zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Erneut Wechsel in der Steintherme

Tourismusexperte Christian Kirchner wird Geschäftsführer. Weiterhin Vorbehalte gegen Beratungsangebot des Landrats

Stand:

Bad Belzig - Die Steintherme Bad Belzig bekommt einen neuen Chef. Der Geschäftsführer der Kur und Freizeit Bad Belzig GmbH (KuF), Timo Neumann, werde seine Tätigkeit zum 30. April beenden, gab Bürgermeisterin Hannelore Klabunde (parteilos) am Dienstag überraschend bekannt. Seine Nachfolge tritt der erfahrene Tourismusexperte Christian Kirchner an, der seit drei Jahren bereits als Kurkoordinator in Bad Belzig tätig ist.

Als einen der Gründe für seine Entscheidung, Bad Belzig nach nur neun Monaten wieder zu verlassen, gab Neumann die anhaltenden politischen Diskussionen um die Trägerschaft der Therme an. Immer neue vermeintlich gute Ratschläge hätten dem Image der Steintherme massiv geschadet, hieß es am Montag in einer Pressemitteilung. „Sie demotivieren die Mitarbeiter und konterkarieren alle Anstrengungen die Anziehungskraft dieser Einrichtung zu erhöhen", so Neumann.

Wie berichtet hatte auch der mittelmärkische Landrat Wolfgang Blasig (SPD) im Februar in die Diskussion eingegriffen und für eine Ausschreibung des Thermalsolebads plädiert. Bisher befindet sich die Steintherme im Eigentum der Kreisstadt und wird von der kommunalen Kur- und Freizeit GmbH (KuF) betrieben. Der Grund für Blasigs Vorstoß: Die Besucherzahlen liegen auch nach einer umfangreichen Sanierung mit finanzieller Unterstützung des Landkreises noch hinter den Erwartungen zurück. Im Jahr 2011 gab es einen leichten Anstieg – es wurden gut 147 000 Gäste gezählt. Rund 180 000 waren jedoch ursprünglich als Ziel formuliert worden. Blasig hatte deshalb angeboten, gemeinsam mit dem Freizeitbad-Projektentwickler Ludwig K. Lüllepop der Stadt eine Studie mit mehreren Handlungsoptionen für die Steintherme vorzulegen. Lüllepop hat zuletzt auch die Stadt Werder (Havel) bei der Ausschreibung der Blütentherme fachlich beraten – den Zuschlag bekam die mittelfränkische Kristall Bäder AG. In Bad Belzig gibt es auch deshalb Vorbehalte gegen ein Engagement Lüllepops. Viele verstehen die Blütentherme als Konkurrenz. Sie soll im Dezember 2012 eröffnen.

Auch der neue Geschäftsführer Christian Kirchner sieht Blasigs Beratungsangebot noch mit großer Zurückhaltung. „Dieses Angebot werden wir uns sehr genau anschauen“, sagte er am Dienstag den PNN. Sowohl Klabunde als auch Kirchner bedauerten gestern den Rücktritt Neumanns. Er habe eine Qualitätsoffensive auf den Weg gebracht und im Bereich Marketing neue und viel versprechende Wege beschritten, um die Therme und den Tourismusstandort Bad Belzig voranzubringen, hieß es gestern.

Daran könne er jetzt anknüpfen, erklärte Kirchner. „Wir sind die einzige Therme im Westen Brandenburgs mit eigener Thermalsole. Das ist ein Pfund, mit dem wir künftig noch stärker wuchern müssen“, so Kirchner, der auch die Ausstrahlung der Therme nach Sachsen und Sachsen-Anhalt verbessern möchte. „Wichtig ist, dass wir jetzt Kontinuität bekommen“, so der neue Geschäftsführer, der seit 35 Jahren in der Tourismusbranche arbeitet und Mitglied des brandenburgischen Fachbeirats für Kur- und Erholungsorte ist.

Für Diskussionen hat in Bad Belzig immer wieder gesorgt, dass der städtische Haushalt unter anderem jährlich mit 750 000 Euro für den Kapitaldienst der Therme belastet wird. Mittelfristig sieht auch Kirchner dazu keine Alternative. Die Prüfung neuer Trägermodelle bleibe jedoch ein Thema. „Wir sind für viele Varianten offen – so auch für verschiedene Privatisierungsmodelle“, sagte er auf Anfrage. Blasig hatte unter anderem den Verkauf, eine Verpachtung und das Modell einer öffentlich-privaten Partnerschaft ins Gespräch gebracht.

Bürgermeisterin Klabunde sagte gestern: „Mit Christian Kirchner ist bei der KuF Kontinuität gewährleistet, sowohl im Bereich Marketing als auch hinsichtlich der Kostenoptimierung. Die Gesellschafterversammlung kann nun in aller Ruhe entscheiden, wie es langfristig mit der Steintherme weitergehen soll.“

Landrat Blasig erklärte indes, er sehe den hohen Verschleiß an KuF-Geschäftsführern mit Sorge. „Vielleicht ist der Rückzug Neumanns auch ein Eingeständnis, dass mit der vorhandenen baulichen Konfiguration nicht mehr Besucherfrequenz zu erreichen ist“, so Blasig. In dieser Hinsicht Handlungsoptionen aufzuzeichnen sei auch ein Anliegen der vom Landkreis ergebnisoffen in Auftrag gegebenen Studie. Sie soll der Stadt noch im April vorgelegt werden. Auch müsste laut Blasig der Gedanke neu belebt werden, an der Therme ein Hotel zu bauen. Die Vorbehalte in Bad Belzig könne er nicht nachvollziehen. „Mein Wunsch ist es, dass im Landkreis künftig zwei Thermen mit unterschiedlichen Konzepten auf Augenhöhe nebeneinander erfolgreich bestehen“, so Blasig.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })