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Potsdam-Mittelmark: Ein historischer Tag

Der Queen-Besuch auf dem Südwestkirchhof gilt als eine Geste der Versöhnung

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Der Queen-Besuch auf dem Südwestkirchhof gilt als eine Geste der Versöhnung Stahnsdorf - Queen Elizabeth ist sichtlich erstaunt. Gerade hat sie die Bilder gesehen, die die kleine Stahnsdorfer Delegation mitgebracht hat und die den britischen Soldatenfriedhof zu Beginn der 80er Jahre zeigen. Wenn die Briten dort am „Remembrance Day“ der gefallenen Soldaten gedachten, kamen Hunderte Menschen aus der Region, standen auf den Mauern und kletterten auf die Bäume, um etwas zu sehen. „Das war sehr mutig von Ihnen“, sagt die Queen zu einer von ihnen, Birgit Preiß. Die Antwort der Frau aus Stahnsdorf: „Wir fanden uns damals gar nicht so mutig.“ Die Queen geht bei jedem Staatsbesuch auf einen britischen Soldatenfriedhof. Wegen Leuten wie Birgit Preiß hat sie diesmal Stahnsdorf ausgesucht und will das als ein Zeichen der Versöhnung verstanden wissen. Birgit Preiß hätte der Queen auch gern gesagt, dass sie froh ist, dass die Geschichte es ihr ermöglicht, dass sie sich heute hier treffen. Aber als die Queen vor ihr steht, klopft ihr das Herz zu sehr. Auch Jürgen Ohmann wird die Ehre zuteil, der Queen vorgestellt zu werden. Der heute 69-Jährige hat zu DDR-Zeiten häufig den „Remembrance Day“ besucht, an dem in Stahnsdorf der 1200 begrabenen Soldaten gedacht wurde. „Mir war es wichtig, den Menschen zu gedenken, die im Krieg umgekommen sind. Welcher Nation spielte keine Rolle“, sagt der Stahnsdorfer. Und natürlich war der Gedenkakt der Briten, bei dem auch die Gesandten der anderen CommonwealthStaaten teilnahmen, „wie der Blick durch ein Loch in der Mauer“. Die DDR-Staatsmacht beobachtete das Interesse ihrer Bürger an der britischen Zeremonie mit Argwohn. Viele, die am zweiten Novembersonntag vor dem Commonwealth-Soldatenfriedhof standen, mussten am Tag danach in ihren Betrieben zum Rapport, die Staatssicherheit machte eine Notiz in ihren Akten. 1988 verbot die Obrigkeit sogar die Teilnahme am „Remembrance Day“ und versperrte den Zugang zum Südwestkirchhof. Grotesker Wesie wurde das Vorgehen damit begründet, dass es Wunsch der Briten gewesen sei, das Gelände abzusperren. Mit ihrer Entscheidung, den Stahnsdorfer Südwestkirchhof zu besuchen, würdigte die Queen „die Tat und den Mut einfacher Menschen, die etwas für die Würde und Sitte eines Friedhofes getan haben“. Der Eintrag des Königspaars ins Gästebuch des Kirchhofes – Elizabeth und Philip steht in feinem Schriftzug geschrieben – gilt daher als außergewöhnliche Geste. Eine besondere Anerkennung. Mit Ankunft der Queen auf dem Soldatenfriedhof – Stahnsdorfs Bürgermeister Gerhard Enser empfing Ihre Majestät – legte sich eine feierliche Stimmung über das Areal. Respektvolle Stille begleiteten das Gebet und das Vaterunser von Bischof Wolfgang Huber und den Gang der Königin über die Kriegsgräberstätte. Etwa 150 geladene Gäste, unter ihnen die sechs Botschafter des Commonwealth, ehemalige britische Soldaten und Mitarbeiter der Kirche, die zu DDR-Zeiten die Gräber pflegten, verfolgen die Zeremonie. Außerdem wurden 150 weitere Besucher auf das Areal gelassen. Hinter der eingezäunten Anlage beobachten weitere Schaulustige den Queen-Besuch. Als Ihre Majestät Stahnsdorf verlässt, sind Minuten der Besinnung und des stillen Nachdenkens verstrichen. Und bei vielen lässt sie das Gefühl zurück, Zeuge eines besonderen Ereignisses geworden zu sein.

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