Potsdam-Mittelmark: Ein Tag beim Bund
Panzerfahrt und Biwak. 19 Mädchen informierten sich über Ausbildungschancen
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Beelitz - Vier Monate war Oberfeldwebel Doreen Rauter im Afghanistan-Einsatz. Am Donnerstag berichtete sie vor Schülerinnen in der Beelitzer Zieten-Kaserne von ihren Erfahrungen – und beschönigte nichts. Sie erzählte vom 19-stündigen Dienst bei 50 Grad Celsius, von Sandstürmen, die durch jede Pore dringen. „Bereits acht Prozent der Bundeswehrsoldaten sind Frauen, wir möchten diesen Anteil gern weiter erhöhen", erklärte Oberleutnant Niels-Ole Raßmus. Das war auch die Motivation für das Beelitzer Logistikbataillon, sich am gestrigen „Girls’ Day“ zu beteiligen.
„Jungs in die Kita, Mädchen in die Autowerkstatt“, wünschte sich der brandenburgische Arbeitsminister Günter Baaske (SPD) anlässlich des bundesdeutschen Zukunftstages. Dabei sollen Jugendliche praktische Einblicke in die Arbeitswelt bekommen und auch in sogenannte geschlechteruntypische Berufe hineinschnuppern. Zwölf Veranstalter in Potsdam-Mittelmark haben dafür ihre Türen geöffnet. 19 Mädchen waren der Einladung in die Beelitzer Zieten-Kaserne gefolgt. Zu ihnen gehörte die 14-jährige Jeanine Artz aus der 8. Klasse der Solar-Oberschule in Beelitz. Sie hat schon genaue Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft. „Ich will Abitur machen, danach Grafikdesign studieren“, so die Zukunftsplanung. In die Kaserne ist sie allein gekommen. „Aus der Klasse hat sonst keiner Interesse am Zukunftstag, sie drücken alle die Schulbank“, erzählt sie und blickt sich in der Kaserne neugierig um. Sogar eine Panzerfahrt stand auf dem Programm ebenso wie Werkstattbesuche, Hindernisparcour, Waffenkunde und Biwak. Auch auf der Schießbahn konnten die Soldaten beobachtet werden. Jeanine war beeindruckt. „Ich habe es mir anders vorgestellt, viel strenger, so ist es voll in Ordnung“, so ihr Eindruck.
„Es nicht ausgeschlossen, dass ich mich bei der Bundeswehr bewerbe" meinte Lydia Nürnberger von der Ludwig-Jahn-Oberschule in Luckenwalde. Ihre Freundinnen, Celestina Deutschmann, Francis Taubitz und Nadine Hahmann pflichteten ihr bei.
Oberleutnant Raßmus ist klar, dass die Berufswünsche der Mädchen eher diffus sind und meist in Richtung eines sozialen Berufes gehen. Erzieherin, Altenpflegerin oder Einzelhandelskauffrau - wurden als Berufsziel von den Mädchen genannt. „Die Bundeswehr bietet über 50 Ausbildungsberufe an, aber jeder muss wissen, dass er oder sie in erster Linie Soldat ist“, so Raßmus.
Auf jeden Fall muss die Bundeswehr ihre Nachwuchswerbung jetzt forcieren. Bislang waren es die Wehrpflichtigen, die durch ihren Dienst die Truppe kennenlernten und sich dann um eine Stelle als Zeit- oder Berufssoldat beworben haben. Nun gilt es, das Interesse bei jungen Menschen außerhalb der Kasernen zu wecken. Dafür gehen Soldaten an die Schulen, dafür werden Schülerpraktika angeboten. Und es werden Aktionen veranstaltet wie gestern im Rahmen des bundesweiten „Girls’ Day“. Für Kim Alicia Gebauer und Lisamarie Uschkoreit, ebenfalls aus Ludwigsfelde, stand nach diesem Tag jedoch bereits fest. „Wir bewerben uns“. Andreas Koska
Andreas Koska
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