Potsdam-Mittelmark: Eine Straße für VW
Großbeerener Bürgermeister wirbt in Ruhlsdorf um Flächen für das Güterverteilzentrum – bislang vergebens
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Teltow - Eine Fläche von zwölf Hektar sucht die Gemeinde Großbeeren, um das Güterverteilzentrum (GVZ) erweitern zu können. Denn der Vermarktungsstand des 280 Hektar großen Gewerbegebietes liegt zurzeit bei 80 Prozent, weshalb nun auch Flächen westlich der Anhalter Bahn interessant werden.
Großbeerens Bürgermeister Carl Ahlgrimm informierte auf einer Einwohnerversammlung am Freitag in Ruhlsdorf, dass der Autokonzern VW Interesse bekundet habe für ein zehn Hektar großes Areal mit Gleisanschluss. Zwar liegt die Fläche auf Großbeerener Gemarkung, doch noch fehlt eine Straße, um das Gebiet zu erschließen. Eine Variante wäre, ein Anschluss über den Kreisverkehr zwischen dem Dreieck der L 40 und der L 794. Dabei würde ein Teil der Erschließung allerdings über Ruhlsdorfer Gemarkung verlaufen. Das ist jedoch nicht im Sinne der Ruhlsdorfer, wie in der Diskussion deutlich wurde. Denn sie befürchten, dass es bei diesem Einschnitt in die Landschaft nicht bleiben werde. „Man muss den Anfängen wehren", meinte ein Ruhlsdorfer in der Diskussion, weil sich sonst die Gewerbegebiete künftig bis Stahnsdorf ausdehnen könnten. Vergeblich bemühte sich der Großbeerener Bürgermeister, solche Bedenken zu zerstreuen, denn er habe von seinem Stahnsdorfer Amtskollegen Gerhard Enser erfahren, dass dieser nicht daran interessiert sei, verkehrsintensives Gewerbe anzusiedeln. Doch die Ruhlsdorfer argwöhnen, dass „diese Hemmschwelle vielleicht noch fallen könnte, wenn erst einmal eine Anbindung da ist“.
Vor allem die Zunahme des Durchgangsverkehrs über die Genshagener Straße sorgte in der Diskussion für Emotionen. Mit rund 300 zusaätzlichen Fahrzeugen sei täglich zu rechnen, hatte eine Verkehrszählung im letzten Jahr ergeben. Aber schon jetzt hätten Kinder auf ihrem Schulweg Probleme, die Straße zu überqueren, klagten die Ruhlsdorfer. So richtig glauben mochten sie auch nicht den Argumenten von Planer Arnim Jordan, wonach die Transporter aus dem GVZ vorzugsweise über die L 40 und die Avus nach Berlin fahren würden, weil das Zeit spare. Lediglich zur Belieferung der Teltower Supermärkte würden LKWs teilweise durch Ruhlsdorf rollen. Daher sei auch mit mehr Verkehr zu rechnen, wenn die Erschließungsstraße zum GVZ nicht gebaut werde, erklärte ihnen Jordan.
Ortsbürgermeister Berndt Längrich sieht dennoch eine Chance, den Durchgangsverkehr im Ort künftig einzuschränken. Denn die Straße nach Ruhlsdorf soll ab 2008 ausgebaut werden. Längrich: „Wird die Straße nicht breiter ausgebaut, ist sie für Kraftfahrer nicht besonders attraktiv.“ Am liebsten wäre dem Ortsbürgermeister jedoch eine Umgehungsstraße über den Schenkendorfer Weg. Diese Wünsche wurden von der Landesplanung aber nicht weiter verfolgt, da kein zweiter Kreisverkehr in so kurzem Abstand hinter dem vorhandenen Kreisverkehr an der Iserstraße eingeordnet werden könne. Vorerst sieht Längrich daher nur die Möglichkeit, eine Straße von Ruhlsdorf zum GVZ zu verhindern. Denn diese Anbindung könnte weitere Begehrlichkeiten besonders auf Teltower Seite wecken.
Bestätigen würde das auch, so Längrich, dass die Stadt bereits untersuchen lasse, welche Teltower Flurstücke sich für Logistikunternehmen eignen würden. Das wäre das Ende des Natur-Freiraumes südlich von Ruhlsdorf, weshalb demnächst in die Stadtverordneten-Sitzung der Antrag eingebracht werde, die Fläche der Rieselfelder unter Schutz zu stellen. Steht das Gebiet erst einmal unter Schutz, darf dort auch keine Straße mehr gebaut werden, so Längrich. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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