Potsdam-Mittelmark: Eine Polizistin als Königin
Die 22-jährige Madeleine Hannemann wird zum Glindower Kirschfest gekrönt
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Die 22-jährige Madeleine Hannemann wird zum Glindower Kirschfest gekrönt Von Hagen Ludwig Werder-Glindow - Noch fiebert die 22-jährige Madeleine Hannemann ihrer letzten Staatsexamensprüfung an der Brandenburgischen Fachhochschule der Polizei entgegen. Nach erfolgreichem Abschluss, so hofft sie, wird sie in die Landeseinsatzeinheit der Polizei (LESE) aufgenommen, um künftig an verschiedenen Brennpunkten des Geschehens Dienst zu tun. Ein ganz anderes Betätigungsfeld erschließt sich für die symphatische junge Frau am 3. Juli , denn an diesem Tag wird sie zur neuen Glindower Kirschkönigin gekürt. „Die Entscheidung ist bereits getroffen. Die Kandidatin wusste mit Charme und Selbstbewusstsein zu gefallen“, berichtete Karl-Heinz Lutze vom Festkomitee gestern auf einer Pressekonferenz inmitten einer Kirschplantage an der Glindower Gartenstraße. Nur wenige Schritte von dieser Plantage entfernt ist die neue Kirschkönigin aufgewachsen. „Meine Großeltern hatten eine Reihe von Bäumen gepachtet, und ich habe oft beim Pflücken geholfen“, erläutert Madeleine ihre solide „Grundausbildung“ für das neue Amt. Zum Kirschfest vom 2. bis 4. Juli sind jedoch vor allem Repräsentationspflichten gefragt. Dem Amte angemessen ist das königliche Kleid, entworfen von Jenny Wahnsiedler, die ebenso für das jährlich neue Gewand der Werderaner Blütenkönigin verantwortlich zeichnet. Auf das Programm des diesjährigen Kirsch- und Ziegelfestes können die Organisatoren ebenso stolz sein wie auf ihre neue Königin. „Ganz besonders freuen wir uns, dass das Glindower Wandertheater ,Ton und Kirschen’ drei Vorstellungen ihres neuen Stückes ,Zwei dragikomische Weltgeschichten’ gibt“, betonte der Vorsitzende des Festkomitees, Wolfgang Hotzel. Zur nunmehr 7. Auflage des Kirsch- und Ziegelfestes ist auch der Festumzug der Vereine, Betriebe und Einwohner schon zu einer guten Tradition geworden. Er führt von der Dorfstraße zum zentralen Veranstaltungsort an der Porta Helena. Dort werden am Samstagnachmittag auf Initiative des Heimatvereins auch die besten Obstgerichte gekürt. Nun hoffen die Glindower, dass bis zum Fest die berühmten Knuppern an den Bäumen noch so richtig prall rund werden. Zur Zeit werden rund um Glindow Kirschen der Sorte Knauffs geerntet, die Kassinschen Kirschen sind schon vom Baum, wie der junge Obstbauer Thomas Giese als Gastgeber der gestrigen Pressekonferenz erläuterte. Er selbst hat auf seinen insgesamt 4 Hektar großen Kirschplantagen im vergangenen Jahre 30 Tonnen der süßen Früchte geerntet: „Das war ein besonders gutes Jahr“, erinnert sich Giese. So ergiebig wird die diesjährige Saison auf keinen Fall. „Als die meisten Kirschsorten während des Frühjahrs in voller Blüte standen, wurde es ziemlich kalt, so dass keine Befruchtung stattfand“, erläuterte Giese das Geschehen und zeigte dabei auf die spärlich mit roten Farbtupfern versehenen Bäumchen auf seiner Plantage. Dennoch, eine Katastrophe wie vor zwei Jahren, als es bei den Kirschen einen Totalverlust gab, sei nicht zu befürchten, versichert Giese. Eine Auswirkung des geringeren Angebots werde jedoch sein, dass sich die Preise stabil halten dürften. Thomas Giese liefert alle seine Kirschen an die Vermarktungsgesellschaft Werder Frucht oder an den Glindower Erzeugermarkt seiner Eltern. Andere Obstbauern schwören auf Direktvermarktung oder bieten die Selbstpflücke an, denn immer mehr Berliner entdecken den Erlebniseinkauf im Havelland. Und dennoch sei laut Giese zu befürchten, dass die Glindower Kirschbäume in den nächsten Jahren immer weniger werden. Der Bestand müsste unbedingt erneuert werden, doch hohe Investitionskosten und die Schwierigkeiten beim Anpachten von geschlossenen Flächen halten viele Obstbauern noch davon ab. Auch deshalb darf bei der Werbung für das Glindower Obstanbaugebiet nicht nachgelassen werden. Und dafür wird Madeleine Hannemann in den nächsten Monaten so manches Mal die Uniform mit dem königlichen Kleid tauschen.
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