Von Gerold Paul: Emma und die Feuerwehr
Ein Abgesang mit Glühwein und Lagerfeuer auf die Nudower Weihnachtszeit
Stand:
Nuthetal - „Du siehst ja aus wie der Weihnachtsmann!“, sagte die kleine Emma keck am Nudower Knuttag, zum bärtigen Berichterstatter. Per Flugzettel hatte die Freiwillige Feuerwehr schon früh zum Lokaltermin auf die Festwiese gebeten, dort, wo im Juni noch die große Abschlussfete zum Doppeljubiläum von Ort und Kirche stattfand. Doch gefehlt, wer seinen „Christbaum“ frühabends Richtung Mühle zum Verbrennen zerrte, versank bald bis zum Knie in den Schneewehen. „Das Knutfest findet nicht statt“, wies eine improvisierte Botschaft am Wegesrand ja extra aus.
Na, dachte man sich, diese so rührige Feuerwehr, neben der Kirchengemeinde der Träger für Kultur in der 650-Jährigen, wird doch nichts ausfallen lassen! Tatsächlich traf man sich im eigenen Gerätehaus hinter der ehemaligen Schule wieder. Als der alte B 1000 als „Kleinlöschfahrzeug“ durch einen TSF Sprinter ersetzt wurde, musste es gleich mal umgebaut werden. Etliche Pokale und Urkunden an Wänden und Regalen zeigen, dass die kaum ein Dutzend umfassende Truppe nicht nur in Sachen Leistungsvergleich, Sport und Weiterbildung, sondern auch kulturell aktiv war und ist.
Man wurde sehr freundlich begrüßt. Wie groß denn der alte Weihnachtsbaum gewesen sei? So? Nicht eigentlich doppelt so hoch? Es war wegen des Glühweins, den die Freiwilligen für jeden Meter Nadelwerk spendierte. Zusätzlich gab es noch mehr, Chili con Carne zum Beispiel, und jede Menge Gespräche über das ehrenamtliche Wirken dieser sympathischen Truppe, die eigentlich dasselbe macht wie die Profis, nur ohne Entgelt.
Zwölf Einsätze etwa im Jahr, nicht nur da wo’s brennt – auch in der medizinischen Grundversorgung muss sich das aus Männern und Frauen gemischte Team auskennen. Wenn möglich, sind sie immer in Bereitschaft, sogar an diesem gemütlichen Abend. Aktive Zeitgenossen mit feurigen Herzen. Warum sie das alles im Ehrenamt für Nudow tun? Aus Freude und Interesse, die auf 450 Seelen angewachsene Gemeinde zusammenzubringen, mit fachlichem Tatü und Tata auf dem Sportplatz, mit Kulturveranstaltungen, auch in der Kronkirche, da zieht der Gemeindekirchenrat gerne mit. Manchmal dankt es die Einwohnerschaft, manchmal auch nicht.
„Du bist nicht der Weihnachtsmann, dein Bart ist doch nicht lang!“ zweifelte Emma mit großen Augen noch immer. „Doch, den habe ich extra abgeschnitten, damit mich jetzt keiner erkennt.“ Das überzeugte sie endlich, und sie erzählte, dass ihre Schwester beim Sturz von einem Stuhl eine eklig blutende Kopfwunde bekam, und wie sehr ihre Freundin Paula sie ärgert. Aber mit Bitten und Geschenkwünschen müsse sie wohl noch warten, wehrte der falsche Ruprecht ab, das neue Jahr ist noch viel zu jung! Nur eine Flunkerei beim Glühwein? Ach Emma, wenn Du erst groß bist, glaubst Du ja doch nicht mehr an den Weihnachtsmann! Beim Gehen winkte sie dem Vollbart liebevoll nach.
Gerold Paul
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