Potsdam-Mittelmark: Ein Kameramann als Hobby-Fotograf
Der Bulgarische Kameramann Emil Paneff stellt Caputher Fotoimpressionen im Heimathaus aus
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Der Bulgarische Kameramann Emil Paneff stellt Caputher Fotoimpressionen im Heimathaus aus Von Gerold Paul Schwielowsee-Caputh. Scherben bringen Glück, aber bringen mehr davon auch mehr davon? Der gebürtige Bulgare Emil Paneff wird es erfahren. Ihm sind nämlich kürzlich bei der Präsentation seiner kleinen Fotoausstellung „Impressionen Caputh 2002/2003“ in Hof und Sommerküche der dortigen „Heimatstube“ gleich zwei der auf Staffeleien stehenden Rahmen zu Bruch gegangen. Festgeschnallt waren sie nicht. Der einst so umtriebige Kameramann, lange Zeit im Sportbereich für das Ostfernsehen tätig, nach 1990 für den MDR, lebt jetzt im Ruhestand. Nun stellt er beim örtlichen Heimatverein aus, welcher, noch immer mit größter Liebe und Sorgfalt, die schilfbedeckte Hütte hinterm Schlosszaun umsorgt. Hier ist Alt-Caputh. Neueste Attraktion: Jener Kinderwagen der gehobenen Kategorie, welcher vor einem Jahr noch der Restauration bedurfte, ist jetzt in seiner ganzen Pracht das Prunkstück der Heimatstube. Drinnen ist alles picobello, deutsche Hausfrauenart, draußen prangt ein schön gepflegter Kräutergarten. Die Nachbarin besorgt ihn, seit Jahren, schon. Ein überschaubarer Freundeskreis im Hof zur Vernissage: Kulinarisches stand bereit, Luise und Ineke von der Caputher Musikschule spielten Werke von Händel und Mozart. Dazu las man, nahe liegend, aus den Werken des bulgarischen Schriftstellers Ivan Vasov. Seit 1961 also lebt Emil Paneff in Caputh, hier hat er seine Liebe gefunden, hier geht er oft auf Foto-Reise. Die ausgestellten Bilder (1992/93 entstanden) zeigen Alltags-Situationen, eine Landschaft am Ufer mit oder ohne segelnde Boote, Schloss Caputh mit oder ohne Park, Porträts mit erheblichem Wiedererkennungs-Effekt, für die Caputher, alles Color. Auch Winterliches ist dabei, schön zur Kühlung dieser heißen Tage. Alles ist völlig unspektakulär, und darin scheinen auch Geheimnis und Charme dieser Exposition zu liegen. Könnten andere dergestalt fotografieren? Emil Paneff stellt die Geduld des Fotografen der Eile des Kameramannes entgegen: Solche Sachen zu machen, braucht Ruhe und Zeit, beides gut für ruhlose Rentner. Und wie um sich zu versichern, gibt er sich als dialektischer Fuchs zu erkennen: Nein, ich bin Kameramann, kein Fotograf, meine Bilder sind Dokumente, nicht Kunst. Recht hat er. Schön war es trotzdem, zur Vernissage. Sein Leben ging merkwürdige Wege: Von Bulgarien aus verschlug es ihn an die Prager Filmhochschule, wo er statt Kamera Filmproduktion zu studieren hatte. An der Babelsberger HFF holte er sein Wunschfach nach. „Die Heiden von Kummerow“ waren sein Opus Eins, doch als echter „Rundum-Mann“ (Allrounder) tat er wohl immer das Nötige, drehte für das bulgarische Armee-Filmstudio, für das regionale Ostfernsehen in Halle, berichtete über die verunglückten Olympischen Spiele in Moskau, fertigte seit 1990 etwa 30 Porträts von „Spitzensportlern“ an. Täve Schur ist ihm noch heute der liebste. Auch das Fußballspiel Ost gegen West, 1990 in Dresden, hat er dergestalt begleitet. Von seinem 30-jährigen Berufsleben zeugt, ganz bescheiden, eine Tafel mit Zeitungsausschnitten, wo Emil Paneff an der Seite mancher Prominenz, wie Udo Lindenberg, zu sehen ist. Fotos macht der alerte Mann nur nebenbei, aus Freude am Spaß. Einfach so. Seine Haltung ist einfach entwaffnend: Immer auf dem Teppich bleiben! Wem sie gefallen, gut, wem nicht, sollte den Fotografen wechseln. Die Präsentation seiner Werke ist nicht ohne Reiz: Auf dem Hof stehen sie, wo Platz ist, in der Sommerküche hängen sie, neben allerlei Gerät, wo eben Platz ist. Das hat einen ungeheuren Reiz. Wer in den nächsten beiden Wochen mal die Heimatstube besucht – schon wegen des „Prachtstückes“ lohnenswert – schaut sie sich einfach an. Und alles ist gut. Viel Glück denn!
Gerold Paul
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