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Gewerbepark am Stolper Berg. Am Fuße der stillgelegten Mülldeponie will die Post ein Verteilzentrum errichten. Das könnte viel Verkehr in den Ort bringen, eine Ansiedlung in Stahnsdorf aber wohl noch mehr.

© Tobias Reichelt

Potsdam-Mittelmark: Eine Frage des Standortes

Die Post macht in Kleinmachnow einen zweiten Versuch zum Bau eines Verteilzentrums. Das hatte die Gemeinde zuvor abgelehnt

Stand:

Kleinmachnow - Das Deutsche-Post-Tochterunternehmen DHL hat seine Pläne für ein Paketverteilzentrum in Kleinmachnow nicht aufgegeben. Das bestätigte Bürgermeister Michael Grubert (SPD) am Freitag den PNN. Demnach erwägt die Post im Kleinmachnower Gewerbegebiet TIW am Stolper Weg ein 26 000 Quadratmeter großes Grundstück zu erwerben. Dort sollen 15 Millionen Euro investiert werden. Die Post bestätigte die Pläne. Am Montagabend sollen die Mitglieder des Bauausschusses erstmals über die Anfrage beraten.

Dass das Projekt wieder auf die Tagesordnung der Kommunalpolitiker kommt, ist erstaunlich. Noch im Sommer hatten die Gemeindevertreter das Vorhaben der Post zum Bau eines Paketverteilzentrums an anderer Stelle im Ort – im Europarc Dreilinden – mit Verweis auf mögliche Lärmstörungen durch den zu erwartenden Lkw-Verkehr abgelehnt. Jetzt interessiert sich die Post für ein Grundstück, das nur wenige Hundert Meter vom Europarc entfernt ist. Das Besondere daran: Im Gegensatz zu der Fläche im Europarc gehört das Grundstück der Kommune selbst. Der Verkauf könnte rund drei Millionen Euro in die Kasse spülen. Der Europarc hingegen ginge leer aus.

Jacky Stark, der Geschäftsführer des Europarc, kann seinen Ärger nicht verbergen. „Das ist eine Art Erdbeben in der Zusammenarbeit mit der Gemeinde“, sagte Starck. „Wir sind geschockt.“ Sollten die Pläne der Post umgesetzt werden, hätte die Sache zumindest Geschmäckle. Zumal das Paketverteilzentrum und damit auch der Lkw-Lärm mit dem neuen geplanten Standort im Dreilindener Weg – im Gewerbepark der Kommune – deutlich näher an die Kleinmachnower Wohnsiedlungen heranrücken würde.

Bürgermeister Grubert wehrt sich indes gegenüber der Kritik. Auch die Gemeinde sei von dem zweiten Angebot der Post überrascht worden. Es sei erst im Rathaus eingetroffen, nachdem die Gemeindevertreter die Ansiedlung im Europarc abgelehnt hatten. Die ganze Sache sei unglücklich gelaufen und habe zudem einen Haken: Die Post habe in der Region nun gleich zwei Standorte für den Bau des Paketverteilzentrums in die enge Wahl gezogen. Einer befindet sich in Kleinmachnow am Dreilindener Weg, der andere im Nachbarort Stahnsdorf. Dort könnte gegenüber des Briefverteilzentrums in der Ruhlsdorfer Straße gebaut werden. „Ich fürchte aber, dass das für uns verkehrspolitisch schlechter sein könnte“, sagte Grubert.

Bei einem Blick auf eine Straßenkarte wird deutlich, dass die Lkw von einem möglichen Paketzentrum in Stahnsdorf wohl direkt durch Kleinmachnow zu ihren Zielen im Südwesten Berlins fahren würden. Hingegen bräuchten sie diesen Weg bei einer Ansiedlung in Kleinmachnow nicht zu nehmen. Sie könnten auf die nahe Autobahn 115 fahren. Grubert will die Entscheidung noch im Dezember den Kleinmachnower Gemeindevertretern überlassen. Die Begeisterung über die Ansiedlung eines so verkehrsintensiven Betriebes werde sich in Grenzen halten, so Grubert. Zumal ein Verteilzentrum wenig Steuereinnahmen bringe.

Klar ist aber auch, dass die Post mit ihrer Ansiedlung auf dem gemeindeeigenen Gewerbepark eine große Lücke füllen würde. Die klafft dort seit Anfang des Jahres, als der Bund die dort geplante Ansiedlung des Julius Kühn-Forschungsinstitutes für Kulturpflanzen abgesagt hatte. Bis heute stehen in dem Gewerbepark damit 120 000 Quadratmeter leer.

Die für das Paketverteilzentrum geplante Post-Halle würde samt Außenanlagen immerhin 26 000 Quadratmeter belegen. Im Gegenzug würden jede Nacht etwa elf Schwerlast-Lkw von der Autobahn dorthin fahren, in Spitzenzeiten sogar bis zu 15. In der Halle werden die Pakete dann auf zwölf kleinere Transporter umgeladen. Sie sollen die Halle in zwei Wellen um 6.30 und um 7.30 Uhr verlassen. Nur ein kleiner Teil davon soll durch Kleinmachnow fahren, so heißt es im Antrag der Post. Zudem könnten einige Fahrzeuge umweltfreundlich und leise mit Strom betrieben werden.

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