Potsdam-Mittelmark: „Ein schöner Tag für Werder“
Minister Dellmann verkündet Planungsstart für Bahntunnel in Werder / Freude im Rathaus
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Werder (Havel) - Der Geschäftsführer des Schaltgerätewerks Werder, Gerhard Dietzel, musste gestern gar nicht lange bitten: Für sein Unternehmen mit 85 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 5 Millionen Euro stellt die Bahnschranke an der L 90 ein wirkliches Hindernis dar. Eine halbe Stunde lang ist sie mitunter geschlossen, auch andere Unternehmen und Einwohner nördlich der Bahn und in den Havelauen finden die Situation lästig, klagte Dietzel.
Der SGW-Chef gehört einer Initiative von Gewerbetreibenden an, die sich mit dem Problem bereits an Infrastrukturminister Reinhold Dellmann (SPD) gewandt hatte (PNN berichteten). Der war schon länger ins Schaltgeräterwerk eingeladen, auch um sich von den Erfolgen des Bahnzulieferers zu überzeugen. Den Termin gestern nahm Dellmann dann zum Anlass für eine frohe Botschaft: Die Planungen für den Bahntunnel laufen inzwischen bereits. Der Bau dürfte wohl im Jahr 2010/11 mit dem dritten Sanierungsabschnitt der Eisenbahnstraße / Phöbener Straße beginnen.
Rund 4,5 Millionen Euro lässt man sich Werders Nahtstelle kosten, von der bereits Vorplanungen aus dem Jahr 1997 existieren. Das Rathaus Werder machte schon seit 1994 Druck, als sich die Entwicklungschancen der Havelauen als Wohn- und Gewerbeareal abgezeichnet hatten. Sauer war Bürgermeister Werner Große (CDU), als die L 88 in Beelitz-Heilstätten Vorrang vor der L 90 in Werder bekam: Der Bahntunnel dort wurde vor gut zwei Jahren fertig.
Untersuchungen des Landesbetriebs Straßenwesen ergaben derweil tägliche Schließzeiten des Werderaner Bahnübergangs von etwa sechs Stunden, räumte Minister Dellmann gestern ein. In Spitzenzeiten komme es im Berufsverkehr zu Sperrzeiten von bis zu 33 Minuten pro Stunde. Grund sei die Tatsache, dass Auto- und Schienenverkehr beide morgens und abends ihre Spitzenzeiten haben. Das heißt, wenn der Autoverkehr am stärksten ist, fahren auch die meisten Züge.
Bei einer Verkehrszählung im vorigen Jahr ergab sich eine tägliche Streckenbelastung von rund 7000 Fahrzeuge pro Tag. Laut Verkehrsprognosen werden im Jahr 2020 rund 11 000 Fahrzeuge über die Gleise wollen. „Die Bevölkerungszahl wird sich in Werder leicht positiv entwickeln und es wird auch mit einer positiven Wirtschaftsentwicklung gerechnet“, sagte Dellmann. Deshalb habe der Bahntunnel schon seit Jahren hohe Priorität. Er sei „gut für die Menschen und die Wirtschaft in Werder und Umgebung“.
Bürgermeister Große, gestern ebenfalls im SGW vor Ort, kommentierte die Verlautbarung so: „Das ist ein schöner Tag für Werder.“ Die Stadt werde das Projekt nach Kräften unterstützen und ihren finanziellen Anteil zum Bau von Rad- und Gehwegen sichern. Den Hauptanteil der Finanzierung teilen sich Bund, Land und Bahn. Große rechnet mit einem zusätzlichen Schub für die Havelauen, wenn sie nicht mehr durch Bahnschranken von Werders City getrennt sind. Andererseits komme der Tunnel auch der City-Entwicklung entgegen, wie das Beispiel Schwimmbad zeigt: Wie berichtet soll in der Adolf-Damaschke-Straße ein Schwimmbad gebaut werden, eine dazu in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie wird den Stadtverordneten im Juni vorgestellt. Große: „Die Einwohner das Havelauen werden leichter zum Schwimmbad kommen.“
Werders CDU-Stadtverband feierte die Nachricht gestern als Erfolg seiner jüngsten Kampagne: Am 17. März hatte eine Unterschriftensammlung begonnen, die fortgesetzt werden soll, „um den Beteiligten zu zeigen, dass wir eine konkrete Umsetzung dieser Maßnahme fordern“, wie Stadtverbands-Vize Christian Große erklärte. Pikant: Der SPD-Stadtverband Werder hatte sich wegen „monatelanger Bauarbeiten und einem massiven Eingriff in die vorhandene Bebauung“ gegen den Tunnel ausgesprochen und für eine moderne Signalanlage plädiert. Die Ankündigung des Dellmann-Ministeriums kann sich also eher die CDU Werder ans Banner heften. Henry Klix
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