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Aus dem GERICHTSSAAL: Eine Kurzschlussreaktion

Rettungssanitäter fälschte Codein-Rezept und löste es ein

Stand:

Potsdam-Mittelmark – Felix F.* (32) redet nicht lange um den heißen Brei herum. „Die Anklage stimmt“, bestätigt er. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt den Rettungssanitäter aus Werder (Havel), am 13. Juli vorigen Jahres aus einer Berliner Klinik ein Blanko-Rezept gestohlen zu haben. Das soll er anschließend zweimal kopiert, die Kopien mit einem Notarztstempel versehen und die Unterschrift des betreffenden Arztes gefälscht haben. Dann verschrieb er sich selbst Codein-Tropfen. Der Apothekerin im Werder-Park fiel nicht auf, dass etwas faul an der Sache war.

Felix F. erhielt am 19. und 21. Juli problemlos das ihm anscheinend verordnete Medikament, das zur Gruppe der Opiate gehört. Jetzt wurde der Mann wegen Diebstahls und Urkundenfälschung in zwei Fällen zu einer Geldstrafe von 1750 Euro verurteilt.

„Ich war damals schwer codeinabhängig “, erzählt der Vater einer kleinen Tochter. Anfangs habe er von diversen Ärzten codeinhaltige Husten- und Schmerzmittel bekommen. Die habe er zur Beruhigung genommen. Irgendwann sei es dann nicht mehr ohne den Stoff, der aus dem Saft unreifer Schlafmohnkapseln gewonnen und im Körper unter anderem zu Morphin umgewandelt wird, gegangen. „Da bin ich auf die Idee mit den gefälschten Rezepten gekommen.“

Felix F. spricht heute selbst von einer „Kurzschlussreaktion.“ Als ihn am 22. Juli ein Anruf aus dem Krankenhaus ereilte, ein Arzt fragte, ob er der Dieb des Blankorezepts gewesen sei, habe er die Tat gleich zugegeben. Noch am selben Tag habe er sich mit seiner Hausärztin in Verbindung gesetzt, um Möglichkeiten zu finden, dem Teufelskreis Codein zu entkommen, berichtet der Angeklagte.

Mit ihrer Unterstützung habe er einen kalten Entzug begonnen, sich einige Tage später mit der Suchtklinik Brandenburg (Havel) in Verbindung gesetzt. „Die haben mir die Möglichkeit der stationären Therapie, aber auch die Fortsetzung des kalten Entzugs zu Hause unter medizinischer Begleitung aufgezeigt“, so der Werderaner. „Ich habe mich dann für die zweite Variante in den eigenen vier Wänden entschieden.“

Heute fasse er „das Zeug“ nicht mehr an, beteuert Felix F. vor Gericht. Er ist nach wie vor als Sanitäter im Krankentransport tätig. (*Name von der Redaktion geändert.)Hoga

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