
© Repro
Potsdam-Mittelmark: Erinnerung an dramatische Einsätze
Am Samstag wird das 100-jährige Jubiläum der Michendorfer Feuerwehr gefeiert
Stand:
Michendorf - Für die Anwohner der Straße im Winkel in Michendorf begann das Jahr 2009 mit einem Horroszenario: In ihrer Carport-Anlage mit sechs darunter geparkten Pkw war am frühen Morgen des 4. Januar ein Feuer ausgebrochen. Ein Zeitungszusteller bemerkte den Brand und schlug Alarm. Die Michendorfer Feuerwehren standen vor einer schweren Aufgabe. „Schon auf der Fahrt zum Gerätehaus sah ich die Flammen über der Bahnlinie in den Himmel schlagen“, erinnert sich Gemeindewehrführer Dirk Noack. Als die Einsatzkräfte am Brandort eintrafen, waren in der angrenzenden Wohnhausreihe bereits Fenster gesplittert und Eingangstüren begannen durch die enorme Hitze zu schmelzen. Mit großem Einsatz gelang es den Michendorfer Wehren, das Feuer zu löschen und ein Übergreifen auf eine weitere Carportanlage zu verhindern, Menschen wurden nicht verletzt.
Von diesem und vielen anderen Großeinsätzen, aber auch von erfolgreichen Wettkämpfen, engagierter Nachwuchsarbeit und verdienten Feuerwehrleuten der Gemeinde ist in einer Broschüre zu lesen, die Ortschronist Hans-Joachim Strich mithilfe vieler Zeitzeugen jetzt zusammengestellt hat. Anlass ist das 100-jährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Michendorf, das am morgigen Samstag mit Festumzug, Musik und Tanz gefeiert wird.
Es war im Jahr 1912, als Bauern, Handwerker und Gewerbetreibende zum Schutz ihrer Wirtschaften und Betriebe den „Brandenburgischen Provinzial-Feuerwehrverband Michendorf“ gründeten. Das erste Spritzenhaus stand nahe dem Dorfteich in der Flottsteller Straße – 1968 musste es wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Als Technik stand nur eine Handdruckspritze zur Verfügung, die von zwei Pferden zum Brandort gezogen wurde. Brannte es in der Nacht, fuhr der Nachtwächter mit dem Rad durch den Ort und blies mit dem Horn das Signal „Feueralarm“.
Mehrere dramatische Einsätze gab es während der Zeit des Zweiten Weltkriegs. So wird in der Broschüre von einem schweren Bombentreffer am 2. Februar 1945 berichtet. Dabei wurde das Wohn- und Gasthaus von Hermann Weber gegenüber dem Bahnhof zerstört, insgesamt zehn Tote waren zu bergen, viele Verletzte konnten gerettet werden.
Nach dem Krieg mussten die Feuerwehrleute viele Jahre mit veralteter Technik improvisieren. Lange Zeit hatten sie kein eigenes Fahrzeug. Bei einem Großbrand 1949 am Caputher Steineberg hielt der ehemalige Revierförster Büchler deshalb einen Linienbus an, forderte die Fahrgäste auf auszusteigen und ließ die Feuerwehrleute samt Gerätschaft zum Einsatzort fahren. 1959 erhielt die Wehr dann ihr erstes eigenes Löschfahrzeug.
Zu den größten Feuersbrünsten der Nachkriegszeit zählte der drei Tage währende Waldbrand im Mai 1976 am Autobahndreieck Potsdam – 360 Hektar Wald waren im Bereich der Oberförsterei Ferch in Flammen aufgegangen. 3000 Einsatzkräfte von 28 Feuerwehren, aber auch der Nationalen Volksarmee und der Sowjetarmee bekämpften die Flammen. Am wirkungsvollsten sei der Einsatz von 20 Wassertransportflugzeugen gewesen, wird Revierförster Georg Schmitt in der Broschüre zitiert. In den Folgejahren wurden Einsätze bei Unfällen auf der nahen Autobahn mehr und mehr zu einer Hauptaufgabe der Michendorfer. Im vergangenen Jahr musste die Ortswehr insgesamt 84 Mal ausrücken – in acht Fällen standen ein Pkw oder ein Lkw in Flammen, berichtet Ortswehrführer Martin Griebel aus der aktuellen Einsatzstatistik.
Hagen Ludwig
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: