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Potsdam-Mittelmark: Ein Umzug durch die Stadtgeschichte

Werder stellt Konzept zum Jubiläumsjahr vor und veröffentlicht Festschrift mit Kuriositäten der Stadt

Von Enrico Bellin

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Werder (Havel) - Es wird ein buntes Gewimmel in der Werderaner Innenstadt. Ein Scharfrichter wird mit seinen Knechten und Folterwerkzeugen durch die Innenstadt ziehen, gefolgt unter anderem von Christian Morgenstern und seinen Galgenbrüdern, einem Pferde-Omnibus und Charleston-Tänzern: Beim großen Festumzug anlässlich der Ersterwähnung der Stadt vor 700 Jahren werden am 16. Juli 52 Stationen der Geschichte dargestellt, wie Baldur Martin vom Organisationskomitee am gestrigen Freitag bei einer Pressekonferenz sagte. Teilweise bestehe ein einzelnes Bild nur aus einer Person, wie etwa dem im 14. Jahrhundert ersten urkundlich erwähnten Einwohner Kerstian Huneken, den der Landwirt und SPD-Politiker Joachim Lindicke verkörpern soll. „Bei anderen Bildern haben wir aber bis zu 30 Teilnehmer“, so Martin. Ausgefüllt werden sie hauptsächlich von Kitas, Schulen und Vereinen.

So stellt beim etwa zweistündigen Umzug, der vom Kugelweg zum Hartplatz kurz vor der Insel führen soll, der Karnevalsclub Werder auf einem zehn Meter langen Anhänger einen Ball zu Kaiserzeiten auf der Bismarckhöhe dar. „Kein Bild wird stur durchlaufen, es wird überall Aktion geben“, erklärt Baldur Martin. Werderaner Damen werden gemeinsam mit Kita-Kindern auch die Tradition der Marktfrauen verkörpern, die jede Minute möglichst gewinnbringend nutzen mussten und so etwa im Gehen strickten, während sie ihr Obst für den Markt auf dem Rücken getragen haben. Am Umzug werden auch fünf Pferdewagen der „Titanen der Rennbahn“ aus Brück teilnehmen, die an die Zeit Werders als Stützpunkt auf der Poststrecke Berlin-Magdeburg entlang der Reichsstraße 1 erinnern sollen. Den Abschluss werden Tänzer der Tanzschule „Vizavi“ bilden, die abwechselnd Charleston und Polka tanzen werden.

Der Umzug wird der Höhepunkt des Festjahres in Werder, das die Stadt wie berichtet mit verschiedenen Veranstaltungen wie einem Konzert des Filmorchesters Babelsberg am 29. Januar in der Bismarckhöhe begehen will. Erstmals soll dort am Rosenmontag auch eine Gemeinschaftssitzung aller vier Karnevalsvereine der Stadt für Stimmung sorgen. Im großen Festsaal wird es aber auch Bildungsveranstaltungen geben, so treffen sich dort im März die Gästeführer Brandenburgs zu ihrer Landestagung, im Mai ist die Archäologische Gesellschaft des Landes zu Gast.

Nicht ins Jubiläumsmotto eingebunden wurde das Baumblütenfest, das in diesem Jahr vom 29. April bis zum 7. Mai stattfinden soll. Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) zufolge habe man sich gegen die Integration entschieden. So gelten auf dem Fest seit Jahren spezielle Regeln, beim Umzug sind etwa Pferde verboten.

Am heutigen Samstag will Saß auf der Bühne der Brandenburghalle der Grünen Woche für den Besuch der Stadt im Jubiläumsjahr werben. Eine genaue Auflistung aller Veranstaltungen gibt es in der Festschrift, die bis Dienstag an alle Haushalte der Stadt verteilt werden soll und auch bei der Stadtverwaltung zu bekommen ist, 16 000 Stück wurden gedruckt. Auf knapp 70 Seiten sind darin auch Fakten rund um die Stadt enthalten, etwa dass allein im vorigen Jahr 53 472 Gäste in Werders Unterkünften angekommen sind, die durchschnittlich 3,4 Tage blieben. Dazu kamen 1,2 Millionen Tagesausflügler.

Zudem wird ein kurzer Ausflug durch die Geschichte der Stadt geboten. Dazu sind Kuriositäten abgedruckt, wie etwa ein Stadtplan aus dem Jahr 1721, in dem die Insel nicht nur durch eine kleine Brücke mit dem heutigen Werderaner Stadtgebiet verbunden ist, sondern auch durch eine lange Überführung mit Wildpark West. Sie sollte teils durch einen Damm, teils durch eine Brücke realisiert werden, wie im Kopf der „Grundriss von das Staedjen Werder“ überschriebenen Karte steht. Die gesamte Länge wird mit 300 Ruthen angegeben, Die preußische Ruthe entsprach 3,77 Metern, das Bauwerk hätte also eine Gesamtlänge von etwa 1,1 Kilometern gehabt. Es wurde nie errichtet.

Weitere Kuriositäten der Werderaner Geschichte kann man im Februar und März wie berichtet in einer montäglichen Vortragsreihe der Volkshochschule erfahren. 60 Plätze stehen jeweils zur Verfügung, 25 Teilnehmer hätten Manuela Saß zufolge schon Plätze in allen acht Vorträgen gebucht. Auch im Werderaner Ortsteil Glindow wird die Geschichte zu dessen 700. Bestehen wie berichtet in einem Almanach zusammengefasst. Er soll im März bei der Saisoneröffnung des örtlichen Ziegeleimuseums vorgestellt werden. Beide Orte wurden in der gleichen Urkunde erwähnt. Enrico Bellin

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