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Von Kirsten Graulich: Erfolgsgeschichten und ein deutliches Signal

Gestern wurde das neue Teltower Agenda-Büro eröffnet – direkt neben Rathaus und Citybus

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Teltow – Blumen im Fenster und in der Raummitte ein Tisch mit 15 Stühlen. Das ist der erste Eindruck, den Besucher vom neuen Teltower Agenda-Büro erhalten, das gestern feierlich eröffnet wurde. Der Umzug vom benachbarten Rathaus in den ehemaligen Laden in der Neuen Straße 3, gilt als wichtiges Signal. Denn mit den Öffnungszeiten des Amtes waren auch Einschränkungen für die Agenda-Büronutzung verbunden. Das einstige Büro mit großem Glasfenster im Foyer der Stadtverwaltung hatte zwar einen herausragenden Platz, denn jeder Rathausbesucher musste daran vorbeigehen, aber nur wenige kamen wirklich durch die Bürotür.

Einige Agendaakteure vermuteten, zur Schwellenangst habe vielleicht beigetragen, dass das Ambiente mit den Schreibtischen mehr einer Amtsstube glich. Im neuen Quartier sind die Büromöbel nicht so vordergründig platziert, sondern in Nischen gerückt worden. Der Raum wirkt so einladender, zudem hält der Citybus direkt vor der Tür, wenn man den Arm ausstreckt wie Klaus Weißenberg gestern gleich mal praktisch demonstrierte. Weißenberg ist der zuständige Mitarbeiter der Verwaltung für die Lokale Agenda 21 in Teltow. Gestern erinnerte er auch an die Erfolge des kommunalen Aktionsprogramms, zu denen der Citybus, die Blumenampeln in der Altstadt, das Frühlingsfest, der Bürgerpark am Puschkinplatz, der Tag der offenen Höfe und der Kunstsonntag gehören. Solche Erfolgsgeschichten haben längst jene verstummen lassen, die den Beschluss vom 21.April 1999 seinerzeit noch als Papiertiger abtun wollten.

Dass bei den vielen Aktivitäten auch Reibungspunkte entstehen, verhehlte Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) gestern nicht. „Wir lassen die Lokale Agenda aber auch nicht im Regen stehen“, betonte er und übergab symbolisch einen Regenschirm an Wolfgang Dahms, der seit den Anfängen dabei ist und manches Projekt mit auf den Weg brachte. Etwa 20 Projekte wurden bislang umgesetzt, zwölf davon mit Preisen bedacht. Ohne das Votum der Stadtverordneten wäre das nicht gelungen, betonte Schmidt, der auch nicht vergaß, daran zu erinnern, dass die Initialzündung für die Agendabewegung von seinem Amtsvorgänger Siegfried Kluge kam.

Rund 40 Bürger arbeiten zurzeit in 24 Projekten, das jüngste widmete sich dem Klimaschutz. Ein Konzept zu Teltower Klimazielen wird in den nächsten Wochen in den kommunalen Gremien beraten. Nicht nur auf die eigene Stadt konzentrieren Teltows Agena-Akteure ihre Aktivitäten in den Bereichen Kultur, Naturschutz, Stadtentwicklung und Verkehr, sondern sie arbeiten auch mit Initiativen aus Kleinmachnow, Stahnsdorf und Berlin eng zusammen. Ob sich die Region einmal entschließt, ein gemeinsames Büro zu etablieren, bleibt abzuwarten.

Zweifellos ist das neue Büro auch noch aus einer ganz anderen Perspektive ein dickes Plus in der Agenda-Bilanz. Das Netzwerk Tolerantes Teltow, auch eine Agendagruppe, hatte sich jahrelang dafür engagiert, dass der Laden „Nordic Thunder“ aus der Altstadt verschwindet, der sich ganz offensichtlich an Kunden der rechten Szene gewandt hatte. Wirtschaftsförderer Sören Kosanke, heute SPD-Landtagsmitglied, unterstützte das Engagement des Netzwerkes. Dass sich anstelle von rechtem Lifestyle heute ein Büro für Bürgerengagement neben den Amtsstuben etablierte, kommentierte Kosanke, der auch zur Eröffnung kam, gestern mit einem Stoßseufzer: „Ich bin froh, dass dieser Laden weg ist.“

Kirsten Graulich

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