Potsdam-Mittelmark: Einstiger Schandfleck strahlt
WGT feiert Sanierung des Wohnblocks Jahnstraße
Stand:
WGT feiert Sanierung des Wohnblocks Jahnstraße Teltow – Bevor Florian Tietz den Transporter öffnet, um seine Möbel in den 4. Stock zu transportieren, können er und seine Helfer sich erst mal mit Grillwürsten und Cola stärken. So einen Willkommensgruß seines neuen Vermieters, der Teltower Wohnungsbaugesellschaft (WGT), findet der 17-Jährige „echt beeindruckend". Auch weil er eine lange Fahrt aus der Prignitz hinter sich hat. Ein paar Tage Zeit hat er noch, um seine erste eigene Wohnung einzurichten, dann beginnt er seine Ausbildung in einer Teltower Autowerkstatt. Mit Sekt und Grillwürsten feierte die WGT gestern gemeinsam mit Mietern und den beteiligten Baufirmen den neuen Wohnblock in der Jahnstraße 3, der in zarten lila Pastelltönen leuchtet. Natürlich wurde unter den Bewohnern gewitzelt, ob da wohl eine Schokoladenfirma heimlicher Sponsor sei. Doch der Mut zur etwas ungewöhnlichen Farbe fand auch Lob. Noch offen ist die Farbgestaltung für den dritten Wohnblock, nachdem der erste in orangefarbenen Tönen bereits vor einem Jahr erstrahlte. „Unser Chef steht auf türkis", verriet Bauleiter Hartmut Viehbach schon mal vorab. Die Baukosten betragen etwa 600 000 Euro pro Block. Bereits vor der offiziellen Einweihung waren alle 20 Single-Wohnungen vermietet. Der große Bedarf an Ein-Raum-Wohnungen zeichnete sich schon im Vorjahr ab, nachdem die WGT den ersten der drei Wohnblöcke aus den 60er Jahren sanierte. Fest steht auch, dass im nächsten Jahr der letzte Block saniert werden soll, wie Bauleiter Hartmut Viehbach gestern informierte. Als gelungenen Farbtupfer für die Eingangssituation zur Altstadt pries Bürgermeister Thomas Schmidt gestern die Sanierung. Noch vor einigen Jahren galten die Blöcke als Schandfleck. Viele Mieter waren ausgezogen, das Areal verwahrloste. Mit der Entkernung konnte aber erst begonnen werden, nachdem das Verwaltungsgericht vor drei Jahren die Eigentumsverhältnisse geklärt hatte. Auf das 5700 Quadratmeter umfassende Grundstück hatte zuvor die Goedecke GmbH Ansprüche erhoben, die jedoch abgewiesen wurden, da die Firma bereits entschädigt wurde. Die nun sichtbaren Zeichen der Wandlung sind auch auf dem Wohnungsmarkt ein Treffer, stellte WGT-Chef Wilhelm Prögel gestern fest. Denn die 28 Quadratmeter großen Singlewohnungen mit Duschkabinen und Küchenzeile sind sehr begehrt. Aus den ehemaligen Kohlenkellern wurden Abstellkammern, zudem gibt es Fahrradabstellräume. Auf 250 Euro belaufen sich die monatlichen Bruttokosten für die Miete. WGT-Chef Wilhelm Prögel verschwieg gestern aber nicht, dass die WGT Probleme zunehmend mit Mietschuldnern hat. Vor allem Mieter mit geringem Einkommen hätten Probleme, die Miete aufzubringen. „Deshalb wollen wir das Preisniveau auch nicht zu schnell hochschrauben und halten uns mit kostenaufwendigen Sanierungen zurück." Etwa 85 Prozent ihres Gesamtbestandes hat die WGT in den letzten Jahren saniert, der aktuelle Leerstand betrage zwei Prozent. Auf die neuen Veränderungen im Sozialsystem blickt Prögel indes mit unguten Vorahnungen: „Wir müssen abwarten, was da auf uns als Vermieter zukommt.“ Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: