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Potsdam-Mittelmark: Emotionales Wellenbad

In einer Nacht: Tod und Auferstehung der SPD in Kleinmachnow / Hoch und Tief bei der CDU / Enttäuschung bei der Lokalunion

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In einer Nacht: Tod und Auferstehung der SPD in Kleinmachnow / Hoch und Tief bei der CDU / Enttäuschung bei der Lokalunion Kleinmachnow. Auf der Bühne der Kammerspiele klingt eine „lange Melodie des Abschieds“. „Todesmusik“, nennt es der Darsteller des Weinberg-Theater, das am Sonntag die lange Zeit des Stimmenzählens kunstvoll überbrückt. Zu dieser Zeit ist der Adressat des Abgesangs klar: Die Kleinmachnower Sozialdemokraten verfolgen mit Trauermiene die Auszählung der Stimmen für den Kreistag. „Es weht uns eisig ins Gesicht“, erreicht SPD-Ortschef Jens Klocksin nach den ersten Trendmeldungen bittere Gewissheit über den sozialdemokratischen Erdrutsch. Gleichzeitig verlässt Vize-CDU-Ortschef Fred Weigert das Foyer der Kammerspiele: „Die sind alle ganz blass geworden“, vermeldet er durchs Handy. Am Ende der langen Nacht des Wartens feiert die SPD zumindest in Kleinmachnow ihre Auferstehung: Mit künftig sieben Parlamentssitzen stellt sie – entgegen dem Landestrend – die stärkste Fraktion im Gemeindeparlament. In einer dramatischen Berg-und Talfahrt überholte die SPD, die nach der Auszählung der ersten vier Wahlbezirke mit fünf zu neun Sitzen deutlich hinter der CDU lag, noch die Konkurrenz. Mit 23 Prozent hat die SPD ihr Ziel, 30 + X, deutlich verfehlt, „aber wir sind stärkste Fraktion“, kann der Sozialdemokrat dem Debakel seiner Partei wenigstens eine versöhnliche Kleinmachnower Note abringen. Etwas Ernüchterung am frühen Morgen bei der CDU: „Der Höhenflug der Partei ist hier aufgrund der Vielzahl an Wählergemeinschaften gestoppt worden“, meint Spitzenkandidat Ludwig Burkardt. Immerhin: Zwei Mandate mehr als 1998 konnten die Christdemokraten erringen, mit Maximilian Tauscher und Bernd Krüger haben sich zwei Bewerber, die nicht auf den Spitzenplätzen der CDU-Liste standen, den Sprung ins Gemeindeparlament - dank ihres Bekanntheitsgrades. „Unser personelles Angebot wurde gut angenommen“, befindet Burkardt, nachdem es vor allem bei der CDU heftige Debatten über den vorgenommenen Schnitt zwischen Alt- und Neu-Kleinmachnowern gegeben hatte. Die Folge waren die Parteiaustritte der CDU-Fraktionäre Brammer, Kleemann und Antweiler sowie des Ex-Bürgermeister-Kandidaten Thomas Barth. Mit „PRO Kleinmachnow“ bildeten sie eine eigenen Wählerinitiative. Mit Erfolg: Brammer und Kleemann schafften am Sonntag den Wiedereinzug. „Zwei ist ein Erfolg, mehr wäre fantastisch gewesen“, kommentiert Barth das Ergebnis. Wichtig für den von der CDU enttäuschten Barth: „Die CDU ist nicht der Gewinner in Kleinmachnow.“ Tatsächlich hat der Zwist innerhalb der CDU mit der Abkehr ihrer im Ort prominenten Mitglieder den Christdemokraten Stimmen gekostet. Zusammen kamen Brammer, Kleemann und Barth auf 1087 Wählerkreuze – die der CDU schmerzlich gefehlt haben. Aber auch der Lokalunion dürfte der PRO-Auftritt Wähler gekostet haben. Deutlich weniger Stimmen als vor fünf Jahren musste die Lokalunion verbuchen, lediglich Petra Loelke wird weiter Ortspolitik machen. Den Einfluss neuer Konkurrenz bekam auch die BIK durch die WIR-Initiative zu spüren. Die „Frustpartei“, die ihrem Ärger lange Zeit am Stammtisch Platz machte und sich dort auch zur Gründung einer Wählergruppe entschloss, kam auf 6,27 Prozent und schickt zwei Vertreter in den neuen Gemeinderat. „Zusammen wären wir stärker gewesen“, gab man sich in BIK-Reihen überzeugt. So müssen sich die Streiter für gute Lebensqualität in Kleinmachnow entgegen ihrer Erwartungen mit zwei Mandaten begnügen. Nicht ganz zufrieden auch die Bündnisgrünen: Sie stellen künftig drei statt bisher zwei Vertreter, hofften – nicht zuletzt durch die Wahlerfolge in den vergangenen Jahren – auf mehr. Auch die FDP dürfte mit dem Einzug nur eines Bewerbers nicht zufrieden sein: Kornelia Kimpfel vertritt die Liberalen in Kleinmachnows Volksvertretung. Während SPD und CDU ein emotionales Wellenbad durchlebten, war das Lachen von PDS-Vertreter Harry Hartig eine Konstante des Abends. Vom landesweiten Aufschwung seiner Partei begleitet, konnte ihm die Stagnation der PDS im Kreistag nicht entmutigen. Im „Hohen Haus“ des Ortes haben die Linkssozialisten hingegen eine Stimme hinzugewonnen. Allerdings relativiert sich die nunmehr vierte Stimme, denn auch das Gemeindeparlament hat seine Sitzzahl von 22 auf 28. Nach anstrengenden Wahlkampf und dramatischem Finale gelte es für SPD-Chef und Neu-Gemeindevertreter Klocksin, „nun eine arbeitsfähige Vertretung herzustellen“. Dabei findet sich in SPD-Reihen mit Agenda-Pionier Walter Haase eine Genosse wieder, der auf dem 26. Listenplatz der SPD rangierte. Kommentar des CDU-Vorderen Burkardt zum neuen Parlament: „Schön, dass keine Möglichkeiten für absolute Mehrheiten bestehen.“ S. Kohlemann/P. Könnicke

S. Kohlemann, P. Könnicke

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