Aus dem GERICHTSSAAL: Erbitterter Wegestreit in Werder
Zeuge: „Der Angeklagte wollte mich umfahren“
Stand:
Werder – Klaus K.* (54) spricht von Gewohnheitsrecht, Schikane und Beleidigung durch Dieter D.* (53). Der würde alles daran setzen, ihm die Zufahrt zu seinem Grundstück Am Zernsee zu versperren. Im Sommer vorigen Jahres habe er den Weg sogar mit Betonplatten verbarrikadieren lassen. Dieter D. – seines Zeichens Bau- und Projektleiter – behauptet, Klaus K. habe Wegemarkierungen auf dem benachbarten Grundstück, das sein Arbeitgeber auf einer Zwangsversteigerung erwarb, entfernt. Am 23. August sei er mit seinem Lieferwagen sogar wutentbrannt auf ihn zugefahren, als er nach dem Rechten sehen wollte. Nur durch einen Sprung ins Gemüsebeet habe er sich retten können. Beide Männer erstatteten Anzeige bei der Polizeiwache Werder. Das Verfahren gegen Dieter D. wegen Nötigung wurde bereits eingestellt. Klaus K. hingegen saß nun wegen versuchter Körperverletzung auf der Anklagebank des Amtsgerichts. Und das nicht zum ersten Mal. Der Strafregister-Auszug des Werderaners weist neben Gewaltdelikten unter anderem diverse Betrügereien, Urkundenfälschung, Anstiftung zum Meineid, Steuerhinterziehung und Nötigung auf.
„Wir nutzen den Weg bereits seit acht Jahren. Er ist die einzige Möglichkeit, auf unser Grundstück zu gelangen“, stellt Klaus K. erregt klar. „Im Bauarchiv existieren entsprechende Unterlagen darüber.“ Die habe er seinem Kontrahenten am Tattag präsentieren wollen. Doch Dieter D. habe ihn beschimpft, sich dann auf die Motorhaube seines Autos geschmissen, um ihn an der Weiterfahrt zu hindern.
„Herr K. wollte mich umfahren“, ist sich Dieter D. sicher. „Erst rollte er mit seinem Auto rückwärts. Dann hörte ich den Motor aufheulen und sah den Wagen auf mich zukommen.“ Geistesgegenwärtig habe er sich mit einer Hand an der Motorhaube abgestützt und durch eine Drehung aus der Gefahrenzone manövriert. Dabei habe er mit seinem Mantel das Fahrzeug des Angeklagten gestreift, sei die in der Tasche befindliche Kamera zu Bruch gegangen.
Eine Nachbarin berichtete im Zeugenstand: „Klaus K. bog mit seinem Lieferfahrzeug in die Einfahrt ein. Plötzlich sprang ein Mann in einem langen Mantel auf die Kühlerhaube und schrie zweimal, Sie kommen hier nicht durch. Da stand das Auto aber schon“, berichtet eine Nachbarin. Glaubt man der Tochter des Angeklagten, so fuhr Klaus K. noch – allerdings ganz vorsichtig – , als sich Dieter D. vor das Auto warf und brüllte: Ich werde schon zu verhindern wissen, dass Sie hier durchfahren. „Dabei fuchtelte er mit seinen Händen herum und klebte mit seinem Mantel am Auto.“ Ein Landschaftsgärtner, der in der Nähe Bäume beschnitt, sah den Hechtsprung des Bauleiters, kann allerdings nicht sagen, was diesem vorausging.
„Das war ein Geschrei. Ich war heilfroh, dass sich die beiden Männer nicht geprügelt haben“, beschreibt ein damals zu Hilfe gerufener Polizeibeamter das Geschehen. „Es hat über zwei Stunden gedauert, bis mein Kollege und ich die jeweiligen Anzeigen aufgenommen hatten.“ Die Verhandlung wird am 22. November fortgesetzt. (*Namen von der Redaktion geändert.) Hoga
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