Potsdam-Mittelmark: Ein neues Haus für „Frau Caputh“
Weisse Flotte baut neuen Servicestützpunkt am Gemünde mit Radverleih, Tretbootverleih und Bistro
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Schwielowsee - Das Fahrkartenhaus der Weissen Flotte am Caputher Gemünde hat rund 40 Jahre auf dem Buckel. Fahrkartenverkäuferin Helga Kisant überklebt die trostlose Fassade seit Jahren mit Zeitungsartikeln über Neuigkeiten aus Caputh. Leute bleiben stehen, lesen die Artikel. Frau Kisant kommt aus dem Kiosk und ins Gespräch – auch über lohnende Ausflugsziele und die Dampferabfahrtzeiten. Ihr Chef Jan Lehmann spricht von „einer meiner wertvollsten Mitarbeiterin“ – für ihn ist Helga Kisant „Frau Caputh“.
Jahr für Jahr fahren 80 000 Passagiere der Weissen Flotte – ein Drittel der Fahrgäste – in Richtung Caputh, Ferch und Werder (Havel). „Caputh, der Templiner See, der Schwielowsee und Werder sind neben den Potsdamer Schlössern ganz wichtige Ziele für unsere Fahrgäste“, sagt Geschäftsführer Lehmann. Dem soll jetzt Rechnung getragen werden: Lehmann stellte gestern die Pläne für einen Neubau am Gemünde vor, in dem nicht mehr nur Fahrkarten verkauft werden sollen. Ein Radverleih, ein Bistro und ein kleiner Tretbootverleih sind außerdem geplant. Mit interessierten Pächtern laufen die Gespräche. „Wenn der Winter uns keinen Strich durch die Rechnung macht, soll der Neubau zur Flottenparade 2011 stehen“, so Lehmann. Am 17. April wolle er den Neubau gern mit Luftballons schmücken. Erfahrungsgemäß seien die Ufer am Gemünde dann mit Menschen gefüllt.
Das Servicehäuschen aus Holz und Glas wird mit 42 Quadratmeter Nutzfläche etwas größer als sein abrissreifer Vorgänger. Lehmann spricht von Investitionskosten von 80 000 Euro. Die Gemeindevertretung hat am Mittwoch einem Erbbaupachtvertrag für das Grundstück zugestimmt. Jetzt kann Lehmann den Bauantrag einreichen. Für ihn ist das Projekt auch ein Dank ans Rathaus für die Bemühungen um den „Staatlich anerkannten Erholungsort“. „Der neue Titel ist für die Unternehmer eine Chance“, meint Lehmann, der in Caputh lebt. Sie müssten nun aber auch selbst aktiv werden, um den Tourismus zu befördern.
Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) freut sich besonders, dass hinter dem Neubau – am Weg zum Parkplatz – auch eine von der Weissen Flotte betriebene, öffentliche Toilette entstehen wird. Im Tourismuskonzept seien fehlende Toilettenstandorte als eines der Defizite beschrieben. Helga Kisant fragte sich gestern derweil beunruhigt, wo sie künftig ihre Zeitungsartikel aufhängt. Auch hierfür gibt es schon eine Lösung: Neben der Schautafel mit den Abfahrtzeiten wird es eine zweite für „Frau Caputh“geben, versprach ihr Chef. Henry Klix
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