Potsdam-Mittelmark: Einsatz nach Gasexplosion geprobt
Großübung der Lebensretter auf dem Werderaner Campingplatz Riegelspitze
Stand:
Werder (Havel) - Meterhohe Flammen schlagen hoch zwischen Wohnwagen und Zelten auf dem Werderaner Campingplatz Riegelspitze, umgeben von einer Rauchwolke, die sich in den Himmel zieht. Das ist das Szenario, das sich der Technische Einsatzleiter René Crivellaro von der Borkheider Ortsgruppe der DLRG (Deutsche Lebensrettungsgesellschaft) ausgedacht hat – natürlich nur theoretisch. Denn für Samstag stand eine Großübung auf dem Terminkalender der Schnellen Einsatz-Gruppe (SEG) aus Borkheide, die nun zeigen sollte wie sie das „Handwerk“ als Retter im Katastrophenfall beherrscht.
Da die ehrenamtlichen Einsatzkräfte im Ernstfall schnell und professionell reagieren müssen, blieben Ort und Zeitpunkt der Übung bis zur Alarmierung geheim. Die 15 SEG-Einsatzkräfte wussten nur, dass sie sich für diesen Tag bereitzuhalten hatten. Kurz nach 9 Uhr wurden sie alarmiert, dass auf dem Werderaner Campingplatz an der Riegelspitze eine Gasflasche explodiert sei und die umliegenden Rettungsstationen den Massenunfall nicht allein bewältigen könnten. Weil der Campingplatz auf dem Landwege nicht erreichbar war, so schrieb es das Szenario vor, musste die mobile Wasserrettung eingesetzt werden. Als nächste Slipstelle für die Einsatzboote wurde das Inselparadies an der Grellbucht in Petzow festgelegt. Dort wurden vier Boote zu Wasser gelassen, darunter ein Beobachterboot. Ärgerlich nur, dass gleich zu Beginn eines der Boote nicht ansprang. Allerdings habe es sich dabei um ein fremdes Boot gehandelt, das extra für die Gäste der Großübung geordert worden sei, erklärte René Crivellaro: „Dagegen waren unsere drei Boote hundertprozentig einsatzbereit.“ Alle Boote sind mit Scheinwerfern ausgestattet, um so auch für nächtliche Suchaktionen gerüstet zu sein.
Rot mit gelber Schrift ist die Einsatzkleidung der DLRG-Retter, die schon aus weiter Ferne zu erkennen sind. Das Farbsystem ist deutschlandweit einheitlich für den Wasserrettungsdienst und entspricht den internationalen Farben der Rettungsschwimmer.
Nachdem die ersten Helfer mit den Booten zum Campingplatz Riegelspitze transportiert wurden, bauten sie ein großes Zelt auf für die Erstversorgung der Verletzten. Ein anderes Team sorgte für zusätzliche Tragen, Decken und Verbandsstoffe. Ganz ohne nasse Füße ging der Einsatz an diesem Vormittag nicht ab, denn da kein Steg vorhanden war, mussten die Retter die letzten Meter vom Boot bis zum Ufer durch Wasser waten, um die Verletzten auf die Boote zu tragen. Zuvor waren die 20 Verletzten mit Schminke so hergerichtet worden, dass ihre Verbrennungen und Schnittverletzungen sehr eindrucksvoll wirkten. Um der Übung noch mehr Realismus zu verleihen, kollabierten einige der Darsteller mitten am Strand, andere brachen in Schreikrämpfe aus. Die Retter, zu denen auch Sanitätshelfer vom DLRG-Landesverband gehörten, standen den ganzen Vormittag unter Stress. Aber das sei im Notfall schließlich auch so, sagte Beobachterin Edda Haage. Dazu gehöre auch, dass die Verletzten ständig angesprochen werden müssen.
Souverän dirigierte am Strand Rüdiger Taege als Abschnittsleiter auf der Riegelspitze die jeweiligen Transporte nach Petzow und war dabei ständig über Funk mit der Leitzentrale verbunden. Das Zusammenspiel der insgesamt 80 Teilnehmer habe gut funktioniert, stellte Crivellaro später fest und lobte besonders die Teamfähigkeit der SEG-Retter, die in echten Notfällen auch mit Polizei und Feuerwehr zusammenarbeiten müssen.
Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: