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Potsdam-Mittelmark: Ein mal Eins unter Afrikas Halbmond

Verein Kinderhilfe Gambia aus Zossen hilft einer Schule im kleinsten Land des armen Kontinents

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Verein Kinderhilfe Gambia aus Zossen hilft einer Schule im kleinsten Land des armen Kontinents Von Ingrid Falke Die Sonne glüht bereits am frühen Mittag an Gambias Himmel. Die Regenzeit geht in dem kleinsten Land Afrikas, in dem rund 1,5 Millionen Menschen leben, gerade zu Ende. In der Gemeinde Bakau schützen sich Mädchen und Jungen mit Stühlen vor dem Nass und rennen über das weitläufige Schulgelände zu ihrem „Klassenzimmer“ im Grünen. Die Kinder winken freundlich, scheinen Besuch gewohnt zu sein in der „Bakau New Town Primary School“. Der Besuch kommt von weit her. Im Direktorenzimmer sitzen Hannelore Hoffmann-Ganswindt und Kerstin Wenzel vom Verein Kinderhilfe Gambia in Zossen (Teltow-Fläming). Hoffmann-Ganswindt hält ihre Tasche fest. Bündelweise Dalasi – Banknoten in der Währung von Gambia – will die Vereinsvorsitzende an die Schule übergeben. Das Geld wurde von Paten in Deutschland gesammelt. Damit diese sicher sein können, dass das Geld auch wirklich in der Schule ankommt, überreichen es die beiden Frauen persönlich gegen Quittung. Die deutschen Pateneltern zahlen mindestens 50 Euro im Jahr für ihr Patenkind. Ein Teil des Geldes geht an die Schule, den anderen Teil erhalten die gambianischen Eltern für Schuluniform, Schuhe, Ranzen und Stifte ausgezahlt. In dieser staatlichen Grundschule verfolgen 40 Mädchen und Jungen der 1. Klasse gespannt den Unterricht. Dicht gedrängt sitzen sie an großen Tischen und schreiben mit Bleistiften in ihr Heft. Sie tragen hellblaue Kleidung. Alle haben Schuhe. „In der Schule fehlt es an Unterrichtsmaterial“, erläutert Lehrerin Rohey Sonko den Gästen. „Hefte und Stifte sind immer willkommen.“ Da es mehr Schüler als Klassenräume gibt, findet der Unterricht abwechselnd vormittags und nachmittags oder unter freiem Himmel statt. Bis zur 5. Klasse müssen die Eltern 750 Dalasi (25 Euro) pro Jahr bezahlen. Später erhöht sich der Betrag. „Deshalb können nicht alle schulpflichtigen Kinder den Unterricht besuchen“, weiß die Lehrerin. Nur etwa die Hälfte der Kinder sei registriert. Die Besucher reisen weiter: Vor der Schule wartet der langjährige gambianische Partner des Vereins, Soul Camara, mit dem Auto des Vereins. „Ohne ihn läuft gar nichts“, betont Hoffmann-Ganswindt. Er wisse immer, was zu tun sei, habe viele Verbindungen im Land. Für die Gäste aus Deutschland, die zwei Mal im Jahr die Schule aufsuchen, ist er ein wichtiger Partner. Während sich der Verein in Deutschland um Paten und Geld kümmert, spürt Camara als Angestellter der Organisation in Gambia besonders bedürftige Kinder auf. Zu ihnen gehören beispielsweise die 11-jährige Hawa und der 13- jährige Bakary. Sie erwarten die Gäste aus dem fernen Brandenburg im Hof. Die Familie erzählt über ihren Alltag. Kleine Präsente und ein paar Euro lassen die Kinder staunen, die Kerstin Wenzel zum Abschied noch rasch für ihre Pateneltern in Deutschland fotografiert. Auslöser für ihr Engagement in Gambia sei ein Urlaub 1998 in dem westafrikanischen Land gewesen, erinnert sich Hoffmann-Ganswindt. „Danach hatte ich nichts anderes im Kopf als in diesem armen Land helfen zu wollen. Ich wurde selber Pate eines Schulkindes, zu dem ich heute noch Kontakt pflege.“ Über Medien fand die Mitfünfzigerin in Deutschland zunächst 68 Eltern, die eine Patenschaft übernahmen. „Viele unter ihnen sind nicht nur zahlende Eltern, sondern kümmern sich auch persönlich um ihre Kinder in Gambia.“ So manche deutsche Famile bewahre Zeugnisse oder Briefe von ihren afrikanischen Patenkindern auf. Im Juni 2000 schlossen sich die engagierten Mitstreiter zum Verein Kinderhilfe Gambia in Zossen zusammen. Der Verein hat derzeit 627 Mitglieder und bisher viel bewirkt: 160 Schulen und 978 Kinder betreut Hannelore Hoffmann-Ganswindt in Gambia. Sechs Stunden braucht der Wagen unter anderem in die Schule nach Brikama, die am weitesten von der Hauptstadt entfernt in südlicher Richtung liegt. In Gambia rechnet man nicht in Kilometern, sondern in Zeit. Die Straßen sind oft sehr schlecht. „Doch der Aufwand, die Anstrengungen und die Liebe zu den Menschen stehen in einem guten Verhältnis und jedes Kind wird auf seinem Weg begleitet“, ist Hannelore Hoffmann- Ganswindt überzeugt. Weiteres im Internet unter: www.kinderhilfe-gambia-ev.de

Ingrid Falke

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