
© Ute Kaupke
Potsdam-Mittelmark: Erinnerungen an die alte Bergholzer Schule
Zum 120. Jubiläum wird zur Geschichte recherchiert und ein Festmonat vorbereitet
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Nuthetal - Fast 120 Jahre wechselvolle Geschichte kann die alte, unter Denkmalschutz stehende Backsteinschule nahe der Bergholzer Kirche erzählen. Kombiniert mit dem 100. Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr soll das Doppeljubiläum in einem Jahr mit einem Festmonat gefeiert werden. Dazu hat sich jetzt ein Festkomitee gegründet, Ehrenvorsitzende ist Hildegard Feist als ehemalige Schülerin des Hauses. „Sie hat die längsten Erinnerungen“, sagte Elvira Schmidt, Vorsitzende des Fördervereins des Nuthetaler Mehrgenerationenhauses, das hier in den vergangenen Jahren entstanden ist.
Schon 1706 ist Schneider Jürgen Schultze als erster Bergholzer Schulmeister nachweisbar, aber erst 1782 wurde eine Schule errichtet. Das heutige Gebäude wurde 1894 als dritter Bau an dieser Stelle errichtet. Otto Arns, Bruno Labsch, Käthe Winzer – „engagierte Lehrer haben hier mit Herzblut aus Knirpsen verantwortungsvolle Menschen gemacht“, sagt der Bergholzer Historiker Kurt Baller. Die ehemalige Lehrerin Ingrid Monath gehört dem Festkomitee an. Rund 500 Schüler hat sie mit ihrer Arbeit in Bergholz-Rehbrücke auf den Weg gebracht. 20 Interviews wurden geführt, in Bild und Ton festgehalten. Durchweg seien positive Erinnerungen vermittelt worden, so Baller, der selbst im Schulgarten auf der Bank am Tomatenbeet sein erstes Rendezvous hatte.
Baller wird unter dem Titel „Alte Schule – neues Haus“ ein Buch herausgeben, das die Geschichte der Menschen mit der Baugeschichte der Schule verknüpft. Der Bergholzer Maler Rolf Janssen lieferte ein Aquarell der alten Schule als Titelbild. Das Buch spiegelt den harten Kampf um die Schule wider. 1903 wurde die Landhaussiedlung Rehbrücke gegründet.
Die zugezogenen Schüler ließen die Klassenräume aus allen Nähten platzen, aber es kam nicht zum nötigen Neubau. Baller verweist auf neueste Funde kompletter Schülerlisten samt Zensuren von 1888 bis 1948 auf einem privaten Hausboden. „Potsdamer Schule 21“ hieß das Haus von 1939 bis 1952, solange Bergholz-Rehbrücke zu Potsdam gehörte.
Baller fand heraus, dass zehn Schüler 1945 aus Angst ihrer Eltern vor der Ankunft der Roten Armee im gemeinsamen Suizid den Tod fanden. 1969 wurde mit der Eröffnung der heutigen Schule im Andersenweg das Haus geschlossen. Leerstand, Wohnnutzung und erneuter Leerstand lösten sich ab. Erst nach 1989 zog mit dem Kinder- und Jugendklub „Die Brücke“ wieder Leben ein. Seit 2007 wurde das der Kommune gehörende Haus in freiwilligen Arbeitsstunden zum Mehrgenerationenhaus ausgebaut.
Die Vorhaben für die Festwoche sind schon sehr konkret: In historisch eingerichtetem Klassenzimmer sollen die 6. Klassen im kommenden Jubiläumsjahr ihre Zeugnisse erhalten. Mit dem Schulmuseum Reckahn wird wegen des Mobiliars verhandelt. Am 5. Juli wird es ein großes Dorffest auf dem Anger vor dem Haus mit allen Akteuren geben. Auftakt der Woche wird die 6. Soiree des Mehrgenerationenhauses in der Bergholzer Kirche am 14. Juni 2014 sein.
Wer Erinnerungen vermitteln oder Erinnerungsstücke beisteuern oder leihen kann, meldet sich bei Manuela Hartert unter Tel. (033200) 556 42. Ute Kaupke
Ute Kaupke
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