Potsdam-Mittelmark: Ende der „Tonnifizierung“
Nach dem ersten Entsorgungstermin wird der Protest gegen gelbe Säcke in Nuthetal wieder lauter
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Nuthetal - Erster Entsorgungstermin der gelben Säcke in Nuthetal – und der Volkszorn kocht wieder hoch. „Die Säckchen zerreißen schon, wenn nur ein Joghurtbecher hineinsieht“, wettert Restaurantinhaber Guido Kachel aus Philippsthal. Kachel fürchtet, dass die Philippsthaler für saubere Straßen nun wieder mehr Grünen-Punkt-Abfall in der Restmülltonne entsorgen. Damit zahle der Bürger doppelt, denn schon beim Einkaufen wird er auch für die Verwertung des Verpackungsmülls abkassiert.
Auch aus Saarmund und Bergholz-Rehbrücke mehren sich kritische Stimmen. Gravierende Einschränkungen und steigende Kosten kritisiert die Saarmunderin Mareen Ruske gegenüber den PNN. Mit der derzeitigen Entwicklung sieht sie die Sauberkeit der Wälder in Gefahr. Die ersten Verpackungen liegen auf der Arthur-Scheunert-Allee im Schnee. Gefroren seien die Säcke so spröde, dass sie beim Anfassen zerbröseln, kritisiert der Gemeindevertreter Rainer vom Lehn aus Bergholz. „Im Sommer werden wohl die Maden den Sack allein zur Straße tragen können“, meint er bitter.
Tonne oder Sack – das stand aus Sicht der „Duales System Deutschland GmbH“ noch nie zur Debatte, hält Hannes Strunz vom zuständigen Fachbereich des Landratsamtes dagegen. Das DSD habe im Rahmen einer Ausschreibung noch nie etwas anderes als die Entsorgung mit dem gelbem Sack ausgeschrieben. Nur 13 Prozent der Haushalte im Landkreis besaßen eine gelbe Tonne, 87 Prozent legten seit jeher die gelben Säcke vor die Tür, so Andrea Metzler, Pressesprecherin des Landratsamtes. Die vorhandenen Tonnen seien keine vom DSD ausgegebenen Tonnen gewesen. Lediglich Subunternehmen hätten den Bürgern gelbe Tonnen angeboten. So sei es auch im Nuthetaler Raum zu einer „schleichenden Tonnifizierung“ gekommen, so Metzler. DSD habe bei der letzten Ausschreibung schließlich eine einheitliche Entsorgung gefordert.
Abgesehen von der Kostenfrage einer kompletten Tonnenausstattung wolle „DSD nicht mehr den Hausmüll der Bürger bezahlen“, erklärt Strunz. Es könne nicht sein, dass die Tonne voller Müll sei und oben drauf ein Joghurtbecher. Die Säcke sind derweil einsehbar: Enthalten sie „Fremdeinwürfe“, dann würden sie mit entsprechender Markierung liegengelassen. Die vom DSD zugesagten dickeren Säcke scheinen immerhin langsam beim Verbraucher anzukommen. Sie sollten nicht gehortet werden, denn sie werden aus Maismehl hergestellt und sind biologisch abbaubar, erklärt Strunz. Nach einiger Zeit würden sie von selbst zerbröseln.
„Die Entscheidung, in Potsdam-Mittelmark einheitlich den gelben Sack zu nutzen, wurde im Konsens des Landkreises mit dem DSD getroffen“, betont DSD-Sprecher Norbert Völl. Ob Sack oder Tonne verwendet wird, sei in jedem Landkreis eine Einzelfallentscheidung. Eine Tendenz zur Entsorgung über Sack oder Tonne gäbe es nicht. Die Mittelmärker scheinen sich die gelbe Tonne vorerst verscherzt zu haben. Ute Kaupke
Ute Kaupke
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