zum Hauptinhalt
Ausgebremst. Die Busse der Linie 631 fahren seit Januar 2017 zur Hauptverkehrszeit alle 15 Minuten zwischen dem Bahnhof Werder und dem Potsdamer Hauptbahnhof. Künftig sollen sie Verkehrsplanern zufolge am Platz der Einheit enden, um Parallelverkehre mit Straßenbahnen und Stadtbussen zu vermeiden.

© Andreas Klaer

Verkehr zwischen Werder und Potsdam: Endstation Platz der Einheit?

Eine Idee aus Potsdam: Busse aus Werder (Havel) sollen künftig nicht mehr bis zum Hauptbahnhof fahren - die Busse der Linien 631 und 580 halten womöglich ab 2019 am Platz der Einheit.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel)/Geltow - Müssen Pendler aus Geltow und dem Werderaner Süden künftig umsteigen, um zum Potsdamer Hauptbahnhof zu kommen? So sieht es der Entwurf des neuen Potsdamer Nahverkehrsplanes vor. Im Landkreis weiß man davon noch nichts und ist sowohl über den Vorschlag als auch über die fehlende Kommunikation der Landeshauptstadt wütend.

Um Parallelverkehre zu den Stadtbussen und Straßenbahnen abzubauen, sollen die Busse der Linien 631 und 580 womöglich ab 2019 am Platz der Einheit statt am Potsdamer Hauptbahnhof enden. Das ist eine verkehrsplanerische Empfehlung eines von der Landeshauptstadt beauftragten Planungsbüros. Die Untersuchung des Büros habe ergeben, „dass ein Großteil der mit dem Bus in das Stadtgebiet fahrenden Pendler nicht den Hauptbahnhof als Ziel hat“, sagt Potsdams Stadtsprecherin Christine Hohmann den PNN.

Schon an der Stadtgrenze in die Züge steigen?

Pendler, die zum Hauptbahnhof wollen, hätten meist nicht den Bahnhof an sich als Ziel, sondern würden dort in Züge nach Berlin steigen. Diese Pendler sollten schon vor der Stadtgrenze in den Zug steigen können, um den städtischen Nahverkehr zu entlasten. „Dazu wird mit dem Landesnahverkehrsplan unter anderem die Taktverdichtung des RE1 vorgesehen. Die beiden Nahverkehrspläne muss man an dieser Stelle im Zusammenhang betrachten“, so Hohmann. Im nächsten Schritt wolle man mit dem Landkreis und dem mittelmärkischen Busunternehmen Abstimmungen vornehmen.

Dort ist man von der Idee der Linienverkürzung wenig begeistert. „Bisher wurde mit uns nichts abgesprochen und wir haben eine Linienkonzession zum Hauptbahnhof bis zum Jahr 2026, die wir zu nutzen gedenken“, sagt Regiobus-Geschäftsführer Hans-Jürgen Hennig. Der Vorschlag Potsdams würde den Erfolg des 2017 gestarteten Buskonzeptes unterlaufen. Mit besseren Anschlüssen an die Züge in Werder und Potsdam sowie einem 15-Minuten-Takt zur Hauptverkehrszeit auf der Linie 631 war es gelungen, im ersten Jahr die Fahrgastzahlen um 30 Prozent zu erhöhen. Derzeit werden die Busse zudem auch von vielen Potsdamern genutzt: Wie berichtet fahren die Straßenbahnen vom Bahnhof Pirschheide zur Innenstadt wegen Fahrermangels bereits seit Montag nur alle 20 Minuten, die Busse fahren auf der gleichen Strecke.

„Von einer solchen Planung aus der Zeitung zu erfahren, ist unerfreulich“

Gerade die erfolgreichen Konzepte um die Linien 631 und 580 zeigen, wie wichtig die direkte Erreichbarkeit des RE1 nach Berlin für die Fahrgäste ist, heißt es auch aus dem Landratsamt. Auch auf der Linie 580 Bad Belzig–Potsdam hatte es deutliche Fahrgaststeigerungen gegeben. „Von einer solchen Planung aus der Zeitung zu erfahren, ist unerfreulich“, so Vize-Landrat Christian Stein (CDU).

„Ich hoffe sehr, dass zukünftig gegenseitige Abstimmungen erfolgen zwischen den Verkehrsbetrieben und den Gemeinden sowie dem Landkreis“, sagt auch Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU). Würde die Linienverkürzung umgesetzt, würden die gut 4000 Geltower den direkten Anschluss zum Zug nach Berlin verlieren. Zwar gibt es in Geltow auch einen Bahnhof. Der liegt jedoch abseits des Ortes, die Züge fahren nur stündlich und enden in Potsdam. Um mehr Menschen in die Busse nach Potsdam zu bekommen, sollen zudem wie berichtet ein Park-and-ride-Platz an der Baumgartenbrücke sowie eine Busspur zwischen Geltow und der Pirschheide entstehen.

Zusätzlicher Zug pro Stunde

Auch in Werder, das sich ebenso wie Schwielowsee an der Finanzierung des Busverkehrs beteiligt, zweifelt man an der Argumentation aus der Landeshauptstadt. Es sei bereits gelungen, viele Auto-Pendler zum Umsteigen zu bewegen, so der 1. Beigeordnete Christian Große. „Eine geplante Taktverdichtung des RE1 als Argument zu nehmen, um gute, bereits bestehende ÖPNV-Angebote beschneiden zu wollen, halte ich in einer solchen Situation nicht für zielführend.“

Wie berichtet plant die Landesregierung, ab 2022 einen zusätzlichen Zug pro Stunde zwischen Brandenburg/Havel, Werder, Potsdam und Berlin fahren zu lassen. Doch die Parkplätze am Bahnhof Werder sind schon jetzt voll, der Bau eines zweiten Parkhauses gestaltet sich wegen schleppender Gespräche mit privaten Grundstücksbesitzern schwierig. Zudem ist der Bahnhof im Norden von Werder: Wer im Süden etwa im Wohngebiet an der Strengbrücke wohnt, ist bisher mit den durchfahrenden Bussen genau elf Minuten schneller am Potsdamer Hauptbahnhof als mit der Bahn.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false