Potsdam-Mittelmark: Ein Mützchen für den Brunnen
Ingeborg Lauwaßer will mit dem Kuturverein Werders Insel und ihren Marktplatz dauerhaft beleben
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Werder - Vermutlich ist Ingeborg Lauwaßer ein Glücksfall. Seit sie auf Werders Insel aktiv ist, wird Kommunikation zwischen den Insulanern groß geschrieben, ihre Ideen kommen an, sind originell und praktikabel. Sie ist Vorsitzende des Kulturvereins Inselstadt e.V. : Taten müssen her, das ist das Motto dieser vor Ideen strotzenden Frau. Und so initiierte sie mit ihrem jungen, damals noch in Gründung befindlichen Verein, als erstes das Bankenviertel. Das war eine Aktion, bei der Ladenbesitzer und Künstler reale Sitzmöbel mit kreativen Ideen künstlerisch veränderten und verschönerten.
Bis September dieses Jahres ging diese Aktion, und schon im Monat darauf war Neues zu sehen: Künstler marschierten im Oktober ins Rathaus ein und stellten aus. Ingeborg Lauwaßer steht Freude ins Gesicht geschrieben über den schon jetzt mit viel Lob bedachten Coup, die Werderaner Inselstadt quasi mit ihrem Verein in Künstlerhand zu übernehmen: Die Auftaktveranstaltung im Rathaus jedenfalls hatte beste Beteiligung und Resonanz (PNN berichteten). Jetzt überwintern die Bilder und Objekte als kleine Einzelausstellungen in den 24 Läden der Insel. Noch bis Februar nächsten Jahres sind dort alle Kunstexponate zu sehen. Inzwischen gibt es auch Absprachen zwischen den beteiligten Künstlern, die einzelne Werke miteinander austauschen. Es lohnt sich also allemal und wiedermal ein Spaziergang über die Insel.
Ingeborg Lauwaßer plant indes längst schon in das nächste Jahr hinein: Sie möchte unbedingt den Marktplatz kontinuierlich beleben, bisher musste jede Veranstaltung einzeln neu beantragt, genehmigt und bezahlt werden. Wenn aber handwerkliche Traditionen und kulturelle Projekte wirklich wachsen, ins öffentliche Bewusstsein gehoben werden und zum schönsten Alltag gehören sollen, sei eine komplexe Nutzung und Bewirtschaftung der wunderschönen Inselmarktplatzes wichtig, um viele Initiativen zu bündeln. So verschieden die Interessen der Anlieger sein mögen, die Stadtverwaltung werde sich der Frage annehmen müssen. Jedenfalls hat Lauwaßer schon für Ostern vor, den Marktbrunnen als Kunstwerk im öffentlichen Raum erlebbar zu machen. Sie greift den Brauch des Osterbrunnenschmückens auf und wird dem Brunnen aus Geflecht oder aus Metall ein Mützchen spendieren, das dann mit eigens von Anwohnern, Besuchern und Künstlern bemalten und gestalteten Ostereiern geschmückt werden soll. Schon jetzt kann sich jeder, der dabei mitmachen möchte, bei Ingeborg Lauwaßer melden.
Die umtriebige Vereinsvorsitzende überlegt auch, regionales Geld als Rabattmöglichkeit und als zusätzliches Zahlungsmittel auf Werders Insel einzuführen. Sie hat bereits ihre Sensoren zu den Geldmachern der „Havelblüten“, einem ähnlichen regionalen Projekt, ausgefahren und verspricht sich das rege Interesse ihrer Gewerbetreibenden. Noch im Winter kommt allerdings der schon erprobte Altstadttaler in die Geschäfte. Den „bäckt“ sie selbst aus einer hellen Knetmasse, etwa 800 Stück sollen es werden. Mit dem ersten Advent und ab einem Einkaufswert von zehn Euro erhält der Kunde diesen Taler in allen Inselläden. Schon am vierten Advent bekommt er dafür bei einer weihnachtlichen Veranstaltung mit Selbstgebackenem und Glühwein garantiert ein Geschenk ausgelost, das von den Gewerbetreibenden zur Verfügung gestellt wird.
Für die kommende Saison ist ein Fotobüchlein in der Planung und noch in diesem Jahr wird Ingeborg Lauwaßer bei einer Bank des Ortes vorstellig werden. Sie hat von einer lebensgroßen Kuh als Werbeträger erfahren... Warum sollte es davon nicht noch zwei oder drei geben, die von Künstlerhand verschönt einen Inselplatz einnehmen könnten. Ingeborg Lauwaßer denkt wohl auch daran, aus ihrem Engagement ein berufliches Standbein zu machen. Auf die Frage, wovon sie eigentlich lebe, winkt die agile Frau leise ab – das werde sich bald finden.
Magda Gressmann
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