Potsdam-Mittelmark: Ein passendes Geschenk
Der Wilhelmshorster Gemeindevertreter Gerhard Mühlbach wird heute 75 Jahre alt
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Der Wilhelmshorster Gemeindevertreter Gerhard Mühlbach wird heute 75 Jahre alt Michendorf · Wilhelmshorst - Sogar einen Pirol hat Gerhard Mühlbach zwischen den Wilhelmshorster Kiefernwipfeln schon gesichtet. „In jedem Baum steckt ein kleines Biotop“, ist der im Voigtland gebürtige Rentner überzeugt. Mit dem Baum begann auch seine kommunalpolitische Betätigung: Vor fast 30 Jahren übernahm er die Aufgabe des Baumschutzbeauftragten der Waldgemeinde – und prüfte im Auftrag der Verwaltung ehrenamtlich Fällanträge auf ihre Begründung. Heute wird Gerhard Mühlbach 75 Jahre alt – in der Gemeindevertretung gehört er zu den Aktivsten. Mühlbachs Wort hat Gewicht. Nicht nur, was das örtliche Grün angeht, gilt er als zuverlässige Größe. Als Bauausschusschef in Wilhelmshorst verhinderte er mittels Bauleitplanung, dass weiter zu eng und zu hoch gebaut wird. Als neuer Chef des Michendorfer Sozialausschusses hatte er sofort die Schwachstelle gesichtet: Seine Initiative für einen festen Sozialarbeiter für den Jugendklub Michendorf wird wohl Erfolg haben. Die Art, wie er die Wilhelmshorster ABM-Truppe leitet, ist symptomatisch für den agilen Mann: Drei Stunden am Tag legt er bei den Reinigungsaktionen selbst Hand an. „Ich bin ja Rentner, das hält mich jung“, rechtfertigt er sein Engagement. Auch, als im jüngsten Bauausschuss gefragt wird, wer in Potsdam „sicherheitshalber“ mal Einsicht in die Unterlagen für den neuen Bio-Tech-Park im Sago-Gelände nehmen könnte? Was Mühlbach übernimmt, das läuft, heißt es dann. Dicke Planungsunterlagen, Bauprojekte, Bäume – sie spielten auch im beruflichen Werdegang Mühlbachs eine gewichtige Rolle. In seinem Geburtsort Plauen machte er nach dem Abi eine Lehre als Forstfacharbeiter, studierte dann an der Forstakademie in Tarandt. Als Diplom-Forstingenieur begutachtete und kartierte er Waldbestände in Thüringen und im Harz nach wirtschaftlichem Wert, war danach bei der Wasserwirtschaftsdirektion Erfurt für den Hochwasserschutz und die Bepflanzung an Wasserläufen und Talsperren zuständig. Seit 1975 war Mühlbach am wissenschaftlich-technischen Zentrum der Wasserwirtschaft in Potsdam beschäftigt, kümmerte sich mit polnischen Kollegen um den Hochwasserschutz an der Grenze. Kontakte und Sprachkenntnisse machten ihm die Wende leicht: Er setze seine Tätigkeit im Umweltministerium fort, bevor er vor zehn Jahren in Rente ging. Seitdem hat er mehr Zeit für Kommunalpolitik und Familie. Neben dem Geburtstag hat er in diesem Jahr ein zweites Jubiläum gefeiert: Im Juni war er 50 Jahre mit seiner Frau Annemarie verheiratet. Sechs Kinder gingen aus der Ehe hervor. Mühlbach ist ein Mann der Tat. Gerade, was den Baumschutz für die Großgemeinde angeht, zu der Wilhelmshorst jetzt gehört. Mit der Aufweichung der Landesverordnung gibt es keinen Schutz mehr für die prägende Kiefer. Eine örtliche Satzung, die die Lücke schließt, ist umstritten. Als Ordnungsamtsleiter Peter Richter jüngst erklärte, der Baumschutz sei personell nicht zu schultern, bot sich Mühlbach wieder mal an: Er könnte alle Fällanträge begutachten, die Verwaltung muss nur Bescheide verschicken. „Es geht ja nicht darum, etwas zu verhindern“, sagt er. Nur knapp 15 Prozent der Fällanträge habe er als Wilhelmshorster Baumschutzbeauftragter abgewiesen. Doch Kontrolle müsse sein. „Sonst wird gefällt, weil der Nadelabfall stört“, weiß er. Der Kahlschlag, den Wilhelmshorst in den letzten Wochen erlebte, gibt ihm Recht. Eine Baumschutzsatzung wäre heute Abend deshalb wohl das passende Geschenk für den Jubilar, der die Gemeindevertretersitzung natürlich nicht verpassen wird. (19 Uhr, Gemeindezentrum Apfelbaum, Michendorf). Henry Klix
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