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Potsdam-Mittelmark: Ein Wunder in Grün und Weiß

Werders Ruderer legten sich bei der Rekonstruktion ihres Bootshauses kräftig in die Riemen

Stand:

Werders Ruderer legten sich bei der Rekonstruktion ihres Bootshauses kräftig in die Riemen Werder – In grün und weiß strahlt das rekonstruierte Bootshaus des Ruder-Klubs Werder 1918 e.V., das gestern feierlich eingeweiht wurde. Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) sprach gar von einem Wunder, was da seit Oktober 2004 am Havelufer auf der Insel vollbracht wurde. Denn als die ersten Balken des Fachwerkbaus frei lagen, wurde deutlich, wie arbeitsintensiv das Vorhaben sein würde. Die Bausubstanz war teilweise so marode, dass einige Balken ausgetauscht und auch die Dachkonstruktion abgetragen werden musste. Zudem gab es Auflagen der Denkmalpflege, denn das 1922/23 erbaute Bootshaus steht auf der Liste des Denkmalschutzes. Viele Hölzer, Steine und auch Fenster konnten aber noch verwendet und manches aufgearbeitet werden wie Tore und Fenster. Vor allem die Mitglieder des Ruderklubs, von denen sich jeder zu 50 Stunden Eigenleistung verpflichtete, wissen um die intensive Handarbeit, die in so manchem Detail steckt, das heute gar nicht mehr auffällt. Von den Stadtvätern wurde der Bau mit 148800 Euro unterstützt und der Landessportbund gab 70000 Euro Fördermittel dazu. Außerdem gab es einen Förderzuschuss von 56692 Euro, den Bund, Land und die Stadt gemeinsam finanzierten. Aber auch die Eigenleistung brachte die Sanierung voran, die so preiswerter wurde als manch andere vergleichbare Objekte. Der Tischler Jürgen Graefe gehört zu den Helfern, von deren handwerklichem Geschick der Bau profitierte. Er verbrachte jeden Samstag auf der Baustelle, arbeitete Wandhölzer, Türen und Tore auf und setzte neue Balken ein. Froh sind alle, dass die Denkmalpflege zustimmte, den Balkon um einen Meter verbreitern zu dürfen. So können nun auch Tische aufgestellt werden, und es bleibt noch Raum, um daran vorbei zu kommen. „Schon früher war das der Lieblingsplatz vieler Klubmitglieder, weil man vom Balkon einen schönen Blick aufs Wasser hat“, erzählt Jürgen Graefe, dessen Vater und Onkel bereits im Werderaner Klub ruderten. Eine bemerkenswerte Entdeckung gab es bei den Abrissarbeiten: alte Zeitungen aus dem Jahre 1922. Die Wirtschaftslage sei damals nicht günstiger gewesen, erfuhren die Ruderer. „Gebechert haben unsere Urahnen trotzdem", verwies der stellvertretende Vereinschef Günter Christgo auf sechs silberne Pokale in Becherform, die er stolz als Überraschungsgeschenk präsentierte. Zufällig stieß er im Internet auf eine Auktion, bei der ein Pokal versteigert wurde, der aus Werder stammte. Als er beim Besitzer anfragte, erfuhr er von fünf weiteren Pokalen, die er prompt ebenso ersteigerte. Auf einem ist die Jahreszahl 1924 eingraviert und der Name Stimming als Stifter des Pokals. Erfreut ist darüber besonders Vereinschef Hans-Jörg Dahl: „Stimming ist mit meinem Vater gerudert“. Dahl entstammt einer der vielen Ruderfamilien, die dem Verein seit der Gründung 1918 treu geblieben sind. Sein Großvater war Gründungsmitglied und auch Sohn und Enkel legen sich nun in die Riemen. Etwa 40 Kinder und Jugendliche rudern zurzeit im Verein, dem 125 Mitglieder angehören. Erfolgreiche Sportler entstammen dem Verein, der stolz ist auf Mitglieder wie Brigitte Arnholz, Olympiasiegerin von Montreal, und Ralf Brudel, Weltmeister von Barcelona, die in Werder das Rudern lernten. Als großes Talent gilt auch Lars Degenkolb, der noch zu den Junioren zählt und auch zwei junge Damen berechtigen zu großer Hoffnung: Anika Kühn und Melanie Lemke. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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