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DasWAR“S: Entspannung im Umland

Was für Peter Könnicke in dieser Woche entkrampfend war

Stand:

Eine meiner ersten Geschichten, die ich über das Umland schreiben wollte, war die Sanierung des Stahnsdorfer Dorfplatzes. Ich rief damals im Stahnsdorfer Bauamt an und fragte die dortige Leiterin, was die Arbeiten auf dem Anger gekostet haben.

„Hm“, machte die Chefin, „gute Frage.“ Ich fühlte mich geschmeichelt und fand, dass die Frage tatsächlich ihre Berechtigung hatte. „Ja“, erwiderte ich, „und was hat“s denn nun gekostet.“ „Geld“, sagte die Bauamtsleiterin. Mehr war nicht rauszukriegen und ich bekam eine Ahnung von den herzhaften Sitten im Umland.

Hoffentlich, so dachte ich, sind die nicht alle so verkrampft.

Vor ein paar Tagen hat sich mein Verhältnis zu der Bauamtsleiterin deutlich entspannt. Auslöser: ein Krampf. Mitten in der Haushaltsklausur des Stahnsdorfer Ortsparlamentes schrie sie auf: „Ick hab “nen Krampf!“ Ich kenne das. Aus heiterem Himmel ziehen sich ganze Muskelstränge zusammen. Ich wüsste nicht, wie ich mich verhalten sollte, würde mich ein Krampf sagen wir mal mitten in einem Interview mit Jürgen Klinsmann ereilen. Genau in dem Moment, wo er mir erklärt, warum Jens Lehmann zur Fußball-WM im Tor steht, passierts: Ich zucke zusammen. Ich werde kreidebleich und der Schmerz treibt mir den Schweiß auf die Stirn. Ich puste mehr aus als ein und laufe blau an, springe mit schmerzverzerrten Gesicht auf und stolpere fluchend durch den Raum. Ehe es mir gelingt zu erklären, dass mein Verhalten nichts mit der Torwart-Entscheidung zu tun hat, weicht Klinsmann zurück und sagt: „Genauso hat der Kahn auch reagiert.“

Die Bauamtschefin hatte Glück. Der Stahnsdorfer Gemeinderatsvorsitzende, Apotheker von Beruf, eilte sofort zur Unfallstelle, um Erste Hilfe zu leisten. Eifrig massierte der Parlamentsführer den Oberschenkel der Bauamtschefin, während jemand rief: „Bei einem Muskelkrampf sollte man direkt versuchen, ihn durch gymnastische Maßnahmen zu lösen.“ Das war Gott sei dank nicht nötig, der Apotheker leistete ganze Arbeit. Ich konnte mit der leidenden Bauamtschefin sehr gut mitfühlen und habe inzwischen einen sympathischen Eindruck von ihr.

Überhaupt finde ich, dass es in letzter Zeit in der hiesigen Politik recht aufgelockert zugeht. Neulich, nach einer langen Diskussion um mehr Verkehrssicherheit in Kleinmachnow, meinte ein Abgeordneter, man sollte doch zu diesem Thema einen Arbeitskreis bilden, „in dem wir uns gegenseitig befruchten können.“ Meine einstige Sorge, dass es hier im Umland verkrampft zugeht, war völlig unbegründet.

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