Von Henry Klix: Ende der grünen Wiese
In den Kommunen der Region Havelland-Fläming wird weit über den Bedarf geplant – mit drei Ausnahmen
Stand:
Potsdam-Mittelmark - Zahlen sprechen manchmal eine deutliche Sprache, doch von dieser Deutlichkeit wurde gestern selbst die Regionale Planungsgemeinschaft Havelland-Fläming überrascht: In der Planungsregion ist der Bau von mehr als doppelt so vielen Wohnungen geplant, als tatsächlich benötigt werden. So hat zum Beispiel das Amt Brück noch Bebauungspläne für 1900 Wohneinheiten in der Schublade – dabei wird in den nächsten zwölf Jahren eine Schrumpfung um 922 Einwohner prognostiziert. Brandenburg (Havel) hat über 1300 Wohneinheiten in der Pipeline, während hier bis zum Jahr 2020 voraussichtlich 8025 Einwohner schwinden.
Nur in Teltow, Nuthetal und Falkensee müssen nach einer aktuellen Bestandsaufnahme der Regionalplanung noch neue Bebauungspläne auf den Weg gebracht werden, um den künftigen Bedarf zu decken. So steht dem Teltower Potenzial von 1452 Wohneinheiten ein Bedarf bis zum Jahr 2020 von 2180 Wohneinheiten gegenüber – im Landesentwicklungsplan wird bis dahin von einem kräftigen Einwohnerzuwachs von 4578 Menschen ausgegangen, womit Teltow 24 119 Einwohner hätte. In Nuthetal sind 109 Wohnungen geplant, benötigt werden für die erwarteten 961 Zuzügler rund 458. In Falkensee besteht die Differenz zwischen 1034 und 1619 Wohneinheiten. „Das sind drei Kommunen von 48, der Trend geht in die andere Richtung“, betont Lutz Klauber, der die Erhebung erstellte. Er spricht von einem „Planungsüberangebot“: „Die meisten Gemeinden müssen sich überlegen, wie sie das schon Geplante gefühlvoll abwickeln können.“
Alle drei Jahre fragt die Regionalplanung den Stand der Bauleitplanung ab, ihre Planungsregion umfasst Potsdam, Brandenburg (Havel), Teltow-Fläming, Havelland und Potsdam-Mittelmark. Die im Landesentwicklungsplan 2008 prognostizierten Einwohnerentwicklungen waren dieses Jahr Anlass für eine gründliche Analyse. Demnach werden von insgesamt 43 100 in Havelland-Fläming geplanten Wohneinheiten allenfalls 19 755 für die von den Landesstatistikern prophezeiten Zuzügler benötigt.
Von den 48 Kommunen in der Planungsregion wird für 15 ein Einwohnerwachstum prognostiziert, wobei der Speckgürtel um Potsdam und Berlin immer dünner wird, wie der Geschäftsführer der Regionalplanung, Harald Knauer, erklärt. „Die Erhebung zeigt, dass die Notwendigkeit zum Wohnungsbau auf der grünen Wiese heute nicht mehr besteht“, sagt Knauer.
Kommunen wie Beelitz, das Amt Brück, Kloster Lehnin oder Groß Kreutz müssten künftig vielmehr darauf achten, den Siedlungszusammenhang zu erhalten und die Infrastruktur ihrer Kernbereiche zu stärken. „Es schwächt zum Beispiel die Kernstadt Beelitz, wenn im abgelegenen Ortsteil Fichtenwalde weitere neue Einfamilienhäuser gebaut werden“, so Knauer. Auf der anderen Seite müssten sich Wachstumsräume wie die Region Teltow stärker ihrer bevorzugten Lage und ihrer Rolle als Zuzugsregion bewusst werden. „Nach 15 Jahren Quantität müssen jetzt 15 Jahre Qualität folgen.“
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: