Wasserwerk in Wilhelmshorst: Ein Planspiel zur Gebührensenkung
CDU und SPD erklären, warum in Wilhelmshorst ein Wasserwerk geplant wird, das nicht beschlossen ist
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Michendorf / Nuthetal - CDU und SPD in Michendorf und Nuthetal üben den Schulterschluss: Die Ortsverbände beider Parteien haben bei einer Informationsveranstaltung am Dienstagabend eindringlich vor einer Spaltung des gemeinsamen Wasser- und Abwasserzweckverbandes Mittelgraben gewarnt. Hintergrund sind Planspiele für ein neues Wasserwerk in Wilhelmshorst, die besonders in Michendorf vorangetrieben werden. Kritiker in Nuthetal befürchten, dass die Trinkwasserpreise damit ausufern – eine Gemeinde-Arbeitsgruppe prüft deshalb eine Abspaltung vom Verband.
Versöhnliche Botschaft am Dienstagabend: Nur wenn erwiesen ist, dass es den Kunden etwas bringt, wird ein Wasserwerk gebaut. Bislang spricht einiges dafür – zumindest aus Sicht des beauftragten Betriebsführers des Mittelgraben-Verbandes, der MWA GmbH in Kleinmachnow. Die hatte einen Kostenvergleich in Auftrag gegeben, der am Dienstag vorgestellt wurde. Das Potsdamer Planungsbüro pwv hat für einen Zeitraum von 50 Jahren berechnet, was günstiger ist: wie bisher 60 Prozent des Wassers von den Potsdamer Stadtwerken zu beziehen oder den Eigenbedarf, für den die Wasserwerke in Tremsdorf und Wildenbruch nicht reichen, durch ein Wasserwerk in Wilhelmshorst zu decken. Während der Fremdbezug aus Potsdam in fünf Jahrzehnten 18,1 Millionen Euro koste, schlage das Wasserwerk laut pwv mit 12,6 Millionen zu Buche. Das Büro hat nach eigenen Angaben Investitionskosten von fünf Millionen Euro, Reinvestitionen und laufende Kosten einfließen lassen.
MWA-Geschäftsführer Felix von Streit machte mit seinem Technikchef Torsten Könnemann deutlich, warum seit Monaten die Planungen vorangetrieben werden, obwohl das Wasserwerk noch gar nicht von den Gemeinden beschlossen ist. Vertraglich sei man zu moderaten Gebühren verpflichtet. Dazu gehöre, auch mal Alternativen durchzurechnen. Genaue Rahmendaten für ein Wasserwerk bekomme man aber nur durch weitere Planungsschritte. So weiß man inzwischen durch Probebohrungen, dass am Standort im Forstweg in 40 bis 60 Metern Tiefe Grundwasser gewonnen werden kann und keine Versalzungsgefahr bestehe.
Mit dem Landesforst sei eine Optionsvereinbarung getroffen worden, um Zugriff auf die benötigten Grundstücke zu bekommen – eine Voraussetzung für die wasserrechtliche Erlaubnis des Umweltministeriums, die Ende des Jahres beantragt werden soll. Man rechnet mit einer Verfahrensdauer von zweieinhalb Jahren – wohl auch, weil die Stadtwerke angekündigt haben, zu intervenieren. Sie fürchten, dass ein Wilhelmhorster Wasserwerk die Förderung im Wasserwerk in der Leipziger Straße beeinträchtigen könnten.
Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU), der den Zweckverband derzeit leitet, sieht solche „Drohgebärden“ gelassen. Der Wilhelmshorster Standort sei dem Zweckverband vom Umweltministerium selbst für ein Wasserwerk empfohlen worden, „deshalb sind wir optimistisch“. Es sei klar, dass die Stadtwerke die Kunden behalten wollen und alles versuchen, einen Neubau zu verhindern. „Das ist sportlich zu sehen.“
Während das wasserrechtliche Erlaubnisverfahren läuft, will die MWA weitere Planungsschritte einleiten, so im kommenden Jahr auch die Leistungsphasen 2 und 3 für den Neubau, mit denen eine Kostenschätzung und Kostenberechnung vorliegen werde, wie es hieß. Dann erst soll sich zeigen, ob die veranschlagten fünf Millionen Euro für den Neubau reichen und was das für den Trinkwasserpreis bedeutet. Bevor es mit den weiteren Leistungsphasen eine Genehmigungs- und Ausführungsplanung erstellt und Bauaufträge vergeben werden, müsste die Verbandsversammlung also endgültig über den Bau entscheiden. Nach Planung der MWA könnte das Wasserwerk dann 2020 stehen.
Ursprüngliche Planungen für eine Inbetriebnahme in diesem Jahr wurden wieder verworfen. „Wir sind auf gutem Weg, der Zeitdruck ist raus“, schlussfolgerte der Vorsitzende der Verbandsversammlung, Gerd Sommerlatte, am Dienstag vor den etwa 40 Veranstaltungsgästen. „Es passiert nichts, was wir nicht in der Verbandsversammlung beschließen.“ Spannend war an diesem Abend allerdings, dass sich die Verbandsversammlung erst vor wenigen Wochen schon einmal gegen günstige Preise entschieden hat.
Bei der jüngsten Verbandsversammlung nämlich wurde die Sanierung des maroden Tremsdorfer Wasserwerkes beschlossen. Die Sanierung war in einem Kostenvergleich des Büros pwv die teuerste von drei Varianten. Angeschaut haben sich die Experten auch, was eine Versorgung von Tremsdorf mit Wasser aus Wildenbruch oder vom Ludwigsfelder Zweckverband kosten würde. Letztere wäre bald 25 Prozent günstiger.
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