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Es ist angerichtet: Nach der Magen-Darm-Epedemie wird in Stahnsdorf erwogen, dem Caterer Sodexo zu kündigen.

© dapd

Brechdurchfall: Erdbeeren gab es nicht überall

Über elftausend Kinder und Jugendliche litten an dem Brechdurchfall. Jetzt konnten die Noroviren in den Tiefkühl-Erdbeeren aus China vom Robert Koch-Institut nachgewiesen werden. Bei der Entschädigung der Opfer hält sich das das Catering-Unternehmen Sodexo indes bedeckt.

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Potsdam-Mittelmark - An den Erdbeeren alleine kann es offenbar nicht gelegen haben: In Potsdam-Mittelmark, dem landesweit am stärksten von den massenhaften Magen-Darm-Erkrankungen betroffenen Landkreis, melden zwei Kommunen Fälle, in denen erkrankte Kinder keine Erdbeeren gegessen hatten. Insgesamt waren vor gut einer Woche 1007 Menschen in der Mittelmark erkrankt, darunter 972 Kinder.

Ende vergangener Woche hatte das Robert Koch-Institut (RKI) eine Charge Tiefkühlerdbeeren als Ursache für die Erkrankungswelle in fünf Bundesländern identifiziert. In Werder (Havel) waren jedoch Einrichtungen betroffen, an die der Caterer Sodexo keine Gerichte mit Erdbeeren geliefert hatte, sagte Werders Erste Beigeordnete Manuela Saß am Montag auf PNN-Anfrage. Stahnsdorfer Eltern hatten bereits am Freitag erklärt, dass ihre Kinder unter Erbrechen und Durchfall gelitten hätten, ohne Erdbeeren gegessen zu haben. An der Stahnsdorfer Heinrich-Zille-Grundschule gab es an den entsprechenden Tagen Fischstäbchen sowie Kartoffelpuffer mit Apfelmus – doch nach Angaben von Rathaussprecherin Lena Knote auch Grießbrei mit den jetzt unter Verdacht stehenden Erdbeeren. Aber: Nicht alle erkrankten Kinder hätten das Gericht bestellt. Auch am Teltower Kant-Gymnasium, das ebenfalls von Sodexo beliefert wird, sollen Kinder krank geworden sein, ohne die Früchte gegessen zu haben.

Einen Widerspruch sieht man bei der Lebensmittelüberwachung des Kreises nicht: „Überall, wo Menschen erkrankt sind, gab es Erdbeeren“, sagte der Chef der Behörde Hans-Georg Hurttig. Dass sich dennoch Kinder infizierten, die keine Erdbeeren aßen, könne verschiedene Ursachen haben. So werden etwa Noroviren, die vom RKI als eine wahrscheinliche Ursache genannt werden, auch über Atemluft oder Niesen weitergegeben. Für diese Jahreszeit seien Norovirus-Infektionen keine Seltenheit, so Hurttig. Es sei also nicht auszuschließen, dass parallel zu der durch das Schulessen ausgelösten Krankheitswelle auch Fälle auftraten, die damit nichts zu tun hatten. Auch laut RKI sind Häufungen von Norovirus-Erkrankungen, die eine andere Ursache haben, parallel zum aktuellen Ausbruch möglich.

Welcher Erreger die Infektionswelle tatsächlich auslöste, ist laut RKI aber noch nicht abschließend geklärt. Nach Angaben des Bundesverbraucherschutzministeriums sind inzwischen in Sachsen erstmals Noroviren in einer Probe aus dieser Charge Tiefkühlerdbeeren nachgewiesen worden. Sodexo hatte am Wochenende Entschädigungen angekündigt, ob die an die Betroffenen selbst oder die belieferten Einrichtungen gehen sollen, ist noch unklar. Besonders in Stahnsdorf hat das Unternehmen derzeit einen schweren Stand: Während der Caterer die Schulen, Horte und Kitas der meisten Nachbarkommunen schon seit mehreren Jahren beliefert, hat er in der Gemeinde erst seit diesem Schuljahr die Versorgung übernommen. Nach dem Ende der Herbstferien in der kommenden Woche will die Verwaltung eine Umfrage unter den Eltern starten. „Das war ohnehin geplant, um die Zufriedenheit mit dem neuen Caterer zu überprüfen“, sagte Rathaussprecherin Lena Knote den PNN auf Anfrage. Gegebenenfalls werde man aber prüfen, ob die Verträge mit Sodexo wieder gekündigt werden können. In Schwielowsee hat man zumindest für die Dauer der Herbstferien das Catering abbestellt, die beiden von Sodexo belieferten Einrichtungen – die Kita Ferch und die Integrierte Tagesbetreuung – werden bis auf Weiteres von den Kindertagesstätten in Geltow und Caputh mitversorgt, so Bürgermeisterin Kerstin Hoppe. Dort wird selbst gekocht. 

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