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Potsdam-Mittelmark: Ein qualmender Visionär Zum 160. Geburtstag von Ernst von Stubenrauch
Teltow - Er konnte einem auf den Zahn fühlen, und zwar gewaltig. Wenn ihm etwas nicht passte, stauchte er seine Leute auch mal zusammen.
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Teltow - Er konnte einem auf den Zahn fühlen, und zwar gewaltig. Wenn ihm etwas nicht passte, stauchte er seine Leute auch mal zusammen. Immerhin hatte er eine militärische Ausbildung. Auf Inspektionstour in seinem Landkreis kontrollierte er streng, ob alles richtig läuft.
Landrat Ernst von Stubenrauch konnte aber auch anders: Dann grüßte er die Menschen auf der Straße. Er merkte sich ihre Gesichter und Namen. Er knüpfte Kontakte und stand hinter seinem Personal. Viele Menschen im Kreis kannte er persönlich. Und natürlich, wie es sich für einen ordentlichen Lebemann gehört, qualmte er Zigarren – ohne Unterlass.
„Seine Amtsstube muss eine völlig verqualmte Bude gewesen sein“, sagte Rudolf Mach. Der Vorsitzende des Kleinmachnower Heimatvereins hatte sich zum 160. Geburtstag des legendären Landrats am Freitag gar als Ernst von Stubenrauch, Spitzname Budenrauch, verkleidet. Bei der kleinen Gedenkveranstaltung auf den Sitzterrassen am Teltowkanal hielt er als Landrat des einstigen Kreises Teltow eine Rede.
Eines der wichtigsten Projekte Stubenrauchs war der etwa sechsjährige Bau des Teltowkanals. „Das war mindestens so ein Großprojekt wie der BER-Flughafen“, sagte Peter Jaeckel vom Teltower Heimatverein bei der Gedenkfeier. Etwa 60 Millionen Goldmark habe das Projekt gekostet. „Und vom Staat gab es keine Zuschüsse – das hat alles der Landkreis Teltow gestemmt“, ergänzte Rudolf Mach.
Der fast 40 Kilometer lange Kanal war stellenweise schwer zu bauen. „Im sumpfigen Bäketal musste sogar teilweise von Hand ausgegraben werden“, so Peter Jaeckel. Die Treidelloks, die in Teltow zum Einsatz kamen, um die Schiffe durch den Kanal zu ziehen, wurden sogar in Mittelamerika nachgebaut. Ähnliche Loks wie in Teltow werden bis heute auch am Panamakanal eingesetzt.
Die Visionen von Ernst von Stubenrauchs seien richtungsweisend gewesen: Nicht nur der Bau des Teltowkanals, sondern auch die damit verbundene Ansiedlung von Industrie hätten Teltow maßgeblich verwandelt, hieß es.
Zu Ruhm will es jetzt auch das Rathaus mit seinen Marina-Plänen bringen. „Die Entwicklung unserer Altstadt ruft gerade danach, auch die touristische Entwicklung voranzutreiben“, warb Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) für den Bau des Stadthafens am Teltowkanal. Die Baukosten würden sich auf knapp fünf Millionen Euro belaufen. Mitte August sei klar, ob das Land eine Million Euro Förderung dazu gebe, so Schmidt.
Den ersten symbolischen Euro hat der Bürgermeister bereits von dem Mitbegründer des Teltower Heimatvereins, Günter Duwe, bekommen. Stubenrauch habe große Projekte geschafft – „da kriegen wir das bisschen Marina auch noch zusammen“, sagte Duwe. Eva Schmid
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