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Potsdam-Mittelmark: Ein Volksfest, das verbindet

6. Fährfest der Gemeinde Schwielowsee wurde zum Besuchermagneten / Seit 155 Jahren Fährverkehr am Gemünde

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Schwielowsee - Samstagmittag am Gemünde: Gemütlich gleitet die Fähre zwischen Caputh und Geltow, am Rande des Kanals wippt eine Schwanenfamilie auf ihren Wellen. Mit wachsendem Erfolg arbeitet sich die Sonne durch die Wolken und beschert dem Schwielowsee doch noch einen Sommertag. Während es auf dem Wasser noch recht ruhig ist – nur hin und wieder schippert ein Boot vorbei – strömen immer mehr Menschen an die Ufer. 4000 werden es letztendlich. Für das Fährfest ist das ein neuer Besucherrekord.

Zum sechsten Mal feiert Schwielowsee sein Gemeindefest. Einmal im Jahr wird die Fähre bei dieser Gelegenheit zum Symbol, zum verbindenden Element zwischen den Ortsteilen. Zu den Organisatoren gehört Fährmann Carsten Grunow. Er steht auf seiner „Tussy II“, der noch recht jungen Seilfähre, und koordiniert den Betrieb auf dem Wasser. Seine Leute gehören zum Sicherheitsteam, welches das Gemünde überwacht und zur Wasserskishow absperrt. Vor Ort sind auch die DLRG, die Feuerwehr und die Wasserschutzpolizei.

Das Fährfest sei ein Gemeindefest, die Fähre selbst gehöre jedoch nach wie vor zu Caputh, sagt er. Fährfamilie Grunow feiert dieses Jahr Jubiläum. Seit mittlerweile 155 Jahren gibt es den Pendelverkehr auf dem Gemünde: im 19. Jahrhundert noch mit Holzkähnen, seit den späten 20ern mit motorisierten Stahl-Prähmen. 1942 ging die Fähre „Tussy I“ in Betrieb, diese ist – mittlerweile in Eigenleistung restauriert – als Technikdenkmal am Geltower Ufer zu bestaunen. Am Steuer standen durchgängig Grunows Ahnen, zuletzt seine Mutter Ursel, er selbst fährt seit 1992. Vor zehn Jahren nahm schließlich „Tussy II“ die Arbeit auf. Die Fähre ist nach wie vor eines der wichtigsten Verkehrsmittel am Schwielowsee, spart man durch sie doch einen Umweg von 20 Kilometern zwischen den Orten.

Während an der Caputher Uferpromenade noch die Gäste versuchen, freie Plätze mit Sicht auf das Gemünde zu ergattern, herrscht auf dem Wasser bereits Hochbetrieb. Die Mitglieder des Wasserskiclubs Caputh Preußen zeigen ihr Können auf einem oder auf zwei Brettern. Im vergangenen September wurde der Verein Deutscher Meister in der Mannschaftswertung. Auf Spezialskiern nimmt der Deutsche Meister im „Trickski“ Andreas Leonhardt, gerade Anlauf in Richtung Schanze, fliegt mehr als 40 Meter über das Wasser und landet fast direkt vor dem Publikum am Ufer. „Er will sich wohl unterwegs noch eine Bratwurst holen“, kommentiert WSC-Vorsitzender Heiko Hüller trocken über das Mikrophon. Sein Verein zeigt an diesem Nachmittag nicht nur sportliches Können, sondern auch Einfallsreichtum. So rauschen unter anderem ein Fahrrad- und ein Schlittenfahrer übers Wasser. Eigentlicher Star aber ist Hüllers Enkel Albert, der mit seinen zweieinhalb Jahren ebenfalls schon auf den Brettern steht.

Traditionsgemäß begrüßt Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) die Besucher vom Wasser aus, winkend und auf zwei Skiern stehend. Das Fähr- als Gemeindefest ist für sie eine Herzensangelegenheit, sie selbst gehört zum vierköpfigen Planungsstab. „Wir sind stolz darauf, keine Agentur damit zu betrauen – und trotzdem die Leute hier her zu locken“, erzählt sie später. Die Vereine nutzen das Fest, um ihre Arbeit zu präsentieren, die Bürger, um hier den Samstag zu genießen. 45 Sponsoren konnten in diesem Jahr gewonnen werden. Bei einer Tombola am Freitagabend sind zudem 1300 Euro zusammengekommen, die für eine Kletterwand im Geltower Hort ausgegeben werden sollen.

Wirtschaft, Politik und vor allem die Bürger rücken an diesem Tag wieder ein Stück zusammen. Und mit dem Feuerwerk über dem Wasser am späten Abend wird es dabei sogar noch romantisch.

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