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Ernte im Akkord. Die Hitze der vergangenen Tage hat den Spargel wie hier bei Klaistow schnell wachsen lassen.

© dpa

Potsdam-Mittelmark: Endspurt mit Verlängerung

Für die Beelitzer Spargelbauern geht eine durchwachsene Saison zu Ende, doch sie sind nicht unzufrieden

Von Eva Schmid

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Beelitz - Eigentlich wäre am heutigen Montag Schluss mit dem Stechen des edlen Stangengemüses. Traditionell gibt es zum Johannistag am 24. Juni den letzten Spargel vom Feld. In Beelitz geht man aber in die Verlängerung. Um eine Woche soll die Spargelsaison ausnahmsweise noch bis Ende Juni ausgedehnt werden, um Ernteeinbußen aus der Anfangszeit halbwegs auszugleichen.

Spät und holprig hatte die Ernte Ende April aufgrund der kalten Witterung begonnen. Mit dem Ergebnis sind die meisten Beelitzer Spargelbauern dennoch zufrieden: „Die Kunden haben auf den Spargel gewartet – das war unser Glück“, sagt Landwirt Ernst-August Winkelmann, Geschäftsführer des Spargelhofs in Klaistow. „Und als es dann endlich losging, hatten wir innerhalb kürzester Zeit hohe Erntemengen.“ Er schätzt, dass auf seinen Feldern in diesem Jahr insgesamt 3000 Tonnen gestochen werden – nicht ganz so viel wie 2012. Diesen Trend bestätigt auch der Beelitzer Spargelbauer Jürgen Jakobs. „Dieses Jahr sind es rund fünf bis zehn Prozent weniger Ernteerträge“, sagte er den PNN.

Auch in anderen deutschen Spargelanbaugebieten sorgte der kalte April für Ernteverluste. So werden die Landwirte in Niedersachsen diesmal nach Schätzungen 20 bis 30 Prozent weniger Spargel stechen als im Vorjahr. Auch dort wird wohl in den kommenden Tagen noch weitergeerntet. „Aber das muss jeder Spargelbauer selbst entscheiden“, sagte der Chef der dortigen Spargelanbauer-Vereinigung, Dietrich Paul. Bei den späten Sorten könne man durchaus um eine Woche verlängern.

In der vergangenen Saison war in Brandenburg mit insgesamt 15 200 Tonnen Spargel eine Prachternte eingefahren worden. Das war das beste Ergebnis seit 1990. Etwa 75 Prozent der Ernte kommt aus der Region Beelitz. Sie gilt mit einer Fläche von 2500 Hektar als größte geschlossene deutsche Anbauregion.

Auch der Beelitzer Landwirt Karl-Ludwig Syring hat in diesem Jahr weniger gestochen. „Das hat sich auch auf den Umsatz ausgewirkt“, sagt er.  Doch die Schwankungen kennt er. „Wir arbeiten unter freiem Himmel, da gehört das dazu“, sagt Syring. Die geringeren Erntemengen sind indes auf den zwei Beelitzer Jakobs-Höfen nicht zu Buche geschlagen. „Wir konnten am Anfang höhere Preise erzielen, daher liegen wir jetzt bei Werten wie im Vorjahr“, berichtet der Landwirt. „In der gesamten Region Beelitz werden in diesem Jahr insgesamt 6000 bis 7000 Tonnen zusammenkommen“, schätzt Jakobs.

Die Hitze der vergangenen Tage haben dem Spargel jedenfalls nichts ausgemacht. „Noch nicht“, betont Jakobs. Denn es sei ja nicht wochenlang heiß gewesen. „Der Spargel kann aber wie andere Pflanzen auch unter Hitzestress stehen.“ Das bedeute, dass er dann sehr schnell wachse. „Da muss man aufpassen, dass man nicht zu viel erntet und die Regeneration der Pflanze gefährdet“, erklärt er. Ginge es nach Landwirt Syring wären die heißen Tage vor dem Wochenende ein guter Schlusspunkt gewesen. Bei dieser Wärme würde sich die Blattmasse des Stangengemüses besonders gut entwickeln und neue Spargelknospen für das nächste Jahr ausbilden, sagte er.

Deutschlandweit mussten Spargel-Fans in dieser Saison tiefer in die Tasche greifen als in den Vorjahren. Branchen-kenner Michael Koch sammelt bei der Bonner Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) durchschnittliche Spargelpreise, die die Verbraucher in Supermärkten, Hofläden oder Spargelverkaufsständen bezahlen müssen. Die Tendenz sei dieses Mal eindeutig, erklärt er. Im April hätte das Kilogramm deutscher weißer Spargel im Bundesschnitt 8,66 Euro gekostet – nach 7,39 Euro im gleichen Vorjahresmonat. Das sind rund 17 Prozent über dem Niveau aus 2012. Ähnlich der Mai: 6,38 Euro pro Kilo nach 5,81 Euro aus dem Vorjahr – 10 Prozent Mehrkosten. „Auch wenn man zum Saisonende das Fazit ziehen wird, werden wir ein etwas höheres Preisniveau haben“, prognostiziert Koch. Dem Preisaufschlag stehe jedoch „ein deutlich reduziertes Mengenniveau gegenüber“.

Bei einigen Beelitzer Spargelbauern läuft indes jetzt parallel die Erdbeerernte auf Hochtouren. So hat Jürgen Jakobs am vergangenen Donnerstag auf seinem Hof bei über 30 Grad eine Spitzenernte von 4000 Kilo eingefahren. (mit dpa)

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