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Werder (Havel): Enttäuschung über Tunnel-Zeitplan

In Werder werden zwei Bahnunterführungen statt einer gebaut. Das könnte aber noch acht Jahre dauern.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Die Planungen für den Tunnelbau unter den Bahngleisen in Werder verzögern sich noch einmal um mindestens ein Jahr. Wie die Stadtverwaltung am gestrigen Donnerstag in einer mit dem Infrastrukturministerium abgesprochenen Mitteilung bekannt gab, soll das Planfeststellungsverfahren für den Tunnel im Norden Werders nun frühestens Ende 2018 beginnen, zuletzt war stets von Ende 2017 die Rede. Auch soll der Tunnel an anderer Stelle als bisher geplant entstehen.

Die Schranken sind bis zu neun Stunden am Tag geschlossen

Die stark befahrenen Bahngleise durchschneiden die Stadt derzeit im Norden und trennen das neue Wohngebiet Havelauen und die Autobahnauffahrt von der Innenstadt. Die Schranken an der Straße, die jüngsten Zählungen zufolge von 7000 Autos täglich benutzt wird, sind bis zu neun Stunden am Tag geschlossen. Deshalb sollte ursprünglichen Plänen zufolge ein Bahntunnel östlich zur bisherigen Straße versetzt den Bahnübergang ersetzen, da die Landstraße an dieser Stelle zu schmal für einen Tunnel mit Fuß- und Radwegen und gleichzeitiger Anbindung der angrenzenden Grundstücke ist.

Laut Frank Schmidt, Chefplaner des Landesstraßenbetriebes, hätte sich im Verlauf der Vorplanungen aber gezeigt, das auch bei einem versetzten Tunnel die Anwohner ihre Grundstücke nur schwer erreichen könnten: „Mit einem Auto würde man zum Haus kommen, mit Möbeltransportern oder ähnlichem wäre das aber nicht immer möglich gewesen“, so Schmidt gegenüber den PNN.

Fertigstellung wäre für 2025 realistisch

Deshalb soll nun eine Zwei-Tunnel-Lösung kommen: Entlang der Landesstraße soll die Straße abgesenkt und unter die Gleise hindurch geführt werden, durch einen Einbahnstraßenring seitlich des Tunnels sollen die Grundstücke erschlossen werden. Platz für Rad- und Fußwege gibt es dann nicht, weshalb am nahen Bahnhof ein neuer Tunnel mit Rampen für Fußgänger und Radfahrer entstehen soll, der auch zu den Bahnsteigen führen könnte. Nach dessen Vollendung soll der bisherige, über Treppen und Fahrstühle zugängliche Bahnsteigtunnel versperrt werden. Die Abstimmungen mit der Bahn dazu würden Schmidt zufolge nun beginnen.

Wenn das Planfeststellungsverfahren dann Ende 2018 beginnen kann, könnten ab 2020 die Ausführungsplanung, Ausschreibung und Vergabe der Bauarbeiten starten, sodass ein Baubeginn 2022 und eine Fertigstellung 2025 realistisch seien. Während der Bauarbeiten werden Autofahrer wohl über Kemnitz in den Werderaner Norden fahren müssen, von der Innenstadt aus ist das ein Umweg von sieben Kilometern. Die Kosten für das Projekt würden sich auf etwa 20 Millionen Euro belaufen. „Je nach Verhandlungsergebnis mit der Bahn können sie aber noch deutlich nach oben oder unten gehen“, so der Chefplaner.

Werder kritisiert das Land Brandenburg

In Werder zeigt man sich angesichts des Zeithorizontes enttäuscht. Das Land habe die Stadt Werder viele Jahre mit der L90 hängenlassen, sagte der Stadtverordnete und frühere Bürgermeister Werner Große (CDU). Dass es zu weiteren Verzögerungen bei der Bahnunterführung kommt, sei kaum noch nachzuvollziehen.

Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) schloss sich der Kritik an, zumal die Bahnüberführung auch ein Hindernis bei der Weiterentwicklung des Nahverkehres rund um Werder darstelle. „Durchgehende Busverbindungen aus Phöben und insbesondere aus den Havelauen über die Bahngleise werden nun auf lange Sicht unmöglich bleiben“, so die Bürgermeisterin. Hoffnungsvoll stimme sie indes, dass mit der Trassenführung entlang der bestehenden Strecke erhebliches Konfliktpotenzial bei Anliegern beseitigt werde. Frühzeitig müssten nun die Anwohner eingebunden und die Planungen für eine Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes abgestimmt werden, um neue Verzögerungen zu vermeiden.

Der Bahnhofsvorplatz könnte zeitgleich umgebaut werden

Den Stadtverordneten waren die neuen Pläne bereits am Dienstag präsentiert worden. Ursprünglich hatten sie die Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (SPD) zum Gespräch gebeten, da sich die Pläne zum Tunnelbau seit den 90er-Jahren immer wieder verzögern. Zum Gespräch schickte die Ministerin allerdings ihren Abteilungsleiter Verkehr, Egbert Neumann, und Chefplaner Frank Schmidt.

Schmidt nannte gegenüber den PNN gestern einen kleinen Vorzug, den die lange Verzögerung des Tunnelbaus nahe des Werderaner Bahnhofes mit sich bringen könnte: Gemeinsam mit der Stadt könnte zeitgleich auch der Bahnhofsvorplatz umgeplant werden. Der ist wie berichtet zu klein geworden, da dort seit Januar mehr Busse wenden, es aber nur drei hintereinander liegende Haltestellen gibt. Autofahrern ist das Parken dort verboten worden. Gemeinsam wolle man nun schauen, wie das Problem behoben werden könnte.

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