
© Manfred Thomas
Von Hagen Ludwig: Endspurt für rekordverdächtige Saison
Bunter Umzug mit 700 Teilnehmern wurde gestern zum Höhepunkt des Beelitzer Spargelfestes
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Beelitz - Der Endspurt für eine rekordverdächtige Spargelsaison ist am Wochenende in Beelitz eingeläutet worden. Tausende Besucher kamen auch gestern zum traditionellen Spargelfest. Fast eine Stunde lang schlängelte sich ein bunter Festumzug mit etwa 700 Teilnehmern durch die historische Altstadt – moderiert von Bürgermeister Thomas Wardin (SPD), der vom Balkon des Rathauses den besten Überblick hatte. Sichtlich zufrieden winkten die Spargelbauern auf ihren teils historischen Traktoren und Festwagen der Menge zu, denn das Spargelwetter war zurückgekehrt.
In diesem Jahr war bereits Anfang Mai nach drei Wochen Sommerwetter etwa ein Drittel der ursprünglich geplanten Ernte von den Feldern rund um Beelitz geholt worden. Ungewöhnlich früh gab es viel Spargel in guter Qualität zu relativ günstigen Preisen. Für ein Kilogramm bester Qualität frisch von den Spargelhöfen pegelten sie sich zwischen fünf und knapp sieben Euro ein. Einige kühlere Tage im Mai hätten dann für eine zwischenzeitliche Flaute gesorgt, sagte der Vorsitzende des Beelitzer Spargelvereins, Manfred Schmidt, den PNN. „Schnell waren die Kühlhäuser leer, der Spargel wurde uns aus den Händen gerissen und die Nachfrage konnte kaum abgedeckt werden“, so Schmidt. Hinzu sei gekommen, „dass die Pflanzen schon viel geleistet haben und eine Ruhephase benötigten“. Dennoch sei laut Schmidt in diesem Jahr noch immer ein Rekordergebnis möglich – zumindest mengenmäßig.
Insgesamt sind auf den Feldern der 17 im Spargelverein organisierten Höfe jetzt etwa zwei Drittel der Ernte eingebracht. Der Raum Beelitz ist mit etwas mehr als 1000 Hektar das größte Anbaugebiet in Ostdeutschland. Der Spargelertrag pro Hektar bis zum traditionellen Saisonschluss am 24. Juni liegt normalerweise zwischen vier bis sechs Tonnen. „In diesem Jahr ist eine Rekordernte von rund 7000 Tonnen realistisch“, so Schmidt. Das wären ungefähr 1000 Tonnen mehr als im Vorjahr. In Brandenburg insgesamt waren 2008 rund 12 500 Tonnen des Edelgemüses gestochen worden.
Der Preis ist seit Mitte April stabil geblieben und liegt weiterhin zwischen fünf und sieben Euro – das sei weniger als im vergangenen Jahr, so Schmidt. Deshalb würden die Spargelbauern trotz der größeren Erntemenge finanziell mit einem „normalen“ Jahr rechnen. Die Qualität des Spargels sei momentan sehr gut – geschlossene weiße Köpfe wären ein Indikator dafür, so der Vereinsvorsitzende. Den Hauptteil ihres Absatzes realisieren die Beelitzer Spargelbauern nach wie vor in Berlin-Brandenburg. Den weitesten Weg nimmt indes regelmäßig eine Lieferung vom Jakobs-Hof. Der schickt wöchentlich 500 Kilogramm weißen Spargel auf dem Luftweg nach Singapur.
Vor nunmehr 20 Jahren war die Tradition des großflächigen Spargelanbaus in Beelitz wiederbelebt worden und hat mittlerweile Kultstatus erreicht. Das zeigte sich auch im gestrigen Festumzug, an dem nahezu alle Schulen, Kitas und Vereine der Region teilnahmen. Der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Beelitz nutzte zudem das Spargelfest, um sein zehnjähriges Bestehen zu feiern. Gemeinsam mit fünf befreundeten Spielmannszügen sorgte er gestern für den richtigen Takt beim Festumzug. Bürgermeister Wardin empfahl den Gästen, vor allem auch die zahlreichen geöffneten Höfe der alten Ackerbürgerstadt zu besuchen. Denn genau dort seien die Wurzeln des heutigen „Spargelwirtschaftswunders“ zu finden.
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