zum Hauptinhalt

Aus dem GERICHTSSAAL: Eine Frage der Interpretation

Chef der Sipa soll Polizisten beleidigt haben

Stand:

Michendorf · Wilhelmshorst – Michael S. (51) kann es nicht fassen. Ausgerechnet er als Chef der Wilhelmshorster Sicherheitspartnerschaft soll zwei Polizisten im Dienst beleidigt haben. „Ich laufe selbst Streife, kümmere mich um Schmierereien im Ort und um Autos, die im Wald entsorgt werden. Es liegt mir fern, Leute, die Bürger schützen, als Idioten zu titulieren“, entrüstet sich der Kunstschmied vor Gericht.

Doch genau das legte ihm die Staatsanwaltschaft per Strafbefehl zur Last. Am Abend des 4. März 2005 soll Michael S. die Polizisten der Wache Beelitz auf ein Hakenkreuz aufmerksam gemacht haben, das in eine Bank der Bushaltestelle Potsdamer Straße in Wilhelmshorst geritzt war. Weil er die zum Tatort gerufenen Beamten in der Dunkelheit nicht gleich sah, soll er geäußert haben: Wo sind die Polizisten, die Idioten? Michael S. legte gegen diesen Strafbefehl Einspruch ein.

„Das entspricht alles nicht der Wahrheit“, beteuert der Kunsthandwerker während der Verhandlung. Schon mehrfach vor diesem Tag habe er die Wache über das verbotene Symbol informiert. Als es am 4. März immer noch nicht beseitigt war, habe er erneut interveniert. Doch die zur Haltestelle gefahrenen Uniformierten hätten nichts entdeckt. „Sie riefen mich an und fragten, ob ich nicht kommen und es ihnen zeigen könne“, so Michael S.. Weil er gerade ein Feierabendbier getrunken hatte, habe er seine Frau gebeten, ihn zu chauffieren.

An der Haltestelle habe er allerdings nur seine Tochter angetroffen. „Ich fragte sie, hast du die Polizisten gesehen? Sie sagte nein.“ Dann habe er geäußert: Und wegen solcher Idioten musste ich herkommen – wobei er mit dem wenig schmeichelhaften Ausdruck die Schmierfinken, nicht die Ordnungshüter bezeichnet habe, beteuert Michael S.. Just in diesem Moment seien die Beamten auf der Bildfläche erschienen, hätten ihm eine Anzeige wegen Beleidigung angekündigt.

Die beiden als Zeugen geladenen Polizisten sind sich jedoch sicher: Der Angeklagte habe eindeutig sie gemeint. „Er hätte uns eigentlich sehen müssen. Unser Streifenwagen stand gegenüber vor der erleuchteten Sparkasse. Er sagte den bewussten Satz laut und deutlich“, erklärt Thomas L. (43) von der Wache Beelitz. „Das von Herrn S. beanstandete Hakenkreuz war winzig klein und inzwischen durchgestrichen. Deshalb haben wir nichts unternommen“, so die Kollegin des Polizeizeugen.

„Der Angeklagte geht Ihnen wohl ein bisschen auf die Nerven?“, mutmaßt Amtsrichterin Kerstin Devriel. Die Beamten stimmen dem zu. „Er will uns sagen, wie wir unsere Arbeit zu verrichten haben.“ „Versuchen Sie in Zukunft, miteinander auszukommen. Sonst sehen wir uns hier bald wieder“, rät die Vorsitzende. Dann stellt sie das Verfahren wegen geringer Schuld ein. Hoga

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })