Potsdam-Mittelmark: Ein Wahrzeichen im Wandel
Der alte Beelitzer Wasserturm spielt bei den Laga-Plänen eine wichtige Rolle
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Beelitz - Zu DDR-Zeiten war der Beelitzer Wasserturm als ein Wahrzeichen der Stadt fast in Vergessenheit geraten. Mittlerweile zeigt er sich wieder in einer schmucken Außenhülle, „gekrönt“ mit einer Sternwarte. Ein Großteil des Innenraums ist derzeit jedoch noch immer ungenutzt. Das könnte sich ändern, sollte Beelitz den Zuschlag für die Landesgartenschau 2013 erhalten (PNN berichteten). In den ersten konzeptionellen Ideen spielt der denkmalgeschützte Turm und der ihn umgebende Park eine wichtige Rolle. Auch die Pläne, hier einmal dauerhaft das Naturparkzentrum Nuthe-Nieplitz einzurichten, könnten dadurch befördert werden.
Über die interessante Geschichte des Bauwerks geben Originaldokumente Aufschluss, die kürzlich erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Die Baupläne, Akten und Schriftstücke vermitteln Einblicke in Planung, Bau und Nutzung des Turms. Dessen Errichtung ist maßgeblich mit Robert Tiedemann verbunden, der in den „allerschwersten Zeitläuften“ von 1919 bis 1932 als Bürgermeister in Beelitz wirkte. Seiner Aktivität war es zu verdanken, dass die Stadtverordnetenversammlung 1926 den Beschluss fasste, mit dem Bau einer Wasserversorgungs- und Kanalisationsanlage zu beginnen. Als wichtiges Teilwerk zur zentralen Wasserversorgung wurde 1928 der Wasserturm fertiggestellt und die Anlage in Betrieb genommen.
Das wuchtige Bauwerk entstand auf dem Ostereierberg, einer ehemaligen slawischen Fruchtbarkeitsstätte, über einem Fundament von 3,50 Meter Tiefe und einer Grundfläche von 12 mal 10 Meter. Der dem märkischen Charakter angepasste rechteckige Backsteinbau ragt rund 40 Meter in die Höhe und vermittelt von oben wunderbare Ausblicke über die Stadt und ihre weitere Umgebung. Sein technisches Kernstück war der aus Eisenbeton gefertigte Wasserbehälter mit einem Fassungsvermögen von 200 Quadratmetern.
Da für den Wasserbehälter nur eine der fünf Etagen benötigt wurde, beherbergte der Turm als Zweitverwendung das erste Heimatmuseum des Kreises Zauch-Belzig. Es entstand auf Initiative des Volksschullehrers Bernhard Elsler, der sich intensiv mit der Heimatgeschichte beschäftigt und eine Vielzahl von Exponaten gesammelt hatte. Das „Heimatmuseum für den Zauchebezirk“, wie es offiziell hieß, konnte 1934 komplett eröffnet werden und verzeichnete bereits vier Jahre später seinen 50 000. Besucher. Die erste und zweite Etage informierte über die Heimat-, Siedlungs- und Kulturgeschichte, die dritte und vierte enthielt Materialien über bürgerliche und ländliche Kultur. Die fünfte, unter anderem mit einer Sammlung historischer Zinnsoldaten ausgestattete Etage diente als Erholungsraum für die Besucher. Die 1944 begonnenen Arbeiten zur Errichtung einer Gedenkstätte für die im zweiten Weltkrieg gefallenen Beelitzer wurden nicht beendet.
Während des Krieges für die Öffentlichkeit geschlossen, fungierte der Turm im April/Mai 1945 als Gefechtsstand der Wehrmacht und wurde im Gefolge dessen schwer beschädigt. 1946 diente er als Lager für die örtliche Konservenfabrik. Jene zweckentfremdeten Nutzungen führten in wiederum „allerschwersten Zeitläuften“ dazu, dass der größte Teil der über 5000 Museumsstücke verschwand und die meisten davon verschollen blieben.
Ab 1955 gab es erste Bemühungen zur Rekonstruktion des Gebäudes, das 1967 vorerst letztmalig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. In der Zeit des Kalten Krieges hieß es, man befürchte Sabotageakte im Trinkwassersystem. So wurde nur der Forstwirtschaft die Nutzung als Feuerwach- und Meldeturm erlaubt. Erst nach 1991 setzten Bemühungen ein, das Bauwerk wieder als Heimatmuseum zu nutzen.
Zwischen 1999 und 2005 erreichte der „Verein zur Förderung des Beelitzer Wasserturms“ eine umfangreiche Hüllensanierung, die sowohl die Fassade als auch das Treppenhaus umfasste. Seit dem Jahr 2004 betreibt der Verein „Sternfreunde Beelitz“ im oberen Teil eine Volks- und Schulsternwarte, der das Wahrzeichen seine moderne Kuppel verdankt. Weitere bereits diskutierte Nutzungsmöglichkeiten wie zum Beispiel ein Panorama-Café stehen vorerst in den Sternen.
Aufbewahrt werden die Wasserturm- Originaldokumente in der Alten Posthalterei, wo das Museum Beelitz seine derzeitige Heimat hat. Museumsleiter Manfred Fließ könnte sich vorstellen, dass ein Experte die Materialien sichtet und in einem Vortrag bzw. in schriftlicher Form auswertet.
Josef Drabek
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