Potsdam-Mittelmark: Ensers „leerer Schreibtisch“ in der Kritik
Gemeindevertreter fordern Aufklärung zur Amtsübergabe / Ex-Bürgermeister: „Das ist Wahlkampf-Sudelei“
Stand:
Stahnsdorf - Stahnsdorfs Gemeindevertretung verlangt über den Verbleib der Unterlagen und Dateien ihres ehemaligen Bürgermeisters, Gerhard Enser (CDU), aufgeklärt zu werden. Ein entsprechender SPD-Antrag wurde in der jüngsten Sitzung der Gemeindevertreter im nichtöffentlichen Teil diskutiert – ruhig und sachlich, wie von Gemeindevertretern gegenüber den PNN berichtet wurde. Anders also als noch wenige Minuten zuvor im öffentlichen Teil der Sitzung vor Publikum: Zwischenrufe, rote Köpfe und Applaus aus den Zuschauerreihen hatten die Stimmung aufgeheizt. Auf Grundlage einer Rechtsexpertise hatte der Vorsitzende der Vertretung, Michael Burhenne (CDU), bestimmt, das Publikum auszuschließen – gegen die lautstarke Kritik aus den Reihen der SPD.
Zwar ist aller Anfang schwer. Für Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger) hätte er dennoch leichter sein können, findet auch Albers selbst. Ausgeräumte Regale, ein leerer Schreibtisch, keine Gesetzestexte, keine Akten – lediglich einen Kleiderbügel fand der frisch gewählte Bürgermeister bei seinem Amtsantritt im Juli in seinen neuen Räumen vor. „Das war befremdlich und hat mir den Start erschwert“, erklärte Albers im Rückblick auf die Situation gegenüber den PNN. Enser habe ihm seine Hilfe angeboten, auf die Albers in einem Fall auch zurückgegriffen habe. Aber eine Übergabe der Geschäfte in Albers Sinne habe es nicht gegeben: „Er hat vor meinem Antritt die Anweisung gegeben, sein Profil auf dem Computer zu löschen. Damit sind auch dort alle Dateien weg“.
Für die Stahnsdorfer SPD Grund genug, eine Woche vor der Kommunalwahl, zu der auch Enser kandidiert, einmal nachzufragen. Die SPD hat zwei Erklärungen für Ensers Verhalten: Entweder habe der ehemalige Bürgermeister dem „Neuen“ keinen guten Start gewünscht, oder er wolle gewisse „Leichen im Keller“ verbergen.
„Das ist eine ausgesprochene Wahlkampf-Sudelei“, erklärte darauf Gerhard Enser gegenüber den PNN. „Ich finde es ausgesprochen ärgerlich, dass sich der Bürgermeister nicht an mich gewandt hat“, so Enser weiter. Jederzeit hätte er Albers zu einzelnen Fragen zur Verfügung gestanden, so wie bereits geschehen. Ganz klar hätte er Albers bereits zu verstehen gegeben, dass er keine eigenen Akten geführt habe. „Die sind alle in den zuständigen Fachämtern hinterlegt.“ Und richtig: Er habe sein PC-Profil löschen lassen, jedoch lediglich das Profil, nicht die Dateien, wie Satzungen und Niederschriften, diese lägen weiterhin auf dem Gemeinde-eigenen Großcomputer. „Es ist das Mindeste“, so Enser, „dass ich vor einem Urteil gehört werde.“
Doch diese Chance, so der Vorwurf einiger Gemeindevertreter im vergangenen Tumult, hätte Enser in der Sitzung wahrnehmen können. Da fehlte Enser.Tobias Reichelt
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: