Potsdam-Mittelmark: „Ein New Yorker Gefühl“
Comedian Gayle Tufts spielt in Kleinmachnow
Stand:
Frau Tufts, Sie testen Ihr Programm vor der eigentlichen Premiere im Berliner Tipi am morgigen Freitag im KultRaum Kleinmachnow. Warum gerade hier?
Die Vorsitzende des KultRaumes trat schon als Sopranistin in meiner Weihnachtsshow auf. Für uns ist es ein großer Vorteil, eine Vorpremiere im KultRaum zu machen. Die Atmosphäre ist wie in einem Wohnzimmer. Hier kann man die Comedy testen und schauen, wo es Löcher im Programm gibt und was vielleicht gar nicht funktioniert. Manchmal improvisiere ich auch etwas, was dann so gut ankommt, dass wir es mit in das Programm aufnehmen. Nur leider können wir das Streichtrio, das eigentlich im Hintergrund spielen sollte, im KultRaum nicht mit auftreten lassen. Dazu ist der Raum dann doch zu klein.
Waren Sie denn schon im KultRaum?
Ja, das ist jetzt der dritte Auftritt. Ich bin sehr oft außerhalb Berlins auf den Bühnen. Da sind die Leute oft dankbar, dass man kommt und ein bisschen Großstadtflair verbreitet. Als Amerikanerin bin ich immer wieder überrascht, dass es so viele kleine Kulturorte wie in Kleinmachnow gibt. Hier sagen die Leute: Wir probieren etwas, auch wenn das nicht riesig ist. Es ist ein New Yorker Gefühl, das auch die KultRaum-Vorsitzende Christiane Heinke hat. Da wird einfach gemacht, statt auf Subventionen zu warten und darauf, dass alles perfekt ist. Mit einer Mischung aus Herz und Chuzpe schafft man hier viel.
Gibt es in Berlin und Brandenburg unterschiedlichen Humor?
Es ist sehr interessant, wo die Leute lachen. Ein klein wenig merkt man da sogar den Unterschied zwischen Berlin und dem Umland, wenn ich gelegentlich auch mal ernsthaftere Themen anspreche. Mein Job ist es aber, den Humor zu treffen. Wobei sich die Unterschiede auch etwas gelegt haben. Zum Jahresende war ich in Teltow zu einer Weihnachtslesung, da habe ich viele alte Freunde aus Kreuzberg getroffen, mit denen ich in den 80ern Kurse gemacht habe. Die Leute sind vor Jahren aus Berlin hierher gezogen, es ist nicht mehr die Provinz, die es vielleicht mal war. Es ist spannend, diese Menschen wieder kennenzulernen, die jetzt teilweise erwachsene Kinder haben.
Flüchten Sie gelegentlich auch aus dem hektischen Berlin ins Umland?
Mein Bühnenpartner kommt aus Bad Freienwalde. Da fahren wir gern für ein hausgemachtes Essen zu den Eltern, neben dem Schreiben von neuen Programmen ist so etwas sehr entspannend. Ich habe auch einen Freund in Potsdam, da ist man nach einer halben Stunde Fahrt in einer anderen Welt. Es ist einfach ruhiger und schöner. Seit ich auf einer Hochzeit im Strandbad Caputh war, fahre ich auch da öfter hin. Die Atmosphäre an dem ruhigen, von Bäumen umgebenen See ist einfach super. Ich werde in Caputh in Ruhe gelassen, die Leute sind freundlich und schauen mich nicht komisch an. Außerdem bin ich da, glaube ich, auch nicht der berühmteste Mensch, Jauch, Joop und Co gehen hier schließlich auch hin. Nach dem Schwimmen nehme ich meist einfach ein Buch in die Hand, und nach fünf Minuten schlafe ich dann am Strand ein.
Der Auftritt im KultRaum ist ausverkauft, ein zweiter Termin steht noch aus.
Gayle Tufts ist Comedian und 53 Jahre alt. Sie ist in Brockton im US-Bundesstaat Massachusetts geboren und lebt seit 1991 in Berlin, ist aber noch Amerikanerin. Mit ihr sprach Enrico Bellin.
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