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Potsdam-Mittelmark: Ein Uferweg-Streit der anderen Art
Friedmund Pikus will an seinem Zernseegrundstück einen öffentlichen Weg – und hat die Stadt verklagt
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Werder (Havel) - Es ist ein Uferweg-Streit der anderen Art: Der 74-jährige Friedmund Pikus aus Werder kämpft darum, dass sein Wassergrundstück durch einen öffentlichen Uferweg zerteilt wird. Pikus lebt am Zernseeufer am Ende der Luisenstraße: Sein über 100 Jahre altes Haus am Rande der Havelauen hat neben seinen Bewohnern auch mal eine gut gehende Gaststätte beherbergt. Pikus würde sie gern mit seinen Kindern reaktivieren. „Aber ohne Uferweg ist das hier nicht attraktiv“, findet er. Und dieser Weg sollte aus seiner Sicht zumindest bis zur neuen Blütentherme führen.
Pikus will mit alten Unterlagen belegen können, dass ein öffentlicher Uferweg an der Südseite seines Grundstück tatsächlich einmal begann. Ganz abwegig erscheint das nicht. Laut Grundbucheintrag, Blatt 1444, sollte jener Weg sogar einmal zur Straße ausgebaut werden: Die Eigentümer wurden beim Kauf im Jahre 1901 verpflichtet, zusätzliches Land abzutreten, wenn es soweit ist. Nur unter dieser Bedingung durften sie das Grundstück kaufen, auf dem Pikus heute lebt. Dessen sinnlosen Wegzipfel hegt und pflegt er: ein öffentlicher Weg, der an der einen Grundstücksgrenze anfängt und an der anderen endet.
„Der ging mal durch bis nach Phöben“, sagt Pikus. Erst nach der Gründung der sowjetischen Garnison sei der Weg gesperrt worden. An Pikus’ nördlicher Grundstücksgrenze wurde er durch die Rotarmisten endgültig von einer Fahrzeughalle unterbrochen, für die es wohl nie eine Baugenehmigung gegeben hat.
Auf einer amtlichen Bestandsvermessungskarte von 1996, die Pikus vorliegt, ist der Uferweg – ungeachtet der Halle – tatsächlich wieder als „öffentlich gewidmet“ eingezeichnet. Die Karte reicht bis zum Badgrundstück – auch der eingezeichnete Uferweg, der in der Realität heute nur noch in Fragmenten besteht. Pikus glaubt, dass die Wegerechte „nicht nur durch die Russen, sondern auch die Stadt Werder“ missachtet wurden: Für den Bau der Kabel-1-Mühle zum Beispiel. Und jetzt durch das neue Freizeitbad, das keinen öffentlichen Weg mehr am Zernseeufer vorsieht. „Und dabei gibt es den Uferweg dort ja noch.“
An seiner Grundstücksgrenze beginnend will Pikus den früheren Status zurückgewinnen: Er hat die Stadt beim Landgericht verklagt, die alte Fahrzeughalle abzureißen. Zurzeit sind Halle und Grundstück von der Stadt an den Anglerverein verpachtet. Der Abrisswunsch ist nicht von der Hand zu weisen: Die 50 Meter lange, 20 Meter breite und fünf Meter hohe Halle und ihre Köcherfundamente überschneiden seitlich sein Grundstück, dafür wurde sogar mal eine jährliche Miete von 350 Euro vereinbart.
Mehrfach war Pikus und seiner inzwischen verstorbenen Frau seit der Rückübertragung 1991 von verschiedenen Behörden schriftlich zugesichert worden, dass die Halle nach dem Ende eines Mietvertrages im Jahr 2009 abgerissen wird. Doch nur ein schmaler Hallenteil verschwand vor zwei Jahren tatsächlich, der Weg blieb vom Hauptbau durchtrennt. Pikus reicht es: Er hat den Mietvertrag gekündigt und im August seine Klage eingereicht. Er geht davon aus, dass es im Landgericht nicht nur um den Hallenabriss, sondern um die öffentlichen Nutzungsrechte des ganzen Uferwegs gehen wird. Der sinnlose Wegzipfel auf seinem Grundstück könnte dann nicht mehr an einer Hallenwand, sondern an der neuen Blütentherme enden, hofft er. „Da wird sich der Bürgermeister noch wundern.“
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