Potsdam-Mittelmark: Einmal in die Windradgondel
In Feldheim eröffnet das Neue-Energien-Forum, das internationale Besucher zum Energiewandel berät
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Potsdam-Mittelmark - Der große braune Sattelschlepper nimmt fast die komplette Hauptstraße von Feldheim ein. Geladen hat er Stühle für das Neue- Energien-Forum Feldheim, die grade noch rechtzeitig zur Eröffnung am morgigen Donnerstag eilig ausgeladen werden. Die Handwerker sind noch am Werkeln, die Gäste der Einweihungsfeier werden wohl noch auf dem blanken Betonboden begrüßt – das Linolium folgt später.
Das neue Forum in dem zehn Kilometer westlich von Treuenbrietzen gelegenen 130-Seelen-Örtchen soll Besucher nicht nur darüber informieren, wie Feldheim sich seit Jahren selbst mit erneuerbarer Energie versorgt. Vielmehr soll es um die generelle Aufklärung zum Thema Energie gehen. „In der neuen Ausstellung geht es um die bestmögliche Nutzung von Strom, Wärme und Mobilität“, sagt Werner Frohwitter, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit.
Bisher haben die Mitarbeiter der Feldheimer Energieversorger jährlich rund 3 000 Besucher über ihr Konzept informiert, die Hälfte der Gäste stammt aus dem Ausland. Als Besprechungsraum diente ein kleiner Container neben dem Vierseithof, in den jetzt das Neue-Energien-Forum eingezogen ist. „Wir haben einfach keine Kapazitäten gehabt, noch mehr Menschen über den Ausbau der erneuerbaren Energien aufzuklären“, so Frohwitter. Dabei sei gerade das wichtig als Wirtschaftsförderung für Deutschland. „Besonders Besucher aus Schwellenländern sehen hier, dass die in Deutschland gebauten Windräder, Biogasanlagen und Solarmodule funktionieren und zuverlässig Energie liefern“, so der Pressesprecher.
Neben Wirtschaftsvertretern werden im Forum, für das der 1897 gebaute Vierseithof in der Mitte Feldheims seit mehr als einem Jahr umgebaut wurde, auch Kinder und Jugendliche an das Thema Energie herangeführt. Schulklassen im gesamten Landkreis sind eingeladen, vor Ort bei Experimenten herauszufinden, wie Biogas entsteht oder wie ein Solarmodul aus Sonnenstrahlen Strom gewinnt. Dafür stehen künftig mehrere Experimentierräume zur Verfügung. Daneben gibt es einen großen Konferenzraum, in dem auch Empfänge stattfinden können, einen großen Raum für Ausstellungen und Büroräume.
Zwei Millionen Euro wurden in die Renovierung des Hofes investiert. „75 Prozent des Geldes haben wir von der Europäischen Union sowie den brandenburger Infrastruktur- und Wirtschaftsministerien gefördert bekommen“, sagt die Vorsitzende des Fördervereins des Energieforums, Doreen Raschemann. Für die restlichen 500 000 Euro haben die Vereinsmitglieder seit mehreren Jahren Spenden gesammelt.
Die Idee, das seit der Wende leer stehende Haus wieder zu beleben, hatten die etwa 20 Mitglieder bereits 2009. Seither wurden Konzepte entwickelt und Fördermittel beantragt. Ein alter Schweinestall wurde abgerissen, nun ist der Innenhof begehbar. Auf ihm ist die Gondel eines Windrades ausgestellt, wer keine Platzangst hat, kann einmal hineinklettern und sich den Generator aus der Nähe anschauen.
Direkt neben der Gondel stehen zwei Windradflügel, die die Entwicklung der Branche veranschaulichen. Rechts das mit acht Metern Länge sehr alte Modell, das linke ist 20 Meter lang und gehört zur ausgestellten Gondel. Doch auch das ist inzwischen veraltet. „Die Teile stammen von einem Windrad, das wir in diesem Jahr ersetzt haben“, so Werner Frohwitter. Es wurde 1995 errichtet und gehörte zu den ersten Anlagen in Feldheim. Die ausgestellte Turbine hatte eine Leistung von 500 Megawatt, ihr Nachfolger erzeugt sechs Mal soviel Strom. Seine einzelnen Flügel sind jeweils mehr als 50 Meter lang.
Drei dieser 150 Meter hohen Riesen sind zum Monatsanfang in Betrieb genommen worden. Insgesamt zählt der Windpark jetzt 42 Anlagen, die zusammen jährlich 160 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen. Die Feldheimer verbrauchen selbst nur eine Million davon, der Rest wird in das öffentliche Netz eingespeist.
Um das Wissen, wie man solch einen Kraftwerkspark sinnvoll betreiben kann, weiterzugeben, sollen zu einem späteren Zeitpunkt auch mehrtägige Schulungen zur Windenergie im neuen Forum abgehalten werden. Dem Sprecher zufolge seien bereits jetzt nicht nur Firmen interessiert, die sich mit den technischen Fragen beschäftigen. In Zeiten von Bürgerprotesten bekäme besonders die soziale Seite Aufmerksamkeit, nämlich, wie es vollbracht wurde, alle Feldheimer vom Projekt zu überzeugen. „Wichtig ist die Beteiligung: Bei uns können alle vom günstigen Strom profitieren.“
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