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Potsdam-Mittelmark: Erfolgreicher Schulexpress in Teltow Ohne Auto zur Schule: 83 Prozent der Kinder laufen
Teltow - Kurz vor Schulbeginn herrscht reges Treiben vor der Teltower Anne-Frank-Grundschule. Kinder mit bunten Helmen drängeln sich mit ihren Rädern und Rollern auf dem Bürgersteig.
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Teltow - Kurz vor Schulbeginn herrscht reges Treiben vor der Teltower Anne-Frank-Grundschule. Kinder mit bunten Helmen drängeln sich mit ihren Rädern und Rollern auf dem Bürgersteig. Flink überholen sie die Schüler, die zu Fuß kommen. Wer kurz vor acht noch nach einem freien Platz unter dem langen Radunterstand sucht, muss Geduld mitbringen. Viele Räder, wenig Autos: Ganz selten hält ein Auto direkt vor der Schule.
„Vor zwei Jahren sah das hier noch ganz anders aus“, erinnert sich Melanie Bomhoff vom Förderverein der Grundschule. Damals sind laut einer Umfrage 60 Prozent der insgesamt 600 Schüler mit dem Auto bis vor die Schule gebracht worden. Mittlerweile, so zeigt eine aktuelle Auswertung, liege die Zahl bei 17 Prozent. „Das zeigt, wie erfolgreich der Schulexpress ist.“
Hinter dem Schulexpress steckt ein Konzept, dass sich die Bremerin Verena Nölle ausgedacht hat und dafür in ganz Deutschland wirbt. Über Verwandte ist Melanie Bomhoff darauf aufmerksam geworden und hat den Schulexpress nach Teltow gebracht. Das Konzept ist einfach: Im Umkreis von bis zu einem Kilometer werden rund um eine Grundschule Haltestellen errichtet. In Teltow gibt es davon bisher 13 Stück. Von dort sollen die Grundschüler gemeinsam die letzten Meter zu Fuß zur Schule gehen, um Verkehrschaos zu vermeiden. Die Kinder laufen einem Paar Füße nach, das auf der Straße aufgemalt ist. Ein dicker Balken an Straßen oder Ausfahrten bedeutet stehen bleiben und gucken.
Damit der Express nicht in Vergessenheit gerät, gibt es regelmäßige Aktionswochen. „Das sind autofreie Wochen, bei denen die Schüler Punkte sammeln, wenn sie nicht mit dem Auto kommen“, erklärt Bomhoff. Das sei ein guter Anreiz: „Die Kinder überreden die Eltern, das Auto stehen zu lassen, weil sie gewinnen wollen.“
In der vergangenen Woche wurde das einjährige Bestehen des Projektes in Teltow gefeiert. Zu einem Vorbild, das Schule macht, ist es dennoch nicht geworden. Die Teltower Grundschule sei in Brandenburg die einzige, die den Express eingeführt habe, erklärt Verena Nölle. Deutschlandweit würden sich bisher 95 Schulen beteiligen. Interesse gebe es zwar, aber es werde nicht konkreter. „Die Stahnsdorfer Lindenhof-Grundschule hat sich zum Beispiel schon erkundigt.“
Auch in Kleinmachnow kennt man das Konzept: „Mit der autofreien Woche haben wir uns für eine Variante entschieden“, erzählt Katja Becker, Vorsitzende des Fördervereins der Seeberg-Grundschule. Bei der Aktion im April gab es auch mehrere Haltestellen, von denen aus die Kinder gelaufen sind. „Ein Schulexpress würde nur Sinn machen, wenn alle Schulen mitmachen.“ Das gehe wegen der Internationalen Schule und der Waldorfschule aber nicht. Eva Schmid
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