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Potsdam-Mittelmark: Einsteigen bitte! Endlich

Die Anfahrt der S-Bahn nach Teltow ist nicht weit, trotzdem dauerte es bis zur morgigen Jungfernfahrt fast 100 Jahre

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Die Anfahrt der S-Bahn nach Teltow ist nicht weit, trotzdem dauerte es bis zur morgigen Jungfernfahrt fast 100 Jahre Teltow - Die Verlängerung der S-Bahntrasse nach Teltow hat auch eine sprachliche Komponente. „Bitte aussteigen, dieser Zug endet hier“ wird heute ein letztes Mal auf dem Bahnsteig in Lichterfelde Süd zu hören sein. Ab morgen ertönt die freundliche Aufforderung in Teltow. Fast 100 Jahre hat es gedauert, bis die ersten Planungen einer S-Bahntrasse bis Teltow Wirklichkeit wurden. Bereits 1906 wurde eine Vorortstrecke von Lichterfelde über Teltow und Stahnsdorf nach Wannsee skizziert. Noch heute ist für viele dieser Ringschluss die ultimative Lösung, um den aufstrebenden Südwesten Berlins über die Schiene an die Metropole anzubinden. Weniger als Endstatiton wird daher der Teltower S-Bahnhof gesehen, sondern als das „Tor zur Mittelmark“. Der Heimatkundler Uwe Pfohl, der bereits vor vier Jahren im Verlag der Gesellschaft für Verkehrspolitik und Eisenbahnwesen (GVE) die Geschichte der „Eisenbahn in Teltow“ veröffentlichte, hat jetzt den Weg der S-Bahn nach Teltow chronolgisch aufgearbeitet. Anlässlich der morgigen Jungfernfahrt erscheint unter dem Titel „Chronik Anhalter Bahn“ die neue GVE-Broschüre. Pfohl hat darin 72 Geschichtsdaten von 1835 bis 2006 aufgelistet und mit 21 Abbildungen illustriert. Die Entwicklung des Berliner Eisenbahnverkehrs ist ein Spiegelbild der Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte Berlins und seiner politischen Machthabern. Es sollte die Anhalter Bahn sein, die 1839 gebaut wurde und Teltow den ersten Bahnsteig bescherte. Allerdings wurde schon damals von den Teltowern viel Geduld verlangt. Denn während die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zur „Blütezeit des Vorortverkehrs“ wurde und das vorörtliche Netz im Norden bis Oranienburg und im Süden bis Lichterfelde reichte, blieb Teltow „Neese“. Allein die Straßenbahn bediente von Lichterfelde Ost bis zur Machnower Schleuse fahrend Teltow und den Ortsteil Seehof. 1901 schließlich bekam Teltow eine Station für die Anhalter Bahn. „Große Pläne bis Großbeeren“ hatten die Nationalsozialisten bei der Neugestaltung Berlins. Für den Güterzugverkehr war im Süden ein Rangierbahnhof in Großbeeren geplant, der sich bis nach Teltow erstreckte. Gleichzeitig war eine elektrische S-Bahnstrecke von Lichterfelde Ost bis Teltow vorgesehen. Etwa 500 Meter nach der Station Lichterfelde Süd sollte sie die Trasse der Anhalter Bahn verlassen, um die Gleise über Teltow weiter nach Stahnsdorf und dort auf die Trasse der Friedhofsbahn zu führen. Doch es blieb bei den Plänen. 1941 liefen die Kriegstransporte auf Hochtouren, so dass vornehmlich in den Ausbau des Güterverkehrsnetzes investiert wurde. Die S-Bahnstrecke rückte lediglich bis Lichterfelde Süd vor. Es war der 7. Juli 1951, als die S-Bahn erstmals nach Telow fuhr. Ein Gleis der Anhalter Bahn wurde mit einer Stromschiene ausgerüstet und die Station an der Mahlower Straße wurde zum S-Bahn-Halt. „Die Züge pendelten zwischen zwei Welten“, schreibt Uwe Pfohl in seiner Chronik – Lichterfelde im amerikanischen Sektor West-Berlins und Teltow im Osten. Der Bahnhof wurde zum offiziellen „Kontrollpassierpunkt“: Züge nach West-Berlin endeten hier, beim Umsteigen in die S-Bahn mussten die Reisenden zum Teil demütigende Kontrollen über sich ergehen lassen. Im August 1961 fuhr die S-Bahn zum letzen Mal. Mauer und Stacheldraht markierten vier Jahrzehnte lang die Grenze Nach dem Mauerfall hat es noch einmal anderthalb Jahrzehnte gedauert, bis morgen nun erneut die S-Bahn nach Teltow kommt. Die drei Kilometer von Lichterfelde Süd sind die erste wirklich neue S-Bahnstrecke, die in den vergangenen 50 Jahren im Berliner Netz entstanden sind. Die letzte neugebaute Trasse enstand von Strausberg nach Strausberg Nord. Um 13.27 Uhr wird morgen das Teltower Verkehrsgeschehen um ein sprachliches Moment erweitert, wenn es heißt: „Einsteigen bitte! Peter Könnicke

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