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Maria Kneiphoff hat mit ihrem Vater ein Feuerwehrauto umgebaut. In ihrer Amtszeit will sie junge Feuerwehrleute werben.

© Enrico Bellin

Glindows neue Kirschkönigin: Eine Ex-Prinzessin wird Königin

Maria Kneiphoff ist Glindows neue Kirsch-Majestät. Nun kann die Kirschernte also beginnen. Die Bauern der Region erwarten eine gute Ausbeute, die Preise für Kirschen werden aber steigen.

Von Enrico Bellin

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Werder (Havel) - Majestäten müssen leidensfähig sein. Zwar kann Glindows neue Kirschkönigin Maria Kneiphoff gleich aus drei Kleidern von sportlich kurz bis zum Abendkleid wählen, die sie am Dienstag bei ihrer offiziellen Vorstellung auf dem Obsthof Lindicke präsentierte. Doch eine passende Jacke gab es trotz der zwölf Grad Celsius zu keiner der Roben.

Die 22-Jährige, die auf Rügen geboren wurde und seit 1998 in Werder wohnt, blieb trotzdem gelassen. Erfahrung mit offiziellen Terminen konnte Maria, die als Zahnmedizinische Fachangestellte in einer Potsdamer Praxis arbeitet, bereits zweimal als Werderaner Karnevalsprinzessin sammeln. „Dabei habe ich Fred Witschel vom Organisationskomitee des Kirsch- und Ziegelfestes kennengelernt, der mich fragte, ob ich mich für die Kirschkönigin bewerben will“, so Kneiphoff. Laut Witschel gab es noch zwei weitere Bewerberinnen, gemeinsam mit den drei vorherigen Kirschköniginnen habe er sich auf Maria geeinigt.

Gute Ernte wird erwartet

Offiziell gekrönt wird Kneiphoff, die sich im Vorjahr bereits als Baumblütenkönigin beworben, die Bewerbung dann aber aus persönlichen Gründen zurückgezogen hat, erst am Eröffnungstag des 19. Kirsch- und Ziegelfestes am 4. Juli. Es findet erstmals an beiden Festtagen auf der Festwiese am Jahnufer statt. In den Vorjahren wurde am Sonntag stets auf dem Ziegeleigelände gefeiert. „Es wird aber eine Pferdekutsche geben, die zwischen dem Festplatz und der Ziegelei pendelt“, so Witschel. Man habe sich für diese Variante entschieden, da es zum Fest oft regnet und das große Festzelt am Jahnufer steht.

Die Kirschen für das Fest liefert Stefan Lindicke, auf dessen Hof am Dienstag die Kirschernte offiziell eröffnet wurde. Lindicke, der auch Geschäftsführer des Werderaner Obst- und Gartenbauvereins ist, rechnet mit einer guten Ernte: „Zwar hängen die Bäume durchschnittlich voll, die Kirschen haben aber eine gute Größe.“ Die Erntemenge werde zwischen sechs und acht Tonnen pro Hektar betragen, die ersten Früchte werden bereits seit zwei Wochen geerntet. Lindicke bewirtschaftet jeweils vier Hektar Süß- und Sauerkirschen.

Höhere Preise

Da die Kirschernte fast ausschließlich von Hand geschieht und die Erntehelfer in diesem Jahr erstmals Mindestlohn erhalten, hoffen die Bauern, höhere Preise am Markt durchsetzen zu können. „Wir wünschen uns einen Preis von fünf bis sechs Euro pro Kilogramm“, so Lindicke. Im Vorjahr lagen die Preise bei 4,50 bis fünf Euro. „Die knackigen, großen Früchte dieser Ernte könnten uns helfen, die Preise durchzusetzen.“

Schaden könnte der Ernte nur weiter anhaltender Regen. Die neuen Kirschsorten, auf die die Werderaner Bauern seit einigen Jahren umstellen, haben zwar große Früchte. Deren Haut ist jedoch ziemlich dünn, sodass sie bei Regen schnell platzen können und dann kaum noch zu vermarkten sind. Den Regen der vergangenen Tage haben die Früchte Lindicke zufolge aber gut vertragen.

Kiloweiser Diebstahl bedeutet großen Schaden

Da die neu gepflanzten Anlagen meist eingezäunt sind, nehme auch der Diebstahl tendenziell ab. Es gibt laut Lindicke jedoch Menschen, die die Zäune zerstören, um illegal an die Kirschen zu kommen. Viele Diebe kämen nachts. „Wir haben nichts dagegen, wenn jemand auf dem Panoramaweg radelt und am Straßenrand ein paar Kirschen nascht“, so der Obstbauer. Einige Menschen würden aber kiloweise ernten und so großen Schaden anrichten.

Wer selbst legal Süßkirschen oder Erdbeeren pflücken will, kann das bei Lindicke wie auch bei vielen anderen regionalen Obstbauern. In zwei Wochen sind auch die Sauerkirschen so weit. „Dann kommen viele Werderaner, die oft große Wannen mitbringen und gleich 50 Kilogramm pflücken, um sie weiterzuverarbeiten“, so Stefan Lindicke.

Kirschkönigin will für die Feuerwehr werben

Auch die neue Kirschkönigin wird während der Saison noch viele Termine auf den Plantagen haben. Ihre Amtszeit will sie neben den Kirschen vor allem einer anderen roten Sache widmen: „Nachwuchs für die freiwillige Feuerwehr zu begeistern sehe ich als meine Hauptaufgabe“, so Maria Kneiphoff. Sie habe gute Verbindungen zur freiwilligen Feuerwehr und kenne daher die dortigen Nachwuchssorgen.

Außerdem hat sie gemeinsam mit ihrem Vater ein besonderes Projekt: Er hat sich ein ehemaliges DDR-Feuerwehrauto der Zittauer Robur-Werke gekauft, das beide gemeinsam zu einem Camper umgebaut haben und nun damit in den Urlaub fahren.

Lesen Sie weiter:
Das 19. Kirsch- und Ziegelfest - ein Überblick >>

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