DasWAR’S: Ein Traum von Weihnacht
Was sich Peter Könnicke auf dem Frankfurter Flughafen überlegte
Stand:
Vor ein paar Tagen musste ich einen langen Morgen auf dem Frankfurter Flughafen verbringen. Ich war in der Nacht mit dem Zug nach Frankfurt gefahren und hatte etliche Stunden Aufenthalt. Und ich war müde.
Es gibt ja Mitbürger, die können sich, wenn’s ums schlafen geht, völlig enthemmen. Die okkupieren drei bis vier Sitze, ziehen die Schuhe aus, halten ihre Stinkesocken mitten in den Terminal und schnarchen sich in den Schlaf der Gerechten. Ich kann das nicht. Zumal man sich als Schläfer auf einem Flughafen ohnehin äußerst verdächtig macht.
Ich habe es mir auf einer Bank in einem Gang bequem gemacht, in dem das Licht schummrig schien und Weihnachtsbaumkugeln an der Decke mich etwas sentimental werden ließen. Ich machte die Augen zu und stellte mir vor, wie wohl eine Betriebsweihnachtsfeier auf dem Frankfurter Flughafen aussieht. Immerhin arbeiten dort 68 000 Leute. Wahrscheinlich werden die Piloten der Autorität wegen den Weihnachtsmann spielen. Obwohl ich die Jungs vom Gepäckband für geeigneter halte. Die können kräftig zupacken, kennen sich mit Rucksäcken aus und bleiben weitgehend unerkannt. Kapitäne hingegen werden garantiert nicht verheimlichen können, wer hinter der Maske steckt: „Hallo und Guten Tag, hier spricht ihr Weihnachtsmann. Die Außentemperatur beträgt minus sieben Grad. Wir werden uns jetzt volltanken und wenn die Lichter ausgehen, schnallen Sie ihren Gürtel ab und genießen sie unseren Service.“ Es gibt Flugente.
Nach dem Essen folgt Folklore. Die Stewardessen spielen die Reise nach Jerusalem, das Bodenpersonal zeigt den Sketch „Der einsame Koffer“ und die Security von der Leibesvisitation erheitert mit einer GoGo-Show. Nur die Duty-Free-Verkäuferinnen machen nicht mit. Sie sitzen steif am Tisch und finden den ganzen Abend irgendwie peinlich und doof. Zu fortgeschrittener Stunde bringen Lotsen besoffene Co-Piloten zum Taxistand und nach null Uhr trifft sich ein harter Kern traditionell am Gate 24, um „Stille Nacht“ zu singen.
Gestern habe ich beim Pressesprecher des Frankfurter Flughafens angerufen und gefragt, ob sie eine Betriebsweihnachtsfeier haben. Das werde in den einzelnen Abteilungen individuell entschieden, informierte mich der Kollege. Man suche sich geeignete Räumlichkeiten und pro Mitarbeiter gebe es vom Arbeitgeber einen Feierzuschuss von 10 Euro.
Das klingt irgendwie recht nüchtern und gar nicht, wie ich es mir vorgestellt habe. Aber zu fliegen war schließlich auch lange Zeit nur ein Traum.
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