zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Eine Tragödie auf 500 Metern

Zwei Tote und neun Verletzte bei Massenkarambolage auf der A 9 bei Niemegk. Rettungskräfte fanden im Nebel ein Trümmerfeld

Stand:

Potsdam-Mittelmark - Dennis Hartmann ist seit 21 Jahren Feuerwehrmann. „Einen solch schweren Unfall wie am Dienstagabend auf der A 9 bei Niemegk habe ich jedoch bisher noch nicht erlebt“, sagte der Wehrführer der Gemeinde Schwielowsee am Mittwochmorgen den PNN. Kurz nach 19.30 Uhr waren bei dichtem Nebel in Richtung Berlin acht Lastwagen und 16 Autos ineinander gekracht. Zwei Menschen wurden getötet und neun weitere verletzt. Schnell wurde der speziell für solche Katastrophen gebildete Rüstzug des Landkreises Potsdam-Mittelmark alarmiert, zu dem auch Einsatzkräfte der Feuerwehr aus dem Schwielowsee-Ortsteil Geltow gehören.

„Schon die Anfahrt war schwierig, die Sichtweite auf der Autobahn betrug kaum 20 Meter, die letzten Kilometer konnten wir dann nur noch im Schritttempo fahren“, berichtet Hartmann. Vor Ort sei die Situation sehr unübersichtlich gewesen. Schwer beschädigte Laster standen quer auf der Autobahn, viele Autos hatten sich verkeilt und waren zerquetscht. Die Unfallstelle erstreckte sich über 500 Meter. Trümmerteile waren bis auf die gegenüberliegende Fahrbahn geflogen. Südfrüchte von einer Lkw-Ladung rollten über die Autobahn, auch Gemüsekisten waren verstreut. Stahlteile lagen auf dem Asphalt. Es roch nach Rauch, die Hand vor Augen war kaum zu sehen.

Schnell galt es Prioritäten zu setzen. „Unsere Aufgabe war es vor allem, verletzte Personen aus den Fahrzeugen zu befreien“, so der Gemeindewehrführer. Dafür ist der Rüstzug mit speziellem Werkzeug ausgestattet. Auch bei der Bergung der beiden Todesopfer war Hartmann dabei – eine große psychische Belastung. Gegen 2 Uhr wurden die Geltower erschöpft abgelöst.

Insgesamt waren bei den Rettungsmaßnahmen 70 Feuerwehrmänner, 40 Polizisten, sieben Notärzte, elf Rettungswagenbesatzungen und vier Notfallseelsorger im Einsatz. Vize-Landrat Christian Stein (CDU) war zum Zeitpunkt des Unfalls nur wenige Kilometer entfernt bei einem anderen Einsatz vor Ort. In der Nacht zum Dienstag war an der L 83 zwischen Niemegk und Klein Marzehns eine große Halle mit darin gelagertem Müll in Brand geraten (PNN berichteten). Fast 24 Stunden später kämpften dort bis zu 150 Feuerwehrleute auch aus den Nachbarkreisen noch immer gegen aufflammende Glutnester. „Unsere Kräfte waren jetzt zeitgleich bei zwei Großeinsätzen gefordert, das galt es koordinieren“, schilderte Stein die außergewöhnliche Situation. Die zusätzlich angeforderten Wehren seien jedoch schnell vor Ort gewesen.

Die Identität der beiden Todesopfer von der A 9 ist noch nicht zweifelsfrei geklärt. Zur genauen Ursache für die Massenkarambolage wird noch ermittelt, die Staatsanwaltschaft beauftragte einen Gutachter. Nach ersten Erkenntnissen sollen zunächst mindestens zwei Autos zusammengestoßen sein. Bei dem Versuch eines Lkw-Fahrers, der Unfallstelle auszuweichen, kippte sein Transporter auf der Fahrbahn um. Dann rasten zahlreiche weitere Fahrzeuge in die Unfallstelle.

Der extrem dichte Nebel hat dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Rolle gespielt. Verstärkt wurde er durch Rauchschwaden von der in einigen Kilometern Entfernung brennenden Lagerhalle. Die Polizei hatte seit Mittwochmorgen Verkehrswarnmeldungen herausgegeben und zu besonderer Vorsicht auch auf der A 9 gemahnt. Laut Polizeisprecher Heiko Schmidt wurde die Verkehrssituation in diesem Bereich permanent überwacht. „Ursache für die starke Sichtbehinderung an der Unfallstelle war jedoch vor allem der Nebel“, so Schmidt. Die Frage einer Autobahnsperrung habe sich deshalb nicht gestellt. ADAC-Verkehrsexperte Andreas Hölzel erklärte, dass bei vielen Nebelunfällen unangepasste Geschwindigkeit die Hauptursache sei. Die Polizei könne nur Verkehrswarnmeldungen herausgeben. „Fahrer sind immer selbst in der Pflicht, ihr Tempo an die Sichtverhältnisse anzupassen“, so Hölzel.

Wegen der komplizierten Rettungs- und Bergungsarbeiten war die A 9 in Richtung Berlin noch am Mittwoch bis gegen 15 Uhr gesperrt. Die Fahrbahnen in Richtung Leipzig waren bereits gegen 6 Uhr wieder freigegeben worden.(mit dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })