnsdorfer Gymnasium nach ihm zu benennen. Auch der Kreistag stimmte zu. Mehrere seiner bekannten Karrikaturen sollen nun auch im neuen Gymnasium zu sehen sein. Die Auswahl erfolge in Abstimmung mit der Familie Vicco von Bülows, sagte Schuldirektor Ulrich Klatt.

Am Gymnasium wird besonderer Wert auf sprachliche, musische und sportliche Bildung gelegt. Mit dem benachbarten Regionalen Sportverein gibt es eine Kooperation. Die Gesamtkosten für den Schulneubau betragen 17,3 Millionen Euro, fünf Millionen Euro entfallen auf die Sporthalle, die bereits im November 2012 eingeweiht wurde. 4,1 Millionen Euro kommen als Fördermittel aus dem Konjunkturpaket II des Bundes. Laut Raimund Kröger vom Fachdienst Schul- und Gebäudemanegament des Landkreises waren insgesamt 43 Firmen an dem Bau beteiligt. Entstanden sind 22 Unterrichtsräume, neun Fachkabinette, sechs Gruppenräume, eine Aula sowie eine Cafeteria mit Ausgabeküche.

Konzipiert ist das neue Gebäude als dreizügiges Gymnasium. Ab kommendem Schuljahr werden dort die Klassenstufen 7 bis 11 unterrichtet. Die Klassenstufe 7 wird jedoch aufgrund des großen Bedarfs bereits vierzügig sein. Ob das neue Gymnasium noch erweitert werden muss, werde sich im Zuge der weiteren Schulentwicklungsplanung für die Region zeigen, sagte der zuständige Fachdienstleiter des Landratsamtes, André Hohmann. In Erwägung gezogen werde der Bau eines zusätzlichen Pavillons neben der Sporthalle. (ldg)

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