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Potsdam-Mittelmark: Erinnerungen wach gehalten

Aus der alten Wildenbrucher Dorfschule wurde jetzt ein Bürgerhaus

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Michendorf · Wildenbruch - Wo heute Autos parken, war früher der Sportplatz der Alten Schule. Mitten auf dem Wildenbrucher Dorfplatz spielten sie damals Völkerball, erinnert sich Fritz Wunderlich. Er weiß noch, dass sie rings um die Schule am liebsten Verstecken spielten und der Sportplatz eigentlich eine Sandwüste gewesen war. Heute gehört der Sand in den Schuhen zu den Erinnerungen ehemaliger Schüler, von denen viele am Sonntag die Gelegenheit nutzten, um bei der offiziellen Schlüsselübergabe für das neue Bürgerhaus dabei zu sein.

Einen extra gebackenen Schlüssel überreichte Michendorfs Bürgermeisterin Cornelia Jung an Ortsbürgermeister Manfred Bellin, nebst einem Gutschein „für einige Dinge, die im neuen Haus noch fehlen". Bellin erinnerte daran, dass der bis 1830 errichtete rote Ziegelbau in diesem Jahr 175 Jahre alt geworden sei. Deshalb freute er sich, dass das seit 2001 sanierte Gebäude noch im Jubiläumsjahr übergeben werden konnte. Auf dem neuen Schild am Eingang steht „Bürgerhaus Wildenbruch“ und darüber „Alte Schule“.

Mit der Sanierung, die 160 000 Euro kostete, ging für viele ein Traum in Erfüllung, weil nun auch die Schule zwischen Dorfkirche und benachbartem Gasthaus „Zur Linde“ stilgerecht und im neuen Glanz erstrahlt. Allein der breite Serviertisch im Veranstaltungsraum reichte kaum aus für all die Kuchen, die mitgebracht wurden. Neugierige Blicke auch ins neue Trauzimmer und das Amtszimmer des Bürgermeisters. Grün, gelb und dunkelrot ist der Farbenklang des Hauses. Auf dem Flur stellte das benachbarte „Atelier of Art“ mit Ikonenbildern den Moskauer Künstler Pawel Nikolajew vor. Eine Weihnachtsausstellung hatte der Heimatverein vorbereitet, der von nun an ganz oben im Dachgeschoss residieren wird. In einer Vitrine waren Taschentücher mit handbestickten Figuren und filigran gehäkelter Spitze zu bewundern, die davon zeugen, welche Kunstwerke einst die Großmütter zauberten als es noch kein Fernsehen gab. Kreativ sind sie aber heute noch wie Petra Pohl, eine Kunstlehrerin, beweist. Sie hat aus Stoffresten, Knöpfen und Perlen kleine Puppenwelten für ihre Enkelin genäht, mit denen man spielen und Geschichten erzählen kann. Dass ein Schlosser auch versteht mit Holz umzugehen, beweist Walter Wilhelm, der mit Stichsäge, Schleifpapier und viel Geduld einen ganzen Bauernhof fertigte. Von Kunsthandwerkern aus dem Erzgebirge stammen die Nussknacker, Räuchermännlein und Engel in einer anderen Vitrine.

Anregungen für eigenes Tun sind die Faltsterne und Karten aus Papier, die man kaufen kann, ebenso wie den Kalender mit historischen Fotos, den der Heimatverein aufgelegt hat. Dass man beim Schauen und Staunen ins Gespräch kam, war ganz im Sinne des Vereines, der das Haus mit vielen anderen zu einem kommunikativen Treffpunkt entwickeln will. Dazu soll die Bibliothek mit Leseecke beitragen, die im Januar eröffnet wird, wie Vereinschefin Christa Weber ankündigte. Weitere Ausstellungen mit Hausrat aus Großmutters Zeiten wird es im nächsten Jahr geben. Dann soll auch eine Tracht gezeigt werden, wie sie Wildenbrucher Wöchnerinnen einst beim ersten Kirchgang trugen. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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