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Potsdam-Mittelmark: Erholen an der Autobahn

Leise Kritik am in Kemnitz geplanten Havelcamp

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Werder (Havel) - Sind die künftigen Gäste des geplanten Havelcamps in Kemnitz von Hochwasser bedroht? Und kann man, 250 Meter von der Autobahn entfernt, überhaupt ruhig schlafen? In einem ersten Abwägungsverfahren für das in der Kolonie Zern geplante Feriencamp für sozial benachteiligte Familien und Jugendliche sind vorsichtige Bedenken laut geworden. Sie werden jedoch nicht zu einem Ende des laufenden Bebauungsplanverfahrens führen, denn das Rathaus hat gute Gegenargumente. Und die Resonanz bei den 15 Behörden und Trägern öffentlicher Belange, die sich zu dem Projekt geäußert haben, fällt meist positiv aus.

Nur das Landesumweltamt warnt vor Problemen: Das Projekt liege im Überschwemmungsgebiet am Zernsee und sei nicht mit den Zielen des Hochwasserschutzes vereinbar – jegliche Bebauung in Überschwemmungsgebieten sei zu vermeiden. Dementgegen wird von Rathausseite betont, dass hier statistisch nur alle 100 Jahre ein Hochwasser droht, selbst dann liege der Geländepegel 36 Zentimeter über dem Hochwasserpegel. Zudem seien in dem früheren Erntehelferlager keine Neubauten geplant, zwei Gebäude sollen lediglich umgebaut werden.

Zweiter Knackpunkt des Projektes ist die Autobahn: Der Landesbetrieb Straßenwesen hat zwar nichts am Camp auszusetzen, sieht den Erholungswert 250 Meter von der A 10 entfernt allerdings kritisch und weist darauf hin, das kein Anspruch auf mehr Lärmschutz besteht. Das Landesumweltamt erwartet nachts Überschreitungen des zulässigen Lärmwertes um bis zu sieben Dezibel. Dem Hinweis, schalldämmende Lüftungseinrichtungen vorzusehen, will das Rathaus deshalb folgen.

250 000 Euro wollen das Diakonische Werk Potsdam und der Eigentümer des rund zwei Hektar großen Wassergrundstückes, die AS Immobilien GmbH, investieren, um zwei der noch intakten Gebäude herzurichten. 100 Gästebetten soll es in Doppel- und Familienzimmern geben, auch Wasserwanderer sollen ab der Saison 2010 für 20 bis 30 Euro die Nacht willkommen sein. Einige Hürden müssen aber noch genommen werden, wie die Ausgliederung aus dem Landschaftsschutzgebiet, die vom Umweltministerium in Aussicht gestellt wurde.

Kritik am Havelcamp wurde auch in der Kemnitzer Ortsbeiratssitzung am Dienstagabend laut: Pächter von Wochenendhäusern der Kolonie Zern sehen sich benachteiligt, weil ihnen erst unlängst Bescheide der Bauaufsicht zugestellt wurden: Wegen des Schutzstatus’ sollen Sichtschutzwände und Schleppdächer wieder abgerissen werden. „Auf der einen Straßenseite wird ausgegliedert, auf der anderen mit bis zu 50 000 Euro Strafe gedroht“, wie es hieß. Henry Klix

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